Von Bagdad nach Stambul. Karl May

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Von Bagdad nach Stambul - Karl May

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kann die seinigen auch mitbringen.«

      »Lege sie weit von Dir; dann wird Einer von uns kommen.«

      »Dann muß auch er die Waffen zurücklassen!«

      »Er wird sie ablegen.«

      Ich erhob mich, legte die beiden Dolche und die Revolver auf die Erde und hing die Büchse und den Stutzen an den Sattel. Dann setzte ich mich wieder nieder. Diese Leute konnten unmöglich wissen, wie viele und was für Waffen ich bei mir trug; es wäre mir also leicht gewesen, wenigstens die Revolver bei mir zu behalten; aber ich wollte ehrlich gegen sie sein, um von ihnen ebenso ehrlich behandelt zu werden.

      Ich zählte elf Mann. Derjenige, welcher mit mir gesprochen hatte, kehrte zu ihnen zurück und sprach mit ihnen. Dann stieg er ab, legte seine Büchse, seinen Wurfspieß und sein Messer nieder und kam langsam auf mich zugeschritten. Er war ein schöner, schlank gebauter Mann von vielleicht fünfzig Jahren. Seine schwarzen Augen funkelten mich feindselig an, aber er setzte sich still und wortlos grad vor mich hin.

      Da ich schwieg und er ungeduldig war, begann er doch endlich die Unterhaltung, indem er frug:

      »Was willst Du von uns?«

      »Ich will mit Dir sprechen.«

      »So sprich!«

      »Ich kann nicht.«

      »Allah! Warum?«

      Ich zeigte hinter mich.

      »Siehe, ich trug mehr Waffen bei mir, als Ihr erwarten konntet, und habe sie alle von mir gethan. Auch Du hast mir versprochen, die Deinigen abzulegen. Seit wann sind die Bebbeh Lügner geworden?«

      »Lüge ich etwa?«

      »Was thut die Keule unter Deinem Gewande?«

      Ich sah an einer Erhöhung seines Brustkleides, daß er eine Keule darunter verborgen hatte. Er erröthete sichtlich, griff unter das Gewand und warf die Waffe hinter sich.

      »Ich hatte sie vergessen,« entschuldigte er sich.

      Der Umstand, daß er sie fortwarf, überzeugte mich, daß es nicht auf eine Treulosigkeit gegen mich abgesehen gewesen war. Er hatte mir nicht getraut und sich also heimlich vorsehen wollen. Ich begann:

      »So! Nun sei Frieden zwischen uns, bis unsere Unterredung zu Ende ist. Versprichst Du mir dies?«

      »Ich verspreche es.«

      »Reiche mir Deine Hand darauf!«

      »Hier, nimm sie!«

      »Warum verfolgt Ihr uns?« frug ich nun.

      Er blickte mir ganz erstaunt in das Angesicht.

      »Bist Du toll?« rief er. »Ihr beraubt uns; Ihr kommt als Feinde, als Räuber über unsere Grenzen, und Du fragst, warum wir Euch verfolgen!«

      »Wir kamen weder als Räuber noch als Eure Feinde.«

      Er machte ein noch viel überraschteres Gesicht.

      »Nicht? Allah 'l Allah! Und nahmt uns doch unsere Heerden und unsere Zelte nebst Allem, was darinnen war!«

      »Du irrst! Nicht wir, sondern die Bejat haben dies gethan!«

      »Aber Ihr seid doch Bejat!«

      »Nein! Wir sind fünf friedliche Männer. Einer von ihnen und ich sind Krieger aus dem fernen Frankistan; der Dritte ist mein Diener, ein Araber, der jenseits weit hinter Mekka geboren wurde, und die beiden Letzten sind Beni Arab aus dem Westen von hier, die noch niemals Eure Feinde gewesen sind.«

      »Das sagst Du, um mich zu täuschen. Auf diese Weise werdet Ihr uns nicht entkommen. Ihr seid Bejat!«

      Ich warf den Burnus zurück und schob den weiten Ärmel meiner Jacke empor; dann entfernte ich auch das Unterkleid.

      »Hat ein Bejat, ein Kurde, oder ein Araber einen solchen Arm?« frug ich.

      »Er ist weiß,« antwortete er. »Ist Dein ganzer Körper so?«

      »Natürlich. Kannst Du lesen?«

      »Ja,« antwortete er stolz.

      Ich nahm mein Notizbuch heraus und hielt es ihm hin.

      »Ist dies die Schrift eines Kurden oder Arabers?«

      »Das ist eine fremde Schrift.«

      Ich steckte das Buch wieder ein und öffnete den Paß.

      »Kennst Du dieses Siegel?«

      »Katera Allah – bei Gott! Das ist das Siegel des Großherrn!«

      »Und dieses Siegel mußt Du achten, denn Du bist ein Krieger des Pascha von Sulimania, der dem Sultan Rechenschaft geben muß. Glaubst Du nun, daß ich kein Bejat bin?«

      »Ich glaube es.«

      »Ebenso wahr ist auch das, was ich Dir von den Andern sagte.«

      »Aber Ihr wart ja bei den Bejat!«

      »Wir trafen sie eine Tagreise im Norden von hier. Sie nahmen uns als ihre Gäste auf und sagten, daß sie zu einem Feste der Dschiaf reiten wollten. Wir wußten nicht, daß sie Feinde der Bebbeh sind; wir ahnten also auch nicht, daß sie Euch überfallen und berauben wollten. Gestern Abend schliefen wir unter ihrem Schutze ein; sie aber schlichen sich fort, und als sie wiederkehrten, erkannten wir erst, daß wir das Brod von Räubern und Dieben gegessen hatten. Ich zankte darüber mit Khan Heider Mirlam, und unterdessen wurden wir von Euch angegriffen.«

      »Oh! Allah gebe, daß Heider Mirlam uns nicht entkommt! Habt Ihr Euch gegen die Unserigen gewehrt?«

      »Ja. Wir mußten es, weil sie uns angriffen.«

      »Habt Ihr Einen getödtet?«

      »Keinen Einzigen.«

      »Beschwöre es!«

      »Ich schwöre nicht; ich bin ein Christ.«

      »Ein Christ!« meinte er überrascht und mit einer mitleidigen Miene. »O, nun weiß ich, daß Du wirklich kein Kurde und kein Turkomane bist, denn ein Moslem wird niemals sagen, daß er ein Christ sei. Nun glaube ich auch, daß Ihr keinen von den Unserigen getödtet habt, sondern geflohen seid. Wie kann ein Christ einen Moslem tödten!«

      Es lag so viel Verachtung in seinem Tone, daß ich ihm am liebsten eine kräftige Ohrfeige gegeben hätte; aber um unseres eigenen Vortheiles willen mußte ich seine Beleidigung ruhig ertragen. Ich befand mich in einer keineswegs sehr angenehmen Lage, denn die zurückgebliebenen Bebbeh waren mittlerweile auch herbeigekommen und hatten sich mit den Andern vereinigt, so daß nur fünfhundert Schritte von mir entfernt über dreißig Feinde hielten. Die geringste Unvorsichtigkeit konnte mein augenblickliches Verderben sein.

      »Du siehst also, daß wir nicht Eure Feinde sind, und wirst uns ungehindert gehen lassen?«

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