I Ging. Andrea Seidl
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Da wir im Augenblick aber gut bei uns selbst sind, können wir klar erkennen, dass es in der eingeschlagenen Richtung nicht weiter geht. Also kehren wir auf den korrekten Weg zurück, der uns nach wie vor offen steht, und binden dabei auch diejenigen ein, die zu uns gehören. So wird unsere wilde Entschlossenheit „gezähmt“, ohne in Unterwürfigkeit umzukippen.
Wenn die Zeit ungünstig für dein Vorhaben ist, brauchst du nicht erst eine persönliche Abfuhr riskieren. Gib dich nicht selbstzerstörerisch preis, sondern zieh dich zurück in den sicheren Kreis der Deinen. Deine Energie ist momentan besser in persönliche Beziehungen investiert. Doch tröste dich, die Zeiten werden sich wieder ändern und die verlorene Chance wird dir später in neuem Gewand entgegenkommen.
Tiefendynamik
Manchmal lotst uns ein Geschenk des Universums sanft auf den Pfad der inneren Wahrheit zurück – vielleicht eine neue Liebe oder ein interessanter neuer Job. Wir dürfen Glück ja nicht als kosmische Belohnung für unser Wohlverhalten missverstehen, es dient vielmehr zur Ermutigung und Stärkung unseres wahren Selbst. Hin und wieder kommt der kosmische Segen allerdings auch in Form unerfreulicher Ereignisse, die uns verdeutlichen, dass wir einem Irrtum aufsitzen, der unserem Leben nicht dient. Auf jeden Fall ist dies ein guter Moment, um uns von Menschen und Meinungen zu lösen, die sich übermäßig ans kollektive Ego binden. Dabei müssen wir niemanden verurteilen, es genügt, wenn wir uns innerlich von seinem Weg abwenden und uns klar für den unsrigen entscheiden.
Wandellinie 3
Dem Wagen springen die Speichen ab.
Mann und Frau verdrehen die Augen.
Fehleinschätzung
Diese Person fühlt sich stark und entschlossen, überbewertet aber ihre Möglichkeiten. Sie glaubt zu wissen, woran sie ist, sie glaubt die Dinge in der Hand zu haben und versucht deshalb, unbekümmert vorzudringen. Mit einer bestimmte Vorstellung vor Augen möchte sie die Dinge anpacken, um sie in ihrem Sinne zu verändern. Ganz am Rande registriert sie zwar, dass da ein Widerstand ist, unterschätzt ihn aber gründlich. Kompliziert, wie die Dinge liegen, müsste man eigentlich mit größtem Feingefühl vorgehen, aber das widerstrebt ihrem forschen Temperament. Statt bei sich zu bleiben, versucht sie die Kontrolle über die Situation an sich zu ziehen – und schießt ein Eigentor… Ihr Überrumpelungsversuch löst deutliche Ablehnung aus (Mann und Frau verdrehen die Augen). Schließlich muss sie einsehen, dass die Sache störrischer ist als gedacht. (Dieselbe Dynamik kann sich natürlich auch innerlich abspielen, wenn ein Wesensanteil einen anderen zu dominieren versucht.)
Hier stellt sich also das Schwache dem Starken so effektiv in den Weg, dass das Starke zurückgeworfen wird, wo es sich einen leichten Sieg erhoffte. Unserem zuversichtlichen Vorwärtsdrang wird jetzt durch die Umstände (die abspringenden Speichen) eine spürbare Grenze gesetzt. Das fühlt sich außerordentlich unangenehm an und provoziert oft sturen Trotz.
Du möchtest selbstbewusst auftreten, doch deine Initiative wird gründlich missverstanden - als Manipulationsversuch, Machtgeste oder sogar als Angriff! Hier solltest du sofort innehalten, bevor du noch Feindseligkeit heraufbeschwörst. Dein Gegenüber befindet sich gerade in einem ganz anderen Film, deshalb ist mit Kraft allein gar nichts zu erreichen – wenn überhaupt etwas geht, dann nur mit Takt und Gespür… Nun aber musst du erst einmal den Schlag zu verkraften, den dein Selbstwertgefühl erhalten hat.
