Erwärmung und Wohlstand oder Abkühlung und Verfall. Norbert Buchner
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Zwischen 14 000 und 13 000 v.h. tauchte im Norden des Nahen Ostens eine neue Kultur von Jägern und Sammlern auf, die nach ihrer ersten Fundstätte im Wadi Natuf am Westhang des Judäischen Gebirges in Palästina „Natuf-Kultur“ benannt wurde, denn man hielt sie zunächst für eine örtliche Kultur der Levante. Später fand man aber Natufstätten auch im südlichen Randgebiet des anatolischen Taurusgebirges wie auch am Westrand des Zagros-Gebirges im Irak. Die bisher bekannten südlichsten Fundstätten sind Abu Hureyra und Mureybet am mittleren Euphrat. Die Kultur wies recht neue Merkmale auf. So finden sich eine neue Art der Steinbearbeitung und zahlreiche neue Geräteformen, besonders neuartige Pfeilspitzen. Dies legt nahe, dass die Natuf-Menschen zugewandert sind.
Die Zuwanderer waren Jäger und Sammler. Sie errichteten Rundhütten auf einer Basis aus Steinen mit einer Wand vermutlich aus einem Geflecht von Ästen und Zweigen, welches mit Lehm abgedichtet wurde. Das Dach war innen durch zentrale Holzpfosten abgestützt. Je nach den zeitweise wechselnden Temperaturverhältnissen wurden die Behausungen zu ebener Erde, teilweise in den Boden eingetieft oder vollständig im Boden errichtet, sodass das Dach dann eben mit dem gewachsenen Boden abschloss.
Diese frühe Kultur von Jägern und Sammlern kannte Ackerbau, Viehzucht und Keramik noch nicht; sie sammelte jedoch schon wildes Getreide und andere Körner und Früchte. Skelette und Zähne der Menschen verweisen weder auf Kampfhandlungen noch auf Mangelerkrankungen. Die Menschen sind offensichtlich in eine menschenleere fruchtbar gewordene Umgebung zugezogen, welche sie reichlich ernährte.
Am mittleren Euphrat wurde vor mehr als 13 000 Jahren das Dorf Abu Hureyra von diesen Menschen gegründet, zunächst eine temporäre Siedlung von Jägern und Fischern, welche dem jahreszeitlichen Zug der Gazellen an den Euphrat folgten. Schon in dieser Frühzeit lässt sich eine Bewirtschaftung des Wildangebots beobachten: man trieb die Herden vermutlich in Gatter, tötete dann aber nur junge Böcke. Weibliche Tiere ließ man wieder frei, um den Bestand für die Zukunft zu sichern. Diese Bewirtschaftung des Wildbestandes konnte man später auch in anderen frühen Siedlungen finden und sie ging offensichtlich der Haltung von Haustieren voraus. Auf dem Speisezettel der Menschen standen neben Wild, Fischen und Muscheln zahlreiche Pflanzen und ihre Samen. Die Menschen hatten eine sehr gute Kenntnis von dem sie umgebenden Angebot der Natur: mindestens hundert unterschiedliche genutzte Pflanzen hat man gezählt.
Eine frühe Sonderentwicklung aus dieser Zeit findet sich in Jericho. Diese uralte Stätte der Menschheit liegt im heißen Jordangraben unweit des Toten Meeres, etwa 250 Meter unter Meeresniveau. Wegen der hohen Temperaturen war hier offensichtlich ein Wärmeschutz bei den Hausbauten unnötig: schon in der Frühzeit bauten die Menschen deshalb dort nur oberirdisch. So wurde eine Mauer aus Steinen errichtet sowie ein bemerkenswerter steinerner Turm mit 8 Meter Durchmesser. Er trug einen herausgehobenen überdachten Versammlungs- oder Kultraum – etwa in derselben Größenordnung wie bei zeitgenössischen ebenerdigen oder in den Boden eingetieften Gemeinschaftsbauten. Die Natuf-Gesellschaften hatten nämlich schon recht früh damit begonnen, neben ihren Wohnbauten auch Gemeinschaftsbauten zu errichten.
Das imposante Steinbauwerk von Jericho lässt vermuten, dass die Natuf-Menschen schon mit einem beachtlichen kulturellen Gepäck in den Norden des Orients gekommen sein müssen, welches sich nur über eine längere Vorlaufzeit entwickelt haben konnte. Woher aber stammen die Natuf-Leute? Funde geben hierauf keine Antwort. In Frage kann aber wohl nur der wärmere Süden kommen! Schon seit ihrer Auswanderung aus Afrika haben sich Menschen im Gunstbereich des Persischen Golfs aufgehalten. Das warme Boelling-Interstadial hat nun zweierlei bewirkt: einerseits hat es sicher zu einem Anwachsen der Bevölkerung geführt, sodass Abwanderungsdruck entstand, und anderseits hat es einen Anstieg des Meeresspiegels durch Eisschmelze in arktischen Regionen ausgelöst. Das Meer drang also immer stärker in den Persischen Golf ein und vertrieb Menschen aus ihren angestammten Gebieten. Das könnte – wie schon viel früher – zu einem Ausweichen eines Teils der Bevölkerung in den nun warm und fruchtbar gewordenen Norden geführt haben und die großen Ströme Euphrat und Tigris waren wieder die Leitpfade. Die Menschen haben dabei wohl ihre kulturellen Errungenschaften mitgebracht, welche sie in einem Gunstraum der Eiszeit, der an Süßwasser reichen Tiefebene des Persischen Golfs, entwickelt hatten. Lit. 5.2
Sehr frühe Besiedelung von Südamerika?
