Erwärmung und Wohlstand oder Abkühlung und Verfall. Norbert Buchner
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Das Hauptproblem der Ortschaft war ihre Wasserversorgung, denn auf dem Plateau gab es keine Quelle. Deshalb musste Regenwasser gespeichert werden. Blieb der Regen aus, so saßen die Bewohner von Ba´ja buchstäblich auf dem Trockenen. Schon am Beginn der Periode der Abkühlung und Austrocknung, vor 8400 Jahren, in welcher sich zudem mehrere große Vulkanausbrüche häuften, die Trockenheit brachten, kam Ba´ja deshalb in Not und es musste aufgegeben werden. Fast allen Siedlungen in Jordanien und Palästina ging es in der Folge nicht anders!
- Erlöschen von Siedlungen am mittleren Euphrat und an den Zagros-Hängen
Ein weiteres Beispiel für einen Verfall durch Austrocknung sind Siedlungen am mittleren Euphrat, denen an und für sich durch das Flusswasser reichlich Wasser zur Verfügung gestanden sein sollte. Zu ihnen zählte die alte Siedlung Buqras am mittleren Euphrat und Zufluss des Khabur, welche es auf eine Größe von 3 Hektar gebracht hatte, die von 180 einheitlich gestalteten Häusern mit 700 bis 1000 Bewohnern belegt war. Diese stattliche Siedlung ging schon im tiefen Kälterückfall um 8200 v.h. – etwa zur selben Zeit wie Catal Höyük – wieder ein. Auch die zweite Siedlung in Mureybet, eine schon zweieinhalb Tausend Jahre alte große Bauernsiedlung, wurde um 8 000 v.h., also gegen Ende des Kälterückfalls, wieder verlassen. Abu Hureyra II, eine ehemals stadtähnliche bäuerliche Riesensiedlung mit 12 Hektar Ortsfläche, wurde offensichtlich durch Kälterückfall und Austrocknung so geschwächt, dass sie sich davon nicht wieder erholen konnte, denn die Siedlung ist in den folgenden unruhigen Zeiten um 7 900 – 7 800 v.h. erloschen, welche zeitweilig vor allem durch Stürme, Trockenheit und große Wetterwechsel geplagt waren. Vier Jahrtausende vorher ist die Ortschaft aus der Natuf-Periode durch einen lang dauernden Eiszeitrückfall eingegangen; nun musste auch die zweite wesentlich größere Siedlung vor einer langen Austrocknung und anschließenden stürmischen Trockenzeiten kapitulieren.
Die sehr frühen und durch die Forschungen von Prof. R. Braidwood vom Oriental Institut in Chicago berühmt gewordenen Siedlungen Jarmo und Ali Khosh an den westlichen regenreicheren Hängen des Zagros-Gebirges konnten sich noch etwas länger halten, aber auch sie sind zwischen 7 800 und 7 700 v.Chr. erloschen. Für diese Zeit zeigen die Sedimente des Vansees eine unterdurchschnittliche Feuchtigkeit an: um 7 700 v.h. ist durch C.Ellison u.a. auch ein erneuter Schub von Schmelzwasser im Atlantik nachgewiesen, welcher zu einem kühleren und trockeneren Klima geführt hat. Lit. 10.1
Schnelle Wiedererwärmung vor 8000 Jahren löst Stürme und Fluten aus
Der große Kälterückfall fand gegen 8000 v.h. (6000 v.Chr..) wieder ein Ende (Abb. 13) und die Temperatur stieg aus ihrem Tief ganz plötzlich um mehrere Grad Celsius auf ein Niveau an, welches wohl weit über dem des 20. Jahrhunderts lag. Dies bestätigen mehrere Anzeichen, wie Hinweise zur damaligen Waldgrenze und Messwerte aus stabilen Isotopen von Baumwuchsringen sowie aus Sedimenten von Seen. Sauerstoffisotope aus Gletschereis auf Grönland (Abb. 4) zeigen dort einen Temperaturunterschied bis zu 6°C! Eine der Ursachen des jähen Temperatursprungs war eine ganz plötzliche Erholung des Golfstroms, welcher einige Jahrhunderte zuvor durch die Einschwemmung riesiger Süßwasser- und Gletschermassen in die Hudson-Bay geschwächt worden war. Das Süßwasser hatte sich nun genügend mit dem Meerwasser vermischt und daher konnten sich die alten Verhältnisse wieder einstellen.
War dies nun der einzige Grund? Zunächst: die Sonneneinstrahlung in den Tropen der nördlichen Erde lag damals aus astronomischen Gründen um 5 bis 6 % höher als heute (Abb. 5) und das führte zu einem höheren Temperatur-Niveau. Für eine weitere sprunghafte Erhöhung hat dann die Sonnenaktivität gesorgt, denn sie stieg gegen 7900 v.h. kurzzeitig auf ein Maximum an, wie es seither nicht mehr oft aufgetreten ist (Abb. 6).
