I Ging. Andrea Seidl
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Hier sieht man eine reife Persönlichkeit, deren entspannter Führungsstil ihr große Anziehungskraft verleiht. Sie ist offen für alle und alles, versucht aber niemanden zu drängen, zu manipulieren oder zurechtzuweisen. Sie hat es nicht nötig, um andere zu werben, da die Menschen von selbst auf sie zugehen. Wer nicht aus eigenem Antrieb kommt oder wieder gehen will, den lässt sie laufen. Mit leichter Hand und ohne Übergriffigkeit gelingt es ihr, selbst heikle Probleme zu lösen. So entsteht eine wohltuend unverkrampfte Atmosphäre: In einer freiheitlichen Gemeinschaft wie dieser muss sich niemand unter Druck setzen, und ein jeder kann offen zeigen, was in ihm vorgeht.
Nun musst du klug entscheiden, die Situation könnte nämlich schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen. Mach dir bewusst, dass dich niemand zwingt – du hast die Wahl, einen Rückzieher machen! Wenn du den anderen genauso viel Freiraum lässt, werden sie hinter dir stehen. Du musst dich bei niemandem anbiedern, im Gegenteil: gerade indem du deine persönliche Eigenart lebst, ziehst du die Menschen an, die zu dir gehören.
Tiefendynamik
Zuweilen vermissen wir im Leben schmerzlich das Gefühl von Verbundenheit. Dann suchen wir unser Heil im Anschluss an andere Menschen, die uns letztlich die unzureichende Verbindung mit uns selbst ersetzen sollen. Fehlt aber die gemeinsame spirituelle Basis bleibt alle Zugehörigkeit und Einigkeit substanzloser Schein. Die Identifikation mit einer sozialen Gruppe kann unserem Seelenheil sogar schaden, weil sie oft darauf hinausläuft, dass wir uns in ein Netz dogmatischer Überzeugungen verstricken („das weiß man doch!“, „So ist die Welt“). Solche Vorannahmen sorgen dafür, dass wir bekommen, was wir erwarten, auch wenn es uns gar nicht schmeckt. Jetzt geht uns ein Licht auf, wie leicht wir uns befreien können, wenn wir nur den Blick nach innen statt nach außen richten.
Wandellinie 6
Er findet zum Zusammenhalten kein Haupt.
Unheil.
Soziale Bindungsunfähigkeit
Hier sucht jemand Anschluss, weiß aber nicht, wie er es anfangen soll. Durch sein zögerliches und unklares Verhalten manövriert er sich auf den Platz des Außenseiters, der nirgends dazugehört. Doch wenn wir immer wieder davor zurückschrecken, uns zu einzulassen, weil wir echte Hingabe und Selbstverpflichtung scheuen, wird es uns später leid tun. Wer sich weder an andere binden kann noch in sich selbst Halt findet, verliert seinen Weg.
Für eine menschliche Gemeinschaft bedeutet das, dass echter Zusammenhalt und eine vertrauensvolle Atmosphäre niemals entstehen werden, solange es kein einigendes Haupt gibt. Dann muss die gemeinsame Arbeit steril und ineffektiv bleiben. An dieser Stelle fehlt offenbar die inspirierende Vision, die unseren Plänen einen größeren Verwirklichungsrahmen bieten könnte.
Solange du nicht mit dir selbst im Reinen bist, kannst du keine fruchtbaren Beziehungen eingehen und schon gar nicht andere führen. Du musst dir endlich über dein Ziel klar werden, sonst verpasst du den rechten Moment. Freilich geht so etwas nicht mit Gewalt und einem verkrampften Willen. Solange du keine eindeutige Unterstützung bekommst und dein Anliegen so vage ist, solltest du lieber auf dein Projekt verzichten.
