BÖSE im Bett. Andrea Lieder-Hein
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Das letzte Stück auf der B210 zeigte ihr eine völlig ebene, für sie fremde Landschaft. Neugierig streifte ihr Blick die ausgedehnten Weiden und kleinen Backstein-Häuschen am Straßenrand. Ein Wald tauchte auf und nur Minuten später erreichte sie Wittmund. Jana parkte ihren gelben Dacia Logan „Am Markt“ und lief die paar Meter bis zur Isumer Straße, ihrer neuen Dienststelle. Etwas aufgeregt betrachtete sie das schmucklose Gebäude. Dann drückte sie auf die Klingel an der Tür und der Summer gewährte ihr Einlass.
006 Okkultismus-Party in der Leichenhalle
Nachdem Mia den ganzen Freitagabend mit der Familie samt Oma Imme alte Fotoalben geguckt hatte und viele Baby-Fotos von ihr bestaunt worden waren, verabschiedete sie sich gegen 21 Uhr von allen und hoffte, dass auch der Rest der Familie bald ins Bett finden würde.
Gegen 23:45 Uhr stieg Mia leise aus dem Bett, zog sich ihre alte Jeans und einen dicken Pulli an und nahm zwei Taschenlampen mit, für den Notfall. Zwar war die Leichenhalle vor fünf Jahren komplett renoviert worden, samt Klimaanlage, aber nachts war es doch erschreckend kalt in dem kleinen sechseckigen Gebäude aus Stein. Unten am Hauseingang nahm sie den Schlüssel zur Leichenhalle vom Schlüsselbrett und steckte ihn ein.
Nachdem sie sich vom Vollmond geleitet über den Friedhof geschlichen hatte, schloss sie die stabile Holztür der Leichenhalle auf und tastete sich langsam weiter voran. Elektrisches Licht traute sie sich nicht einzuschalten. Das würde man eventuell vom Pfarrhaus aus sehen.
In dem sechseckigen Raum war damals bei der Renovierung auf der gesamten Längsseite ein Betonsockel für bis zu fünf Särge angelegt worden. Er war rund 80 cm hoch und ideal für einen Geburtstagstisch. Mia hatte insgeheim befürchtet, es könne dort eine Leiche im Sarg stehen, aber Gott sei Dank war niemand in der Gemeinde gestorben. Mias Mitschüler hatten für diesen Abend den Auftrag, Essen und Trinken selbst mitbringen, und ein Kissen zum Sitzen.
Auf den Sargsockel positionierte sie drei große Kerzen. Da die Fenster sehr hoch angelegt waren, bestand bei Kerzen nicht die Gefahr, dass deren Lichtschein im Haupthaus gesehen werden konnte.
Um vier Minuten nach Mitternacht waren alle 28 Schüler eingetrudelt. Mia stellte sich auf den Sockel und erläuterte zunächst die Räumlichkeiten.
Suppi, dass ihr alle gekommen seid. Ich erklär’ euch jetzt mal, wie wir uns gleich hinsetzten und was noch wichtig ist.
Hier, der Sockel, auf dem ich stehe, der ist für die Särge gedacht. Da haben wohl zwei Gruppen Platz bei unserem Okkultismus-Geburtstag. Gegenüber könnten zwei Tische mit je sechs bis acht Stühlen stehen. Mehr gibt es hier auch nicht. Die sind dafür gedacht, wenn ältere gebrechliche Angehörige ihre Toten noch einmal besuchen, hier in der Leichenhalle.
Es gibt zwei Tische, einen für die Bibel und einen für das Kondolenzbuch. Der zweite Tisch steht im Waschraum, für Handschuhe, Seife und son Kram. Den können wir leer räumen und die acht Stühle drum herum stellen.
Andere Gruppen können es sich auf dem Sockel bequem machen. Ihr habt doch alle an eure Kissen gedacht?
Klaro. Geile Kiste, inner Leichenhalle Geburtstag feiern, mit Séance und so.
OK. Dann wichtig: Rechts von mir, da ist der Raum, wo die Leichen aufgehübscht werden, dieser Waschraum. Dort könnt ihr auch Hände waschen. Dann ist da noch das Klo. Kotzen verboten, Alk und rauchen ist hier nicht. Wisst ihr ja. Sonst krieg ich Ärger.
Links von mir, wo das andere Sechseck endet, könnten die Tische auch stehen, wenn euch das lieber ist.
Ihr habt euch zu Hause was überlegt? Wer macht was? Und mit wem?
Gesa?
Wir spielen Tarock, wahrsagen. Karten haben wir dabei. Kissen auch. Unsere Gruppe besteht aus sieben Leuten.
OK. Gesa, Auf dem Sockel?
Geht klar. Auf dem Sockel.
Wer wollte mit mir eine Séance? Jenseitserfahrung? Josi? Wegen Whopper?
Ja, mit mir und dir sind wir acht. Ich bin so aufgeregt, mit Whopper sprechen zu können. Und wie es ihm geht. Und wie traurig ich bin, weil er tot ist.
OK, wir sind dann acht und gehen mit den zwei Tischen und den Stühlen ins Sechseck oder gegenüber dem Sockel. Schaun wir mal.
Wer macht die Kristallkugel? Du, Peer?
Kristallkugel, Hellsehen und Hypnose machen wir vier. Am liebsten auf dem Sockel. Ist doch noch Platz?
Klar, da passen fünf Särge drauf. Timm, was machst du?
Ich tröste Emma. Ihre Lateinarbeit war sechs, und Frau Vogelfang hat heute Emmas Mutter angerufen. Emma könnte sitzen bleiben, und dann muss sie abgehen, sagt ihre Mutter. Emma geht es echt schlecht.
OK, du und Emma, ihr seid ungestört zwischen dem Sockel hier rechts von mir und der Waschkammer. Habt ihr was zu schnasseln?
Ja, wir haben jeder 2 Liter Cola und jede Menge Chips.
OK, und ihr vier? Monja?
Wir chillen, nur so mit nix.
OK. Wir feiern jetzt voll kultmäßig etwas verspätet aus meinem Geburtstag heraus. Bei Vollmond, wie es sich gehört. Keiner hat vorgeglüht, hoffe ich? Nein? OK. Dann geht’s los. Drei Kerzen, zwei für den Sockel, eine für den Tisch. Auf dem Klo könnt ihr Licht machen, das sieht vom Pfarrhaus niemand. Sonst nur Kerzen. Noch Fragen?
Niemand hatte mehr Fragen, alle wollten loslegen. Inzwischen war es kurz nach halb eins. Mia und ihre sieben Mitschüler schoben die zwei leeren Tische zusammen und holten die acht Stühle. Dann setzten sich alle um den Tisch. Mia war das Medium, Mia erklärte die Vorgehensweise:
Ich habe natürlich etwas Ritualzauber mitgebracht. Verteilt mal die getrockneten Rosenblätter um die Kerze. Wir glauben ja nicht wirklich, dass uns Whopper aus dem Jenseits antwortet, also keine Panik. Bisschen Spaß und bisschen Grusel. Josi, entzünde mal das Weihrauch-Stäbchen.
Aber ich will unbedingt mit Whopper sprechen, Mia.
OK. Ich versuche mein Bestes. Legt jetzt alle eure Hände auf den Tisch. Ein geschlossener Kreis. Kai, Daumen an Daumen, kleiner Finger an kleinen Finger. Ja, genau so.
In der nächsten Stunde darf KEINER den Kreis unterbrechen. Die Kerze darf NICHT erlöschen. Egal was ihr hört oder seht, niemand