Die starke Erwärmung ab 14 700 v.h. regte offensichtlich auch in Südamerika neues Leben an.
Lange Zeit war eine steinerne Speerspitze, welche in Clovis/New Mexico/USA in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts gefunden und auf ein Alter von etwas mehr als 11 000 Jahren datiert worden war, als ältestes Zeugnis für die Anwesenheit des Menschen auf dem amerikanischen Kontinent außerhalb von Alaska anerkannt. Führende nordamerikanische Wissenschaftler wehrten sich auch lange leidenschaftlich dagegen, dass es auf dem südamerikanischen Kontinent ältere menschliche Spuren geben könne, als sie bei ihnen gefunden worden waren. Mittlerweile sind aber auch in den USA ältere Funde gemacht worden.
In Monte Verde in Chile, 500 Meilen südlich von Santiago de Chile, an den sandigen Ufern des Flusses Chinchihaupi, 30 Meilen vor seiner Mündung in den Pazifischen Ozean, hat man die Überreste von Hütten mit Holzgerüst und Bespannung aus Häuten, sowie Knochen und Feuerplätze gefunden, welche hier tief im Süden eine menschliche Anwesenheit schon 1300 Jahre vor Clovis anzeigen, denn sie wurden auf ein Alter von 12 500 Jahren datiert. Die organischen Reste wie Holz und Knochen von Landtieren und Fischen sind im feuchten Sauerstoff-freien Boden des früheren zeitweiligen Camps recht gut konserviert worden: Holzlatten waren sogar noch mit Schnüren aus Gras verknüpft! Auch ein Fleischrest war noch zu identifizieren, der nach einer DNA-Analyse von einem Mastodon, einer Art Elefanten, stammte. Neben einer Feuerstelle fand man auch einen in Lehm eingebrannten Fußabdruck eines Kindes.
Die Untersuchungen an dieser Fundstätte des amerikanischen Archäologen Dillehay von der Universität von Kentucky und des chilenischen Geologen Mario Pino von der Universidad Austral hatten schon im Jahre 1976 begonnen. Nach langer Ablehnung kam schließlich im Januar 1997 eine hochrangig besetzte US-amerikanische Kommission aus einem Dutzend Archäologen mit Unterstützung der amerikanischen National Geographic Society zur Bewertung nach Monte Verde und sie konnte sich mehrheitlich der Überzeugungskraft der Funde nicht entziehen. So stellt sich die Frage, ob Menschen, die nach der plötzlichen Erwärmung im Boelling-Interstadial die Landbrücke zwischen Sibirien und Alaska an der Beringstraße passiert hatten, in so kurzer Zeit bis in den Süden Chiles vorgedrungen sein können oder ob es sich um Zuwanderer einer früheren Einwanderperiode handelt. Mittlerweile sind sogar noch etwas ältere menschliche Spuren in Monte Verde wissenschaftlich gesichert: so wurden die Überreste von gekochten und zerkauten Algen gefunden, welche etwa 14 000 Jahre alt sind, also aus der Warmphase des Boelling-Interstadials stammen. Es gibt in Nord-, Mittel- und Südamerika sogar noch ältere Plätze mit einem vorläufigen Alter zwischen 20 000 und 30 000 Jahren, welche man für frühe Aufenthaltsorte des Menschen hält. Sie sind aber bisher nicht ausreichend untersucht und daher nicht anerkannt. Ja, selbst in Monte Verde fand man noch wesentlich ältere menschliche Spuren, welche nach der Radiokarbon-Bewertung mindestens 33 000 Jahre alt sind. Sie stammen aus dem Denekamp-Interstadial, einer Zwischenwarmphase der Eiszeit.
Der Linguist J.H.Greenberg von der Stanford-University in Kalifornien nahm an, dass es vor der Einwanderung der Clovis-Menschen schon eine oder zwei frühere Einwanderwellen in Amerika gegeben habe. Er stellte fest, dass die von den präkolumbischen Einwohnern Amerikas gesprochenen Sprachen 3 Familien angehören: er zählte 583 eigentliche Indianersprachen, 34 Nadene-Sprachen aus der Haupteinwanderung, zu der auch die Clovis-Indianer zählen, und 9 Eskimo-Idiome. In dieser Reihenfolge erfolgte wohl auch die Einwanderung. Für die These von Greenberg spricht auch, dass es bei den amerikanischen Ureinwohnern 3 verschiedene Zahnformen gibt. Auch die schon erwähnten genetischen Untersuchungen von L.Cavalli-Sforza sprechen für 3 Einwanderwellen. Neuere Untersuchungen zu Schädelformen lassen mindestens 2 unterschiedliche