Von Bagdad nach Stambul. Karl May

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Von Bagdad nach Stambul - Karl May страница 11

Автор:
Серия:
Издательство:
Von Bagdad nach Stambul - Karl May

Скачать книгу

weiß es nicht, aber ich ahne es. Lache nicht über mich, Mohammed Emin; aber bereits seit meiner Kindheit habe ich ein gewisses Ahnungsvermögen besessen, welches mich oft auf noch entfernte Dinge aufmerksam machte.«

      »Ich glaube Dir. Allah ist groß!«

      »Freudige Dinge ahne ich nie vorher. Aber zuweilen erfaßt mich eine Unruhe, eine Angst, als hätte ich etwas Böses begangen, dessen Folgen ich nun fürchten müsse. Dann ist sicher und regelmäßig irgend Etwas geschehen, was mir Schaden bringt. Und wenn ich später die Zeit vergleiche, so stimmt es ganz genau: die Gefahr hat in demselben Augenblick begonnen, an welchem mich die Angst überfiel.«

      »So wollen wir auf die Warnung achten, welche Dir Allah sendet.«

      Meine Besorgniß äußerte ihre Wirkung auch auf die Gefährten. Das Gespräch stockte, und wir lagen wortlos bei einander, bis der Tag anbrach. Kaum aber war es möglich, den Blick in die Ferne zu richten, so kam Halef hereingeeilt und meldete, daß er viele Reiter gesehen habe. Ihre genaue Zahl hatte er nicht unterscheiden können.

      Ich trat zum Pferde, nahm das Fernrohr aus der Satteltasche und folgte Halef. Man erkannte mit dem bloßen Auge draußen auf der Ebene eine Menge dunkler Gestalten; durch das Rohr konnte ich sie deutlicher unterscheiden.

      »Sihdi, wer ist es?« frug Halef.

      »Die Bejat sind es.«

      »Aber ihrer sind nicht so Viele!«

      »Sie kehren mit ihrem Raube zurück. Sie führen die Heerden der Bebbeh bei sich. Wie es scheint, reitet der Khan mit einer Schaar schnell voran. Er wird also eher da sein, als die Andern.«

      »Was thun wir?«

      »Hm! Warte! Ich werde Dir Nachricht geben.«

      Ich kehrte zu den Gefährten zurück und unterrichtete sie von dem, was ich gesehen hatte. Sie waren gleich mir überzeugt, wir hätten von dem Khan nichts zu befürchten. Wir konnten ihm keinen andern Vorwurf machen, als daß er uns von seinem Vorhaben keine Mittheilung gemacht hatte. Wäre dies geschehen, so hätten wir uns ihm nicht angeschlossen; denn es lag ja sicher eine Gefahr für uns darin, in der Gesellschaft eines Heerdenräubers gesehen zu werden. Wir kamen überein, ihn zwar vorsichtig, aber doch höflich zu empfangen.

      Nun kehrte ich, vollständig bewaffnet, zu Halef zurück.

      Der Khan kam mit seinem Trupp im Galopp herbei, und ehe fünf Minuten vergangen waren, hielt er sein Pferd vor mir an.

      »Sallam, Emir!« grüßte er. »Du hast Dich wohl gewundert, mich nicht bei Euch zu sehen, als Du erwachtest. Aber ich hatte ein dringliches Geschäft zu besorgen. Es ist gelungen. Blicke hinter Dich!«

      Ich sah nur ihm in's Gesicht.

      »Du hast gestohlen, Khan Heider Mirlam!«

      »Gestohlen?« frug er mit ganz erstaunter Miene. »Wer seinen Feinden nimmt, was er ihnen nehmen kann, ist der ein Dieb?«

      »Die Christen sagen: ja, er ist ein Dieb, und Du weißt, daß ich ein Christ bin. Warum aber hast Du gegen uns geschwiegen?«

      »Weil wir dann Feinde geworden wären. Du hättest uns verlassen?«

      »Allerdings.«

      »Und die Bebbeh gewarnt?«

      »Ich hätte sie nicht aufgesucht, und ich wußte ja auch nicht, welches Lager oder welchen Ort Du überfallen wolltest. Aber wäre mir ein Bebbeh begegnet, so hätte ich ihn von der Gefahr benachrichtigt, die ihm drohte.«

      »Siehest Du, Emir, daß ich Recht habe! Ich konnte nur Zweierlei thun: – entweder mußte ich Dir mein Vorhaben verschweigen, oder ich mußte Dich gefangen nehmen und mit Gewalt bei mir behalten, bis Alles vorüber war. Da ich Dein Freund war, so habe ich das Erstere gethan.«

      »Ich aber bin in der Nacht in das Lager zu den zehn Männern gegangen, die Du dort zurückgelassen hattest,« lautete meine ruhige Antwort.

