Empowerment fürs ganze Leben. Christoph Schalk

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Empowerment fürs ganze Leben - Christoph Schalk

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investieren müssten. In solchen Situationen treiben uns oft die unterschiedlichsten Emotionen um, innere Stimmen raten uns mal dies, mal das. Ein inneres Hin- und Hergerissensein ist bezeichnend für Situationen, in denen wir uns in einem Motivkonflikt zwischen verschiedenen Werten befinden.

      „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“, lässt Johann Wolfgang von Goethe seinen Dr. Faust sagen. Auch wir kennen diesen inneren Zwiespalt, der von Psychologen und Therapeuten wie Richard Schwartz, Gunter Schmidt und Friedemann Schulz von Thun zur „inneren Familie“ oder zum „inneren Team“ weiterentwickelt wurde. Dabei handelt es sich um eine einfache Methode, mit der man die unterschiedlichen Aspekte eines Konflikts dadurch sichtbar machen kann, dass sie von unterschiedlichen „Teammitgliedern“ vertreten werden. „Der Ängstliche“ in mir könnte also die Unsicherheit sichtbar machen, die ich immer dann habe, wenn ich es mit Menschen zu tun habe, die ich noch nicht kenne. „Das Gewohnheitstier“ in mir könnte den Teil von mir verdeutlichen, der sich gegen jede Art von Veränderung sträubt. Alle diese inneren Teammitglieder, die Gedanken, Gefühle, innere Stimmen und Werte repräsentieren, stehen immer nur für einen Teil von mir. Einen wichtigen und wertvollen Teil, aber eben nur für einen Teil.

      Deshalb lohnt es sich, dieses „innere Team“ aus Werten, Gedanken, Eindrücken und Gefühlen einmal genauer anzuschauen. Es hilft bei der Selbstklärung, wenn Sie alle diese Stimmen in Ihnen personifizieren und wie Mitglieder eines Teams behandeln, dessen Teamchef Sie selbst sind. Manche der Teammitglieder in Ihnen sind sofort zu erkennen: Sie artikulieren sich laut und deutlich und stehen im Vordergrund. Andere sind vielleicht leise und zurückhaltend. Oder sie verstecken sich irgendwo in einer Schmuddelecke. Spannend ist, dass sich manche Teammitglieder verbünden – gegen andere Teammitglieder oder Grüppchen innerhalb des Teams. Verschaffen Sie sich für Ihre Situation einen Überblick über Ihr inneres Team:

       Wer taucht da auf?

       Geben Sie dann jedem Teammitglied einen Namen (z. B. „Der Ängstliche“ oder „Die Radikale“ oder „Die Beziehungsnudel“)

       Finden Sie für jedes Teammitglied eine typische Aussage – was sagt das Teammitglied zu dieser Situation, am besten in Ichform (einen Satz wie: „Das geht mir zu weit!“ oder „Ich will mich weiterentwickeln.“)

       Hören Sie in sich hinein: Welche Teammitglieder sind dominant? Welche leise und zurückhaltend?

      Zeichnen Sie auf ein Blatt eine Person mit einem großen Bauch. In den Bauch zeichnen Sie alle Teammitglieder mit Namen und ihrem jeweils typischen Satz. Überlegen Sie, wie sich die Teammitglieder zueinander verhalten. Wer ist mit wem verbündet? Und gegen wen? Welche Allianzen und Koalitionen gibt es in Ihrem Team? Wofür treten Sie ein? Wogegen?

      Spielen Sie die Möglichkeiten, die Sie in Ihrer Ausgangssituation sehen, gedanklich einmal durch. Vielleicht hilft Ihnen, wenn Sie sich dabei für jede Option auf einen anderen Stuhl setzen und sich ganz in diese Rolle hineinversetzen. Wie reagieren die einzelnen Teammitglieder auf diese Möglichkeit? Wo schreien sie empört auf? Wo blockieren sie? Wo freuen sie sich? Wie reagieren andere Teammitglieder und Gruppen im Team auf diese Reaktionen?

      Erlauben Sie Ihrem inneren Team eine Diskussion über diese unterschiedlichen Möglichkeiten, Positionen und Sichtweisen. Sie als Teamleiter Ihres inneren Teams können diese Diskussion moderieren, indem Sie bei allen Teammitgliedern nachfragen: Wie siehst du das? Wie geht es dir damit? Versuchen Sie am Ende der inneren Diskussion eine gemeinsame Stellungnahme aller Teammitglieder.

      Wenn Sie das formulieren können, werden Sie auch in der Lage sein, in Ihrer „Multiplikationssituation“ den richtigen Weg einzuschlagen, der konform mit Ihren Werten und Ihrem inneren Team geht.

