Gwendoline. Kristina Schwartz
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»Mach mit mir, was du willst«, sagte Joe, vielleicht doch etwas zu voreilig. »Mein Körper gehört dir.«
Harriet sah sie ernst an. »Du solltest es nicht sagen, Joe, wenn du es nicht auch genauso meinst. Andernfalls könnte es gefährlich werden.«
Joe nickte. »Ich meine es aber genau so.«
»Dann is’ ja gut«, doch Joe dachte in ihrem Gesicht zu lesen, dass sie ihr kein Wort glaubte. »Wann hast du also Zeit für unser erstes Treffen, bei dem sich dann alle noch offenen Fragen von allein beantworten werden?«
Sie brauchte keinen Kalender, um zu wissen, dass ihre nächsten Wochenenden so leer von irgendwelchen Verpflichtungen waren wie ein frischgeschöpftes Papier von Worten. »Wär kommendes Wochenende okay?«
Harriet nickte, tippselte und wischte, wischte und malträtierte das iPhone-Display mit dem Nagel ihres Zeigefingers. »Alles klar.« Sie lächelte, küsste Joe noch einmal, bevor sie von ihr stieg und sie hinausbegleitete.
Das war jetzt gerade mal eine gute Stunde her und noch immer konnte Joe den herrlichen Geschmack Harriets auf ihrer Zunge, deren Berührungen auf ihren Lippen und deren aphrodisierenden Duft in ihrer Nase spüren. Obwohl die Einrichtung ihres neuen Zuhauses, der Mühle, noch bei weitem nicht komplett war, fühlte sie sich bereits geborgen, als sie in den Vorraum trat. Aber was spielte das für eine Rolle, an einem Tag wie diesem, an dem sie von ihrer Bondagelehrerin geküsst worden war, eindringlich und zärtlich und diese ihr sagte, was sie beim nächsten Treffen alles mit ihr anstellen wollte, und zwar ein ganzes Wochenende lang.
Sie meinte einen Seufzer gehört zu haben.
Was is’?
Du bist schon wieder feucht, Joe!
Was dagegen?
Beim Zeus. Was sollte ich dagegen haben? Aber ein Außenstehender könnte denken, dass dich das Fahren in deiner winzigen Karre so anmacht, dass du jeden Augenblick kommst.
Das Treffen zwischen Joe und Sabine war charmant, kurzweilig und für beide Seiten aufschlussreich gewesen. Wäre da nicht ein kleiner Punkt gewesen, den Harriet mit keiner Silbe erwähnt, ja nicht einmal angedeutet hatte. Aber vielleicht war es gut so, denn vielleicht hätte es Joe nur unnötig verunsichert oder sie dazu veranlasst, ihre vereinbarte Verabredung erneut abzusagen, wenn sie gewusst hätte, dass Harriet ein Faible für die klassische Ménage-à-trois hatte.
*
Als Joe seinen Namen auf der Warteliste auf ihrem Monitor sah, huschten ihr Gedanken durch den Kopf, ob es nicht doch an der Zeit wäre, ihr Stethoskop an den nächsten Nagel zu hängen, um in Zukunft einer fesselnderen Tätigkeit nachzugehen, die obendrein noch Spaß machte. Sabine, nein, Harriet natürlich, hatte es doch vorgemacht, wie es ging – und dass es möglich war. Was Dr. Bertram betraf, der an diesem Tag bereits zum fünften Mal in diesem Monat bei ihr vorstellig wurde, sah sie sich bereits in der Rolle der unbarmherzigen Domina, die, in hohen Stiefeln und hautengem Latexcatsuit, ihrem Patienten die Flausen mit der Neunschwänzigen austrieb. Als sie sich das Bild vorstellte, stieg eine bis dato nicht bekannte Erregung in ihr auf. Ihre Zehen kribbelten, ihre rechte Hand fasste ständig ins Leere, als versuchte sie nach dem Griff einer unsichtbaren Peitsche zu greifen. Weit würde sie ausholen, würde erst sein Hemd zerfetzen, dann blutige Striemen auf seinen Rücken zeichnen, ihn schlagen, peitschen, demütigen ...