      »Was wolltest Du bei ihnen?« frug der Khan.

      »Sie gefangen nehmen.«

      »Allah! Warum?«

      »Weil ich erfuhr, daß Du uns verlassen hattest. Ich wußte nicht, was mir geschehen könnte; darum nahm ich alle da gebliebenen Bejat gefangen, um sie als Bürgschaft meiner Sicherheit zu gebrauchen.«

      »Herr, Du bist ein sehr vorsichtiger Mann; aber Du konntest mir trauen. Was hast Du mit dem Bebbeh gethan?«

      »Nichts. Ich bekam ihn gar nicht zu sehen, denn er war entflohen.«

      Der Khan entfärbte sich und rief:

      »Derigh! Das ist ja ganz unmöglich! Das kann mir Alles verderben. Laß mich hinein zu diesen Hunden, welche sicher geschlafen haben, als sie wachen sollten!«

      Jetzt erst sprang er vom Pferde, ließ es stehen und stürmte zwischen den Felsen hindurch dem Lagerplatze zu. Wir folgten ihm beide, Halef und ich. Zwischen dem Khane und seinen Leuten gab es nun eine Scene, welche kaum zu beschreiben ist. Er tobte wie ein angeschossener Eber, theilte Fußtritte und Faustschläge aus und war nicht eher zu beruhigen, als bis er seine Kräfte erschöpft hatte. Ich hätte diesem Manne eine solche Wuth gar nicht zugetraut.

      »Laß Deinen Zorn schwinden, Khan,« bat ich schließlich. »Du hättest diesen Bebbeh doch frei lassen müssen.«

      »Ich hätte es gethan,« zürnte er; »aber heut noch nicht, denn mein Plan soll nicht verrathen werden.«

      »Welches ist Dein Plan?«

      »Wir haben Alles mitgenommen, was wir bei den Bebbeh gefunden haben. Jetzt nun wird das Gute von dem Schlechten getrennt. Alles Werthvolle schicke ich auf weiten, aber sicheren Umwegen zu den Unserigen; alles Schlechte aber nehmen wir Andern, die wir zu den Dschiaf gehen, mit uns. Unterwegs lassen wir es stellenweise zurück. Auf diese Art lenken wir die Verfolgung auf uns; die Bebbeh glauben, sie seien von einer Abtheilung der Dschiaf überfallen worden, und meine Leute kommen mit der Beute sicher zu den Lagerplätzen und Dörfern der Bejat.«

      »Dieser Plan ist gut ausgedacht.«

      »Aber nun wohl ohne Erfolg. Der gefangene Bebbeh gehörte zu der Abtheilung, die wir überfallen haben; er wußte, daß wir Bejat sind, und wird Alles verrathen. Er hat sicher geahnt, was wir beabsichtigten. Er hatte ein sehr gutes Pferd. Wie nun, wenn er, noch während wir mit dem Überfalle beschäftigt waren, die Schnelligkeit seines Thieres benutzt hat, um die befreundeten Lager in der Nähe in Alarm zu bringen?«

      »Das wäre schlimm für Euch und auch für uns, denn er hat uns bei Euch gesehen,« antwortete ich.

      »Er kennt auch unsern Lagerplatz, und es steht zu erwarten, daß der Eingang zu diesen Felsen den Bebbeh bekannt ist.«

      Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, so erscholl vom Eingang her ein lauter Ruf:

      »Allah 'l Allah! Da sind sie! Nehmt sie lebendig gefangen!«

      Wir drehten uns um und erkannten den entflohenen Bebbeh, welcher mit funkelnden Augen auf mich zusprang; hinter ihm quoll ein zahlreiches Gefolge durch die Enge auf den Platz, und zugleich erhob sich ein

Скачать книгу