Gwendoline. Kristina Schwartz
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Nachdem sie den Rock glatt gestrichen, den Slip aufgesammelt und er alles, inklusive T-Shirt wieder ordentlich in seiner Hose verstaut hatte, gingen sie zurück in die Küche.
»Wein?«, fragte sie mit einem Blick, als wäre sie noch nicht wieder ganz im Hier und Jetzt angekommen. »Veltliner, Otmar-Spezial, aus der Gegend. Den gleichen den’s auch beim Dorfwirten gibt.«
»Gern.«
Joe schenkte zwei Gläser ein. Dann ließ sie eine Unmenge Butter in der Pfanne zerfließen, um die Pinienkerne anzurösten und stellte Wasser für die Gnocchi auf.
»Ich ... vielleicht täusche ich mich«, begann Michael, »aber ich hatte das Gefühl, du warst heute irgendwie nicht bei der Sache.«
»Hm.« Joe zuckte die Schultern. »Ich ... es ist mir irgendwie peinlich ...« Ihre Lippen schienen Worte artikulieren zu wollen, doch aus ihrem Mund drang kein Laut. »Ich hab noch nie drüber gesprochen. Seit neuestem ...«, sie räusperte sich, »... hab ich – wie soll ich sagen – ganz spezielle Bedürfnisse bei erotischen Zuwendungen ... beim Sex.« Joe schlug ihre Augen verlegen nieder.
Michael hielt den Atem an und schien sich zu fragen, ob das nun gut oder schlecht für ihn war.
»Es macht mich an ... ich meine ... ich steh auf härtere Praktiken«, sagte Joe und fühlte Hitze in ihre Wangen steigen. »Irgendwie«, setzte sie noch hinzu, als könnte dieses nichtssagende Umstandswort alles erklären.
»Härter?«, fragte Michael verwundert. »Ist dir meine Art nicht hart genug?« Er holte Luft. »Ich dachte Frauen lieben es zärtlich und gefühlvoll.«
Joe streckte demonstrativ ihr Brust heraus, als sie getrocknete Tomaten und Salbei zu den goldbraunen Pinienkernen gab. »Jein«, sagte sie verlegen.
»Ja-ein?, das ist doch eine typische Frauenantwort.«
Joe fühlte sich in die Enge getrieben. »Ich weiß nicht, ob es bloß eine Antwort oder eine typische Frauenantwort ist, Michael. Ich meine, ich kann doch auch nichts dafür, wenn mein Körper mit einem Mal komplett verrückt spielt«, sagte sie mit Tränen in den Augen. »Was kann ich denn dafür, dass ich auf einmal auf ...«, sie schluckte, »Handschellen, Fesselspiele, Auspeitschen ...«, sie hielt inne, »... voll abfahre.«
»Handschellen? – Fesselspiele? – Auspeitschen? Um Himmels willen, Joe, was ist denn in dich gefahren?« Michaels Stimme überschlug sich. Dabei sah er aus wie ein Theaterschauspieler, der auf der Bühne stand und feststellte, dass er den Text für das falsche Stück einstudiert hatte.
»Plötzlich? Eigentlich kam es nicht plötzlich. Es fing vor Monaten an. Und nun kann ... will ich nicht mehr ohne diese Dinge sein.«
Michael biss auf die Innenseite seiner Wange.
»Es gibt mir so ein Gefühl ... Hast du nie solche Dinge getan, ausprobiert?«
»Nein«, sagte er zögerlich.
»Nie davon geträumt?« Sie sah ihn aus warmen braunen Augen an. »Hast du nie daran gedacht, dich zu unterwerfen, die Verantwortung für dich und deinen Körper abzugeben, in die Hände einer Frau zu legen?«
»Ich ... äh ... nein. Ich verabscheue Gewalt, nicht nur bei Frauen. Ich könnte nie ... ich könnte dich nie fesseln, dir Handschellen anlegen, dass du dich nicht mehr rühren kannst.«
»Auch nicht, wenn es mir Lust bereitet? Auch nicht, wenn ich dich ganz lieb darum bitte?« Sie lächelte kokett.
»Ich glaub’, dabei käme ich nicht einmal in die Nähe eines Orgasmus.« Ein schmales Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen.
»Niemand ist perfekt«, lachte Joe. »Wir haben alle unsere Schwächen«, und es klang, als versuchte sie, die globale politische Situation auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen. Sie stellte die Teller mit den Gnocchi auf den Tisch und öffnete noch eine Flasche Wein. »Aus Italien«, sagte sie und hielt ihm den Rotwein unter die Nase. »Ach, wie dumm.« Sie holte zwei passende Gläser aus der Vitrine und goss ihm einen Schluck ein. »Was meinst du?«, forderte sie ihn auf zu kosten.
Er trank den Wein in einem Zug aus. Dann nickte er. »Ausgezeichnet«, murmelte er, »das hast du ja spitzenmäßig hingekriegt, Joe.«
Sie lächelte. »Michael, könnten wir nach dem Essen noch auf den Dachboden?«
Er grinste.
»Nein, nicht was du denkst. Ich meine, damit du mir sagst, ob und wie man ihn am besten ausbauen könnte.«
Er nahm einen Schluck. »Sicher. Aber warum hast du uns denn nicht damals schon den Auftrag gegeben, dass wir ihn gleich mitmachen sollen bei der Sanierung?«
Sie schürzte die Lippen. »Damals? Damals war das irgendwie noch nicht aktuell. Bin erst später draufgekommen, dass man da was Nettes draus machen könnte.«
Bei dem Gedanken an eine Umgestaltung des Dachbodens verspürte Joe ein unstetes Ziehen in ihren Eingeweiden. Sie konnte es kaum noch erwarten, bis Michael mit dem Essen fertig war, dann nahmen sie ihre Gläser, stiegen die Stufen ins Obergeschoß, weiter die schmale Treppe in den Boden hinauf. Ein wohliger Schauer überlief sie, als sie die Tür in die Mansarde aufstieß.
Er sah sich um. »Die Isolierung ist ja schon im Zuge der Renovierung gemacht worden. Man braucht das ganze eigentlich nur noch, je nach Geschmack, mit Holz oder Gipskartonplatten zu verkleiden und in der Farbe deiner Wahl anzupinseln. Bodendämmung ist auch schon vorhanden. Brauchst dir nur noch einen hübschen Parkett oder Laminat aussuchen. Ich kann dir gerne eine Zimmerei und eine Tischlerei empfehlen, Joe. Was hast du eigentlich damit vor?«
Grinsend stellte sie sich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Seine Augen weiteten sich, seine Mund stand offen.
Sie nickte, wie um das Gesagte noch zu unterstreichen.
»Ist nicht dein Ernst.«
Sie verschränkte die Arme hinter ihrem Rücken, als gelte es ein äußeres Zeichen ihres kindlichen Übermuts zu zeigen und drehte ihren Oberkörper in weichen, schwingenden Bewegungen mal links, mal rechts.
»Ich fürchte doch.« Dann begann sie hemmungslos zu lachen.
Wäre Joe an diesem Tag ehrlich zu Michael und zu sich selbst gewesen, hätte sie eingestehen müssen, dass ihre zweifelhafte Stimmung