"Take Care!". Hermine Stampa-Rabe
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Die Stadt der Appalachen-Wanderer
13. Tag: Marion - Damascus (74 km) 1.149 km
Um 4.00 Uhr klingelte der Wecker. Um 5.00 Uhr verließ ich das Motel bei Dunkelheit und Beleuchtung an meinem Fahrrad. Nur hin und wieder kam mir ein Auto entgegen, oder es überholte mich eins. Bei der siebenten Ampel bog ich, wie mir gesagt wurde, links auf die (16). Zuerst freute ich mich, daß ich diese Strecke gewählt hatte; denn diese Straße führte auf meiner Landkarte zwischen den Bergen ziemlich flach dahin. Aber das währte nicht ewig. Dann ging es wie gehabt bergauf, bergab, bergauf, bergab, endlos!
Oben auf dem Paß, dem Mount Robert, angekommen, konnte ich meine Beleuchtung wegen ausreichender Helligkeit des anbrechenden Morgens ausschalten. Die Vögel zwitscherten ein Lied für mich. Mit hoher Geschwindigkeit sauste ich die vielen Serpentinen zu Tal und erreichte den kleinen Ort Sugar Grove. Aber schon kurz danach begann der zweite riesige Berg dieses Naturschutzgebietes. 8 Meilen = 12 km strampelte ich wieder nur bergan, bergan. Das einzig Schöne war, daß ich eine fast ebenso große und lange Abfahrt auf der anderen Seite haben würde.
Troutdale lag oben auf der endlosen Steigung. Diesmal ging es nicht so ewig zu Tal, sondern ich bog bald rechts ab und radelte einen halben Höhenweg, der dem Laurel Creek folgte, entlang. Und dann durfte ich nochmal aufsteigen, aber diesmal zum Glück nicht so hoch. Endlich konnte ich Damascus mit einem "Affenzahn" entgegenfahren.
Überall sah ich Wanderer mit ihren großen gemütlichen Wanderschuhen an den Füßen. Auf dem Rücken trugen einige einen hohen Rucksack. Einige wanderten mir entgegen, um hinauf in die Appalachen zu steigen, andere wanderten in den Ort Damascus hinein. Einen neuen Anblick boten mir die Begleithunde einiger Wanderer. Sie trugen Satteltaschen auf ihrem Rücken. Vor Neugierde fragte ich eine junge Frau:
„Was trägt denn ihr Hund in den Taschen?“
„Seine Decke, Futter, Wasser, eine Hundebürste und ein Freßnapf.“
Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Auf jedem freien Platz dieses Ortes standen Zelte jeglicher Form, Farbe und Größenordnung. Es wimmelte nur so von Menschen.
Um 10.00 Uhr stand ich erwartungsvoll im Postoffice. Meine grenzenlose Sehnsucht nach einem Liebesbrief von Kläuschen ließ mich unruhig von einem auf den anderen Fuß treten. Der Schalterraum stand voller Wanderer. Endlich war ich an der Reihe und bekam nach Vorzeigen meines Personalausweises meine gesamte Post ausgehändigt. Kläuschen hatte mir wieder geschrieben. Mein Herz vollführte vor Freude einen Hüpfer und ließ die Strapazen der schweren Fahrradfahrt vergessen. Wie auf einer Traumwolke schwebend, verließ ich die Post.
Mein beladenes Fahrrad stand vor dem Postoffice. Als ich wieder aus der Post kam, hatte sich um mein Rad eine Menschentraube gebildet. Sie wollten sehen, wer mit soviel Gepäck mit dem Fahrrad hier in den Appalachen fuhr. Nun wurde ich laufend von jungen Wanderern - Hi-kem - angesprochen und nach meiner Fahrradtour gefragt und mindestens 15 x fotografiert. Während meiner Erzählung wurde ich wie ein Weltwunder bestaunt.
Die Wanderer, die hier anwesend waren, hatten den Appallachen-Trail, der in einer Länge von ca. 3.000 km vom Nord-Osten der U.S.A. in Main begann und sich bis hinunter in den Süden an den Golf von Mexiko in Alabama und Georgia zog, schon einmal vollständig oder zum größten Teil selbst erwandert.