Tiefendynamik
Da wir mehr oder weniger alle früh gelernt haben, unserer Intuition zu misstrauen, ist unser Handeln weitgehend vom Kopf bestimmt, der sich an den kollektiven Regeln ausrichtet. Diese widernatürliche Spaltung von Denken und Fühlen lässt uns aber wie blind handeln. Wir spüren nicht mehr, was die Situation erfordert, „tapern“ ungeschickt herum und rufen damit Komplikationen hervor, die uns zunächst „unverdient“ und ungerecht vorkommen. Wir sind ja noch im naiven Glauben, alles „richtig“ gemacht zu haben. Doch der Schock einer Niederlage oder Zurückweisung setzt unser Ego vorübergehend schachmatt, so dass unsere wahren Gefühlen wieder eine Chance haben, gesehen zu werden.
Wandellinie 4
Bist du wahrhaftig,
so schwindet Blut und weicht Angst.
Kein Makel.
Befreiende Aufrichtigkeit
Hier ist der empfindsame Kern des Hexagramms erreicht - eine schwierige und verantwortungsvolle Position, die zwangsläufig mit Angst und Gefahr einhergeht. Wie heikel dieser Platz ist, wird nachvollziehbar, wenn man sich in die Lage eines untergeordneten, abhängigen Magistraten versetzt, der von seinem unduldsamen Kaiser zu einem alles entscheidenden Rat aufgefordert wird… Da stellt sich in jeder Sekunde die bange Frage: Was ist, wenn du falsch liegst?
An dieser Stelle sind wir in Kontakt mit jenem weichen, schwachen, verletzlichen Aspekt (in uns), der von lauter starken, fordernden Stimmen umgeben ist, die er auch noch kontrollieren, lenken oder klug beraten soll. Wenn wir diese groben Kräfte (die ebenfalls innerhalb oder außerhalb von uns liegen können) zähmen möchten, ohne uns zu erschöpfen und zu überfordern, gibt es nur einen Weg: Wir müssen auf die intuitive Stimme unseres Herzens hören.
In dieser unsicheren Zeit stoßen wir wiederholt auf Vorurteile und Misstrauen. Immer von Neuem flammen Konflikte und Zweifel auf, in die wir uns aber nicht zwangsläufig verwickeln müssen. Wenn wir uns zügeln und aufrichtig bemühen, haben wir die Chance, unsere Mitmenschen mit der Ehrlichkeit unseres Anliegens so sehr zu überzeugen, dass ihr Widerstand mit der Zeit weicht. Dann endlich werden auch unsere eigenen Befürchtungen zur Ruhe kommen.
Besinne dich auf deine persönliche Wahrheit, sowie auf dein diplomatisches Gespür. Jetzt ist der Moment, offen zu deinen Fehlern und Schwachpunkten zu stehen und freimütig zu anzusprechen, was in dir vorgeht. Wenn du dabei schlicht der Sache dienen willst und dich weder klein machst, noch rechthaberisch oder aggressiv wirst, bist du auf einem guten Weg.
Tiefendynamik
Manchmal spüren wir intuitiv, dass unsere Richtung nicht stimmt und wir einen neuen Kurs einschlagen müssen. Doch solange die Kraft unseres Denkens von destruktiven Konzepten wie Schuld, Scham und Strafe beeinträchtigt ist, steht es schlecht um unserem Antrieb, ebenso wie um unseren Realitätssinn. Unter solchen Umständen sind die Hindernisse zu groß, um in aller Gelassenheit das Richtige zu tun. Wir werden uns erst dann frei fühlen, wenn wir dem kollektiven Schuldbegriff eine definitive Absage erteilt haben.
Wandellinie 5
Bist du wahrhaftig und treu verbunden,
so bist du reich in deinem Nächsten.
Orientierung am Verbindenden
Diese Person lässt sich durch die Umstände nicht beirren.