BÖSE im Bett. Andrea Lieder-Hein
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Alle nickten Mia zu.
Ich kann nicht versprechen, dass Whopper uns antwortet, aber die Bedingungen sind gut. Vollmond, Leichenhalle, gute Aura, Kerze, Ritualzauber.
Josi, wen soll ich rufen?
Whopper, meinen Golden Retriever. Er ist vor drei Wochen gestorben.
Gut, Josi, keine Informationen, die kennt Whopper selbst. Nur noch seinen ganzen Namen und sein Todesdatum.
Whopper vom Dünensand. Todesdatum 21. April.
Gut. Denkt immer daran, den Kreis nicht zu unterbrechen, auf keinen Fall. Ich werde jetzt meine nekromantische Macht verwenden, um Whopper zu rufen:
Whopper vom Dünensand, hörst du mich? Hört mich, Ihr Geister, ich rufe Euch. Whopper vom Dünensand, heimgegangen am Sonntag, dem 21. April.
Plötzlich fing die Kerze an zu flackern, der Tisch bewegte sich wie ein leichtes Schwanken und ein leises Stöhnen rauschte durch den Raum. Draußen grummelte es. Ein Gewitter zog auf.
Whopper, ich spüre deine Nähe.
„Josi, ich bin dir nahe. Josi, ich vermisse dich. Die Spaziergänge. Josi, aber sei nicht traurig. Es ist schön hier. Es gibt viele Schafe, die uns leiten“.
Whopper, warum bist du von uns gegangen?
„Ich hatte das biologische Alter erreicht. Meine Gelenke waren verbraucht, mein Fell wärmte nicht mehr“.
Whopper, wie lebst du jetzt?
„Als ich in den Hunde-Himmel kam, wurde ich von einer weißen Dogge mit Flügeln empfangen und zu meinem Körbchen geführt. Mein Wohnbett. Ich bekam ein Halsband mit meinem Namen: Amalyndor III“
Whopper, wie....
Ein Blitz tauchte die Leichenhalle für den Bruchteil einer Sekunde in grelles Licht und erschreckte die Schüler zu Tode. Wenig später folgte der Donner, fast direkt über ihnen.
Danach verkündete ein Rauschen, ein Windhauch, eine Zugluft allen, dass Whopper gegangen war. Mit seinem Abgang setzte ein prasselnder Regen ein.
Es war fast halb zwei, und jede Gruppe erzählte den anderen, was sie Gruseliges erlebt hatte. In Peers Gruppe hatten sich Imko und Dieke abgesprochen, in Hypnose zu fallen und nicht wieder aufzuwachen. Das hielten die beiden Zwillinge auch fast sieben Minuten durch, aber dann konnten sie nicht mehr vor Lachen. Peer fiel ein Stein vom Herzen.
Gesas Wahrsage-Künste fanden großen Zuspruch. Sie hatte allen in ihrer Gruppe eine Versetzung in die 9L vorausgesagt. Und eine Woche Klassenfahrt auf Norderney voll Spaß. Aber das war nun nicht so wahrsagerisch, denn diese Fahrt war seit Monaten geplant. Am Gruseligsten war freilich Whoppers Auftritt.
Plötzlich erinnerte sich Mia an die beiden Trauerklöße, Emma und Timm. Sie saßen noch immer in der Ecke. Emma hatte ihren Kopf an Timms Schulter gekuschelt. Es sah aus, als ob beide schliefen.
Timm?
Lass doch, Mia, die beiden haben sich lieb. Das sieht man doch.
OK, Monja. Lassen wir sie.
Als gegen halb drei alle Chips und auch die Getränke verputzt waren, ging es ans Aufräumen.
„Jetzt müsst Ihr aber mal aufstehen, Emma und Timm“, sagte Mia, als sie mit ihrer Gruppe die Stühle und Tische wegbrachte und mit dem Besen die Krümel wegfegen wollte. Aber die beiden rührten sich nicht. Mia bückte sich, schob die zwei fast leeren Cola-Flaschen zur Seite und rüttelte an Emmas Schulter.
Emma, Emma, aufwachen, es ist schon spät.
Langsam rutschte Emma seitlich weg. Vor Schreck legte Mia ihre Hand an die Halsschlagader. „Leute, Emma ist tot“, schrie sie auf.
Mit vereinten Kräften versuchten sie, Emma wieder zum Leben zu erwecken. Kaike war bei den Schulsanitätern und war perfekt in Erster Hilfe. Sofort startete sie bei Emma mit 30 Herzdruckmassagen. Frieso gab die zwei Atemspenden. Aber nichts half. Frieso roch während der Mund zu Mund Beatmung eine starke Alkoholfahne. Er rief die anderen, und die bestätigten ihm seinen Verdacht. Ein Test aus den Cola-Flaschen war positiv: Wodka, und nicht zu knapp. Als Timm sich beim Rütteln und Kneifen auch nicht rührte, wussten sie, dass auch er tot war.
„Die haben sich totgesoffen. Aus Kummer“, mutmaßte Suse. „Komasuff?“, scherzte Wulle, aber die anderen blickten derart genervt, dass er sofort aufhörte.
Mia pfiff leise auf zwei Fingern, wie sie es als Klassensprecherin in der Schule bei Bekanntmachungen immer machte und kam gleich zur Sache.
Einer für Alle, alle für EINEN. Das müssen wir heute beweisen. ALLE. Wir können nichts, aber auch GAR NICHTS dafür, dass die beiden sich tot gesoffen haben. Wir hatten strikt ausgemacht: Keiner bringt Alkohol mit. Also Verstoß gegen die Regeln. Wie kommen wir heil aus der Sache raus?
„Ich kenne Timms Hütte bei der Weide in der Nähe vom Wittmunder Wald“, meldete sich Jasper. „Die von Bauer Hinrichs. Da sind die Beiden oft hin, so zum Knutschen.“
Das ist perfekt, Jasper. Du bist dabei und zeigst, wo die Hütte liegt. Mein Plan:
Ich gebe euch aus dem Schrank zwei Leichentücher. Vier Leute, ein Tuch, an jeder Ecke einer. So könnt ihr die Leichen bequem tragen. Ich habe zwei Taschenlampen. Bei jeder Leiche geht einer voran und leuchtet den Weg aus. Von hier sind das knapp 700m bis zur Hütte, bei Regen und Wind. Aber muss sein. Zehn Leute seid ihr, macht keinen Quatsch, laut lachen oder so. Allerdings ist auf dem Weg an den Weiden nachts sowieso keiner mehr um diese Zeit. Trotzdem.
Jede Gruppe bekommt Einmal-Handschuhe aus der Waschkammer und einen Lappen. Damit werden die Cola-Flaschen gesäubert. Nicht vergessen, wieder Fingerabdrücke auf die Flaschen, NICHT EURE, sondern Timm auf seine, und Emma auf ihre Flasche. Mund nicht vergessen. Die haben daraus getrunken.
Ihr setzt die Beiden so in die alte Hütte, wie sie hier gesessen haben. Die Flaschen nicht vergessen. Und KEIN Erinnerungsfoto auf'm Handy. WICHTIG!
Die anderen gehen nach Hause. KEINER erzählt was. Ich räume hier noch auf, lüfte und geh’ dann ins Bett. Viel Lüften muss ich nicht, wegen der Klimaanlage. Die wurde nämlich eingebaut bei der letzten Renovierung, damit die Leichen im Sommer nicht übelst riechen.
Morgen bekomme ich die Leichentücher wieder, in einer Plastiktüte. Gummihandschuhe