»Mein lieber Dr. Bertram«, flötete Joe eine Spur zu übertrieben, als dieser zur Tür hereinkam, und sie hoffte, dass er ihre Gedanken nicht von ihren Wangen ablesen konnte.
»Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich Ihnen«, sagte er, während er auf sie zuging, die linke Hand hinter dem Rücken, als wäre sie dort festgebunden.
»Was kann ich für Sie ...?« Joe blieben die Worte weg, als er vor ihr stand, seine Hand und mit ihr einen wunderbaren Blumenstrauß hinter seinem Rücken hervorzauberte.
»Für Ihre Bemühungen«, sagte er mit einem schelmischen Zwinkern, als hätte er die Blumen gerade vom Jedleseer Friedhof gestohlen. Er überreichte ihr einen opulenten Strauß aus Chrysanthemen.
Mit angehaltenem Verstand sah sie ihn an, wusste nicht, womit sie diese Nettigkeit verdient hatte. »Aber ich bitte Sie, das wär doch nicht nötig gewesen«, sprudelte sofort eine Plattitüde professionell aus ihrem, in dezentem Veilchenton geschminkten, ärztlichen Mund. »Die sind ja wunderschön. Die kann ich unmöglich annehmen.«
»Aber ich bestehe darauf.«
»Ich ...«
Joe, fang jetzt keinen Streit an, hier in der Ordi. Er hat gesagt, er besteht darauf.
Na dann ... »Herzlich Dank, Herr Doktor, obwohl ...«
Dr. Bertram hob beschwichtigend seine Arme.
»Das ist doch keine Bestechung?«, fragte Joe plötzlich ernst. »Oder ›Anfüttern‹? In Österreich ist das ›Anfüttern‹ verboten.
»Doch nur bei Staats- und Landesbediensteten, wenn ich mich richtig erinnere, und da auch nur bei den unteren Chargen.« Dr. Bertram schmunzelte.
Verzückt nahm sie die Blumen und legte sie in das Waschbecken. »Der Blutdruck?«, wurde sie sofort wieder dienstlich.
»Nur wenn ich Sie sehe, meine liebe Frau Doktor.«
Joe spürte, wie sich ihre Wangen knallrot färbten, als hätte sie sie gerade mit Kadmiumrot dunkel eingecremt. »Bitte unterlassen Sie diese Scherze.«
Noch immer lächelte er. »Ich möchte Sie, liebe Frau Dr. Binder, in aller Ehrenhaftigkeit, versteht sich, gerne zum Essen einladen.«
Verlegen presste Joe die Lippen zusammen. »Schauen Sie, mein lieber Doktor Bertram, ich kann ...«
»Zum ›Plachutta‹ in die Wollzeile ... oder ›Zum schwarzen Kameel‹ ... oder von mir aus auch ›Meinl am Graben‹ ...«
»...«
»Wenn Sie möchten auch zu den ›Drei Husaren‹ – nein, die sind ja krachen gegangen ... oder auf ein Schnitzel ins ›Figlmüller‹?
»Das ist wirklich sehr nett von Ihnen, Dr. Bertram, aber ...«
»Nennen Sie mich doch Julius.«
Eine unangenehme Hitze breitete sich in Joes Kopf aus. »Herr Doktor, wirklich ...«
»Julius, bitte!
»Wirklich, also ich weiß nicht ...«
»Es ist nur eine formlose Einladung zum Abendessen. Ein Dankeschön. Nichts weiter. Ohne Hintergedanken.«
Lügen kann er wie gedruckt, ohne dass man es ihm ansieht, dachte Joe. Gut, er war ausgebildeter Jurist.
»Es ist nur ... ich weiß doch, dass Sie an mir nichts verdienen, wenn ich zehnmal im Monat Blutdruck messen komme.«
Sogar wenn er nur zehnmal im Jahr Blutdruck messen käme, würd’ ich nichts verdienen.
»Also