Das Tagebuch des Schattenwolfprinzen. Billy Remie
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Das Tagebuch des Schattenwolfprinzen - Billy Remie страница 34
Meine Handgelenke wurden umfasst, ich starrte wütend zu der Gestalt auf und sammelte meine letzten Kraftreserven um ihm meine Stirn in das vermummte Gesicht zu rammen.
Aber dann roch ich es und konnte mich nicht mehr rühren.
Große Augen starrten durch die einzigen Öffnungen der ledernen Kopfbedeckung. Kristallene Augen. Tiefe Augen. Mit dichten schwarzen Wimpern umrandete Augen. Unschuldige Augen.
Meine Männer kämpften, ich konnte Stahl auf Stahl schlagen und wilde Flüche hören, aber sehen und riechen konnte ich nur das, was über mir kauerte und ebenso reglos auf mich hinab starrte.
Da riss plötzlich etwas die zierliche Person von mir herunter und ich fühlte mich, als habe man mich aus einem lieblichen Traum geweckt, indem man mir einen Stein an den Kopf warf.
Ich wollte aufstehen, doch es war, als hielten mich Nägel am Boden fest. Mein Kopf rollte zur Seite, ich sah Janek, der mit der vermummten Gestalt kämpfte, die zuvor auf mir gesessen hatte.
»Ashkii, nieet!«, zischte Janek in einem seltsamen Akzent, und rollte sich auf den Angreifer, nagelte ihn am Boden fest. »Nieet!«, wiederholte er, das Wort klang aus seinem Mund gedehnt aber irgendwie ... warm, sinnlich.
Ich hatte das Gefühl, das die beiden sich kannten.
Pferde galoppierten an mir vorbei, trampelten mich fast tot.
»Ihnen nach!«, schrie Derrick mit der Lautstärke und dem herrischen Tonfall eines Befehlshabers. »Lasst diese miesen Bastarde keinesfalls entkommen!«
Und meine Männer folgten den in die Flucht geschlagenen Assassinen.
Ich war mir nicht sicher, ob ich lebte oder nicht.
Derrick stampfte an mir vorbei, vermutlich war er sich auch nicht sicher. Das Schwert noch in der Hand, frisches Blut tropfte von der scharfen Klinge, trat Derrick Janek von der anderen Gestalt runter.
Janek landete auf den Ellebogen, rappelte sich aber schnell wieder auf und eilte zurück um sich zwischen Derrick und die Gestalt zu werfen.
»Nein, nicht! Er ist mein Bruder!«, rief Janek.
Ich versuchte, mich aufzustützen und starrte fassungslos zu ihnen rüber. Derrick machte keinen Unterschied, er wollte beide töten.
»Derrick!«, schrie ich gerade noch rechtzeitig.
Derrick hielt inne.
Als er mich sah, senkte er die erhobene Klinge und klappte den Mund auf. »Melecay!«
Dann stand es so schlimm um mich?
Er rannte zu mir, überließ Janek und seinen Bruder Egid und Corin, die die beiden wie Gefangene festhielten. Egid riss Janeks Bruder das Leder vom Kopf. Ich sah nur verschwommen das zarte Gesicht darunter und die längeren, dunklen Haare, die bis zu den schmalen Kiefern reichten.
Sie wehrten sich nicht, kluge Jungs!
Derrick schmiss sich neben mir auf die Knie, seine Hand stützte meinen Kopf. Unter anderen Umständen hätte ich ihn von mir geschubst, doch ich war zu schwach für Stolz und ließ zu, dass er mich stützte, da ich aus eigener Kraft nicht länger den Kopf oben halten konnte.
Derricks Blick suchte meinen Körper ab. »Er muss dich verletzt haben. Du schwitzt. Ist bestimmt das Gift von ihren Waffen.«
»Ich habe ihn nicht verletzt!«, protestierte Janeks Bruder. Seine Stimme klang weit entfernt, obwohl er nah stand. Sie war wie lieblicher Vogelgesang. Ich musste lächeln.
»Mel?«, hauchte Derrick besorgt.
Ich schluckte, bevor ich sprach. »Es stimmt, hat er nicht.«
»Mel?« Diesmal klang Derrick irritiert.
»Die Wunde ...« Ich hob meine linke Hand, mehr musste ich nicht tun.
Derrick riss mir den Lederhandschuh vom Arm und wurde bleich.
Ich hörte auch die anderen nach Luft schnappen.
»Blutvergiftung.« Es war Janeks Bruder, der sprach. Ich konnte sehen, wie ihn alle verständnislos ansahen.
»So nennen wir das«, erklärte Janek für ihn.
Derrick starrte wieder zu mir hinab. »Du dummer Idiot!«
Ich grinste verschmitzt: »Ich hab dich auch gern, mein Bruder.«
Derricks Lippen wurden dünn. »Warum hast du nichts gesagt?«
»Hoffte ... die Hexe ...« Ich war zu schwach zum Reden.
Derrick nickte, er hatte verstanden.
»Wir brauchen einen Heiler!« Derrick sprach in die Runde. »Kostja, reite voraus und such das nächste Dorf nach einem ab.«
»Ihr braucht Medizin und keinen Stümper!«, mischte sich Janeks Bruder erneut ein.
Mir gefiel, dass er trotz seiner Lage sein Mundwerk nicht verlor, obwohl Egid ihm immer wieder einen harten Stoß versetzte, wenn er es wagte, zu sprechen.
Ich lächelte Derrick an. »Er riecht wie eine Sommerwiese voller Blumen, weißt du?«
Derricks Kopf flog zu mir herum. »Was?«
Er glaubte wohl, ich wäre schon im Delirium. Was ich vermutlich auch wirklich war, denn ansonsten hätte ich niemals so einen Unsinn von mir gegeben.
»Lass ihn sprechen«, bat ich Derrick, weil ich wissen wollte, was er zu sagen hatte.
Derrick war nicht glücklich mit meiner Entscheidung, doch er nickte Janeks Bruder bestätigend zu.
»Besorgt mir einen Händler für Zauberzutaten, für seltene Kräuter, ich kann ihn heilen.«
Meine Männer lachten böse.
»Nein, er kann das wirklich!«, warf Janek verzweifelt ein.
»Ich vertraue das Leben unseres Prinzen keinem Assassinen aus Elkanasai an!«, zischte Derrick. »Vor allem nicht, wenn er gerade versucht hat, uns zu töten.«
»Ich habe die Assassinen vor Tagen verlassen, um meinen Bruder zu suchen und zu befreien. Ich hatte keine Ahnung, dass sie mir folgen und zuschlagen würden, sobald ich meinen Bruder gefunden habe.«
»Dann seid Ihr eben ein Deserteur und ein schlechter noch dazu, aber trotzdem-«
»Assassinen haben besonderes Kräuterwissen«, warf ich ein und unterbrach damit jegliche Diskussion.
Assassinen kämpfen mit Gift, manchmal vergiften sie sich bei kleinen Unfällen selbst, sie sind lange auf Reisen, haben keine Magie oder Heiler, ihr Wissen über heilende Kräuter ist daher einzigartig. Wenn sie Vergiftungen stoppen können, konnte ein Assassine vielleicht mein verdorbenes Blut heilen.
Derrick