In diesem Ort fand an diesem Wochenende das jährliche Festival der Appalachen-Wanderer statt. Und wir Fahrradfahrer kamen dazwischen und fanden keinen Platz mehr, um unsere Zelte aufzustellen. Von Sarah hatte ich nämlich die Aufgabe bekommen, für uns eine Zeltmöglichkeit zu besorgen.
Damascus glich einer Zeltstadt. Kleinstkinder wurden von ihren Eltern auf dem Rücken getragen. Die Rucksäcke waren unwahrscheinlich groß und schwer. Da es auf der gesamten Länge des Appalachen Trails nur 250 Schutzhütten gibt, transportieren alle Wanderer alles, was zum Zelten gehört, in ihrem Rucksack mit sich mit. Damit wanderten sie bergauf, bergab. Wer einmal hier gewandert ist, kommt jedes Jahr zurück. Zu bewundern!
Der Manager dieses Ortes, David Johnson, nahm sich meiner und der Sorgen unserer Radwandergruppe an und besorgte für uns auf dem großen Rasen hinter dem Haus des Ministers eine Campingmöglichkeit ohne Dusche, ohne WC und auch ohne Möglichkeit zum Kochen. Das konnten wir nur in oder bei der Jugendherberge, die hinter der Kirche stand, erledigen.
Also machte ich mich dorthin auf den Weg. Das Treiben der ungezwungenen und friedlichen Wanderer faszinierte mich. Während ich nun so dastand und alles beobachtete, kam eine nette Frau auf mich zu und fragte mich:
„Sie sind doch aus Deutschland und wollen die Vereinigten Staaten durchqueren?“
„Ja“, sagte ich ganz überrascht.
„Ich habe sie gleich wiedererkannt. Denn vor einer Woche stand über sie neben einem Bild von Ihnen mit ihrem Rad und den vielen roten Packtaschen ein Bericht in unserer Tageszeitung.“
Anerkennend nickte sie mir zu und ging weiter ihres Weges.
Kurz darauf wurde ich von einem anderen Amerikaner angesprochen:
„Eben hörte ich, daß sie aus Deutschland kommen und die Vereinigten Staaten mit dem Fahrrad durchqueren wollen. Wie sind sie auf diese Idee gekommen?“
Sein Englisch war für mich sehr schwer verständlich. Auch fand ich nicht die richtigen Worte in Englisch. Er fragte mich:
„Wo steht ihr Zelt?“
„Auf dem Rasen hinter des Ministers Haus.“
„Am Abend komme ich mit jemandem, der auch Deutsch sprechen kann, zu ihnen, um sie noch mehr zu fragen.“
Er lächelte mich an und verschwand in der Menschenmenge der Wanderer.
Ein junger Wanderer kam auf mich freudestrahlend zugestürmt. Seine Augen sprühten nur so von Begeisterung. Er fragte mich:
„Wohin willst du fahren?“
„Von der Ostküste an die Westküste.“
„Fährst du mit Adventure Cycling?“
Ja.“
„Vor drei Jahren bin ich auch mit einer Gruppe dieses Vereins quer durch alle Staaten mitgeradelt. Und es war sooooooooooooooo schön!“ Die Erinnerung daran ließ seine Augen nur so vor Freude sprühen.
Ich lächelte und fühlte das bestätigt, was ich mir von dieser Tour vorgestellt hatte.
„Warte mal hier an der Straße und passe auf. Dann wirst du Sarah, unsere Gruppenleiterin, auf ihrem bepackten Rad ankommen sehen und kannst dann mit ihr über alles sprechen.“
Er bezog sogleich an dieser Straße Wartestellung.
Als nächster traf Ohio-John ein. Ihn wies ich überall ein; denn das Duschen und das WC mußten wir 200 m entfernt in der überfüllten Jugendherberge erledigen.
An der Straße warteten viele Leute auf den Umzug der Wanderer. Auch ich stellte mich an die Straße. Mit einem Musikzug vorneweg fuhren nacheinander fröhliche Männer in Oldie-Autos an uns vorüber. In netter