       Das Geheimnis der Vermehrung

      Im Altertum war das Wildkaninchen fast ausschließlich auf die Iberische Halbinsel und Südfrankreich beschränkt. So leitet sich der Name „Spanien“ vom Phönizischen „Land der Schliefer“ ab, weil die Phönizier die dort heimischen Kaninchen nicht kannten und sie mit dem Wort für die ihnen aus Afrika bekannten Schliefer bezeichneten. Bereits in der Antike wurde es in Italien und Nordwestafrika eingebürgert. Im Mittelalter wurde es nach Frankreich und auf die Britischen Inseln gebracht, in der frühen Neuzeit nach Deutschland sowie auf viele Inseln in allen Ozeanen. Heute lebt es in ganz Europa außer im mittleren und nördlichen Skandinavien. Im 19. Jahrhundert wurden Kaninchen in Australien und Neuseeland ausgesetzt. Darüber hinaus wurden sie in Südafrika, Nord- und Südamerika eingebürgert. Spannend ist das Beispiel Australien: 1859 wurden 24 Kaninchen importiert. Nach weniger als einem Jahrhundert war die Population auf 600 Millionen angewachsen!

      Wie gelingt es dem Kaninchen, sich dermaßen stark zu vermehren? Das Geheimnis dieser hohen Reproduktionsrate liegt unter anderem darin begründet, dass weibliche Kaninchen eine doppelte Gebärmutter besitzen: Sie können bereits vor dem Ende einer Schwangerschaft erneut schwanger werden! Damit haben sie nicht nur die „Produktion“ von Nachkommen maximiert, sondern auch die „Produktionskapazitäten“ verdoppelt. Die Produktionskapazitäten zu erweitern, das ist die nächste Lektion, die wir vom Kaninchen lernen können. Oft machen wir nämlich den Fehler, einfach immer mehr zu „produzieren“, ohne vorher unsere Kapazitäten auszubauen. Die Folge: Burnout, Überforderung, Frustration, Scheitern.

      Wir handeln dann so wie der Bauer, von dem der griechische Dichter Aesop vor etwa 2600 Jahren in seiner berühmten Fabel erzählt hat:

      Es war einmal ein Bauer mit seiner Gans. Eines Tages fand er im Nest der Gans ein schweres, gelb glänzendes Ei. Erst dachte er, man hätte ihm einen Streich gespielt. Als er es dann doch schätzen ließ, stellte sich heraus, dass das Ei aus reinem Gold war! Der Bauer konnte sein Glück kaum fassen. Tag für Tag legte die Gans ihm ein neues goldenes Ei. Der Bauer verkaufte die goldenen Eier und wurde schnell sehr reich. Dabei wurde er immer gieriger und ungeduldiger. Schließlich beschloss er, die Gans zu schlachten, um sofort an alle Eier auf einmal heranzukommen. Als er die Gans aber geschlachtet hatte, war der Bauch leer.

      Der Bauer wollte das Maximum aus seiner Gans herausholen – maximale Produktion. Dabei musste er die bittere Wahrheit lernen: eine tote Gans legt keine Eier mehr, schon gar keine goldenen. Aber genau diese Situation erlebe ich im Coaching immer wieder: Da ist ein junger, erfolgreicher Abteilungsleiter, und weil er seine Arbeit gut macht, wird ihm immer mehr Verantwortung übertragen. Er schlägt sich wacker – bis er eines Tages zusammenbricht. Die „Gans“ ist tot.

       Die Basis ausbauen

      Ich weiß nicht, wie es biologisch möglich wäre, dass sich eine Gans, die goldene Eier legt, vermehrt. Aber wenn sie schon Eier aus Gold legen kann, dann dürfen wir den Faden sicher so weiterspinnen, dass die Gans ihre goldenen Eier ausbrütet und schließlich viele Gänse da sind, die goldene Eier legen. Genauso braucht es Firmen oder Organisationen, die ihren Mitarbeitern helfen, die Basis für ihre Arbeit zu erweitern anstatt einfach immer mehr selbst zu tun. Es braucht Chefs, die ihre Mitarbeiter dazu befähigen, mehr Menschen in ihre Aufgaben zu integrieren und so auszubilden, dass mehr Kapazitäten entstehen.

      Wer also wirkungsvoll multiplizieren will, muss sich darum kümmern, dass die Kapazitäten für die Aufgaben, die Mitarbeiter und die Führungskräfte aufgestockt werden. Dazu bedarf es zweierlei:

      1 Sie müssen Vorreiter für Multiplikation finden: Multiplikation ist und bleibt anspruchsvoll und ist leichter gesagt als getan. Deshalb braucht Multiplikation immer Vorbilder und Vorreiter. Menschen, die das Prinzip verstanden haben. Die dadurch motiviert werden. Die es begeistert umsetzen und vorleben. Gerade wenn es um die Erweiterung von Kapazitäten geht, sollte die Multiplikation nicht dem Zufall überlassen bleiben. Die Verantwortlichen einer Firma oder einer Organisation können sich aber Gedanken darüber

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