Tiefendynamik
Wirklicher Zusammenhalt entsteht auf der Basis einer intuitiven Einstimmung. Wenn allerdings unsere innere Wahrnehmung blockiert und unvollständig ist, verlieren wir auch den Kontakt zu unserem Gespür und können dann nicht mehr abschätzen, was zu uns passt und was nicht. Diese Entwicklung ist nicht erstaunlich, denn wir haben ja von klein auf gehört, nur die Wahrnehmungen der äußeren Sinne zählten, während Gefühle und Empfindungen irrelevant seien. Da wir Menschen dermaßen stolz auf unseren Verstand sind, fallen wir immer wieder aus der fühlenden Verbundenheit mit dem Ganzen heraus. Wir nähern uns der Welt nur noch über das Denken und stülpen den Dingen unsere Vorurteile über. Was wir dann als Wirklichkeit erfahren, ist nichts als das Ergebnis unserer Projektionen - die uns furchtbar einsam machen.
Des Kleinen Zähmungskraft
Differenzieren
Schlüsselbegriffe
Langsamkeit / Zurückhaltung / Verzögerung / vertagen / Detailarbeit / etwas herausarbeiten / Änderung im Kleinen / verfeinern / taktieren / feilen / kultivieren / Wissens- und Erfahrungsverdichtung / Kompromiss / Arrangement / Selbstzweifel / Frustration / Beschränkung / sich absichern / Unpässlichkeiten / Schwachpunkt / Tabu / Sabotage / Sand im Getriebe …
In dieser Zeit verhindern kleine, aber hartnäckige Hindernisse unseren Erfolg, so dass wir nur in winzigen Schritten vorwärts kommen. Doch auch wenn uns diese Verzögerung gar nicht schmeckt, ist sie von Bedeutung, denn im Zeitlupentempo wird manches sichtbar, was ansonsten verborgen bliebe. Wir müssen uns nun auf die nötige Kleinarbeit einlassen, um immer mehr dazuzulernen und unser Wissen zu verdichten. Erzwingen lässt sich in diesem Prozess gar nichts, und der entscheidende Durchbruch wird vorerst noch auf sich warten lassen. Angesichts der gegebenen Umstände kommen wir am besten klar, wenn wir bei aller Zielorientierung äußerlich anpassungsfähig bleiben.
Naturbild
Der Wind fährt über den Himmel hin:
Das Bild der Zähmungskraft des Kleinen.
So verfeinert der Edle die äußere Form seines Wesens.
Am Himmel ballen sich Regenwolken, die dem Land Feuchtigkeit und Fruchtbarkeit versprechen. Diese Wolken werden vom Wind so zusammengetrieben, dass sie sich verdichten und imposante Formen annehmen, es reicht aber noch nicht, dass sie sich tatsächlich abregnen – und damit konkrete Wirkungen hervorbringen würden. So treiben Wind und Wolken ihr Spiel, ohne dass wir irgendeinen Einfluss darauf hätten.
Dieses Bild zeigt, wie vorübergehend das Schwache das Starke bändigen kann. Dieser Zähmungsprozess gelingt allerdings nur, wenn er so geschmeidig und einfühlsam ist wie der Wind. Der Wind schafft es ja durch seine sanfte Beständigkeit, das wilde Ungestüm des Himmels zu mäßigen, sodass es sich in Zukunft auf kultiviertere und gefälligere Weise äußern kann.
Was uns jetzt am Herzen liegt, untersteht genau wie der Zeitpunkt, wo es endlich regnet, dem Fluss der Zeit, über den wir keine Macht haben. Da uns eine durchschlagende Wirkung nach außen noch verwehrt ist, können wir nicht mehr tun, als uns zu arrangieren und im Kleinen unseren Ausdruck und unsere Fähigkeiten immer weiter zu verfeinern.
Das Wesentliche herauskristallisieren
Des Kleinen Zähmungskraft hat Gelingen.
Dichte Wolken, kein Regen von unserem westlichen Gebiet.
In diesem Abschnitt unseres Lebens schauen wir erwartungsvoll zum Himmel, wo sich Zeichen ankündigen: Der erhoffte Regen liegt schon in der Luft und lässt doch noch auf sich warten. Wir spüren wie sich in uns eine starke schöpferische