Noch ein weiterer Grund förderte die Erwärmung: durch den Zusammenbruch der Laurentischen Eismasse, der den Kälterückfall gebracht hatte, waren auf riesigen Flächen in Kanada und Alaska die Eismassen beseitigt worden, welche vorher das Sonnenlicht stark reflektiert hatten. Der eisfreie Boden nahm nun wesentlich mehr Sonnenstrahlung auf und auch dies trug zu einer raschen Steigerung der Erwärmung bei!
Die Temperatur verhielt sich nach 6000 v.Chr. aber sehr sprunghaft (Abb. 13) und ebenso sprunghaft muss auch das Wetter gewesen sein! Der anorganische Eintrag in Form von Staub in Seesedimente stieg zeitweilig stark an: das verweist auf stürmische und trockene Zeiten! A.Brauer fand, dass in einem einzigen Jahre riesige Mengen von Staub in ein von ihm untersuchtes Maar eingebracht wurden! Eine ähnliche Information liefern auch Sedimente vom westafrikanischen Kontinentalhang. Sogar im Gletschereis in den südamerikanischen Anden stieg der Staubeintrag um 6000 v.Chr. rasch an und das Gletschereis auf Grönland zeigt um 6100 und um 5900 v.Chr. mit einem stark ansteigenden Natrium-Gehalt einen kräftigen Eintrag von Meeresgischt. Das Wetter war also weltweit von Stürmen und Orkanen geprägt! Stürmisches Wetter nach einer schnellen Temperaturerhöhung entspricht einer allgemeinen Gesetzmäßigkeit! Große Umstellungsphasen des Klimas sind regelmäßig von Stürmen und Hochwasserhäufigkeiten begleitet, denn die Natur versucht, plötzliche lokale Temperaturunterschiede – Land erwärmt sich schnell, Meere hingegen langsamer – auszugleichen und dies geschieht am schnellsten über die Atmosphäre in Form von Stürmen und Orkanen als Ausgleichströmungen.
Die Sintflut: Flut des sumerischen Gilgamesch-Epos und der Bibel
Der plötzliche Riesensprung auf ein höheres Temperaturniveau um 6000 v.Chr. führte zu einer raschen Eisschmelze verbunden mit einem starken Anstieg des Meeresspiegels, welcher weltweit Fluten auslöste. Hiervon war auch der Persische Golf betroffen. Das sumerische Gilgamesch-Epos und die jüdisch-christliche Bibel liefern hierzu den passenden Flutbericht. Diese Flut hat sich also bis heute in das Gedächtnis von Völkern eingegraben und sie ist in die Grundlagen der drei monotheistischen Religionen, Judentum, Christentum und Islam, als „Sintflut“ eingegangen.
Die Sintflutberichte sprechen von großen Stürmen bei der Sintflut. Stürme sind am Persischen Golf auch heute keine Seltenheit: der berüchtigte Sturm Shamal kann sehr plötzlich losbrechen und sich innerhalb von 5 Minuten bis auf Spitzengeschwindigkeiten von 150 km/h steigern. Zu dieser Zeit herrschten aber, wie dargelegt, infolge der raschen Klimaumstellung ganz außerordentliche Verhältnisse, die ein stürmisches Klima ausgelöst haben müssen – und dies ist an mehreren Stellen der Erde auch wissenschaftlich nachgewiesen.
In Mesopotamien ist das Gilgamesch-Epos mit der Schilderung einer großen Flut auf Tontäfelchen niedergeschrieben worden, nachdem man viel später zu schreiben gelernt hatte. Damit liegt die Vermutung nahe, dass sich die Flut in diesem Raum oder in seiner Nähe abgespielt hat. In der Tat hat die Flut den Süden von Mesopotamien getroffen, weswegen der Persische Golf als Ort des Geschehens unter hohem Verdacht stehen muss.
War dies aber auch die Biblische Sintflut? Hier stellt sich die Frage, woher der biblische Bericht stammt. Eine der Wurzeln des biblischen Sintflutberichts, der „Priesterliche Bericht“, ist von den Juden aus der Babylonischen Gefangenschaft mitgebracht worden und er dürfte sich damit von alten Berichten aus dem Zweistromland ableiten. Ein Jahrhundert vor dem Exil (597 bzw. 587 v.Chr. bis 538 v.Chr.) sind in einer Art früher Renaissance unter dem babylonischen König Assurbanipal altes Geistesgut und seine materiellen Dokumente für die Bibliothek von Ninive gesammelt worden. Bald darauf ist auch die Bibliothek in Sippar nahe Babylon errichtet worden und sie war ebenfall Ort der Aufbewahrung von altem sumerischen und akkadischen Kulturgut und Stätte des Studiums und der Ausbildung. Hier hat man gegen Ende des 20. Jahrhunderts ebenfalls Fragmente eines Flutberichts entdeckt, welche aber leider im 1.Golfkrieg verloren gegangen sind; verblieben sind jedoch gut auswertbare Fotografien.
Der jüdische Hohepriester Esra, ein hoher persischer