Gwendoline. Kristina Schwartz

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Gwendoline - Kristina Schwartz Joe & Johanna-Trilogie

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Frauen zu fesseln und ihnen den Kopf zu verdrehen im Stande ist. Die ...

      Joe legte den sündhaft teuren Montblanc Füller auf die aufgeschlagene Doppelseite ihres Tagebuchs, die Beine auf den Tisch und spielte mit zärtlichen Fingern in jener sündhaft empfindsamen Region ihres Körpers, bis ihrem Mund ein lusttriefendes Stöhnen und ihrer Vagina die Feuchte der Erregung entwich.

      Mit einem Mal war sie wieder da, diese Flamme, die in ihr loderte und sich nach dieser Frau und deren wunderschönem, geschmeidigem Körper verzehrte.

      Irgendwie gelang es ihr an diesem Tag nicht, sich auf ihre Patienten und deren zahllose Wehwehchen zu konzentrieren. Immer wieder wanderten ihre Gedanken zu den weichen, runden, femininen Formen Harriets, zu ihrem makellosen Körper, ihren gefühlvollen Händen, ihrer einnehmenden Stimme. Rascher als üblich scheuchte sie erst ihre Patienten, gleich darauf ihre Sprechstundenhilfe aus der Ordination.

      Flink wie eine Teenagerin, die fürchtete, die frisch eingelangten Schnäppchen bei H&M könnten ausverkauft sein, bevor sie überhaupt die Filiale betrat, ging sie, so rasch ihre Absätze sie trugen, drei Blocks stadtauswärts. Mit einem gewissen Stolz stellte sie fest, dass sie die Adresse in dieser Wohnsiedlung, die aussah wie die UNO-City für den gehobenen Mittelstand, auf Anhieb gefunden hatte.

      »Letzter Stock«, sagte die Gegensprechanlage mit einer gutgelaunten Frauenstimme und Joe fühlte dieses angenehme Kribbeln, das von ihren Haar- bis in die Zehenspitzen lief.

      »Danke.«

      Harriet, die im bürgerlichen Leben eigentlich Sabine hieß, empfing sie in der halboffenen Wohnungstür. »Schön, dass du doch noch gekommen bist, Joe«, meinte sie mit lustigen Augen. »Ich fürchtete schon, du hättest es dir anders überlegt.«

      »Ich ... Hallo Sabine«

      »Komm rein! Tee oder Kaffee?«

      »Hast du vielleicht auch ein Bier da? Nach der Ordi tut mir ein Schlückchen ganz gut.«

      »Selbstverständlich«, lachte Sabine, »kannst du auch Bier haben. Zipfer oder Gösser?«

      »Egal. Hauptsache nicht alkoholfrei.«

      »Komm weiter«, sagte sie und wies Joe eine Tür am Ende des Flurs, die in einen großzügigen Wohnraum führte, von dem aus man in die Küche sehen konnte. »Bitte, setz dich.«

      Joe betrachtete die Sitzgruppe aus dunklem Leder, die Couchtische aus Mahagoni, die Philodendren, die, wie zufällig im Raum verstreut, diesem etwas von der eleganten Strenge nahmen.

      Harriet klapperte mit ihren Stiefeln, die, in der Wohnung auszuziehen, sie sich nicht die Mühe machte, in die Küche. »Joe, so wie es aussieht, hab ich dir zuviel versprochen. Ich hab nur mehr a Sechzehner Blech.«

      Joe hatte augenblicklich das Gefühl, von der Kaste der Studierten in die unterste Schublade gekullert zu sein. »Bitte? Was war das?«

      »’tschuldige, wollte sagen, ich hab nur noch Ottakringer.«

      »Ist okay«, entgegnete Joe und fragte sich ernsthaft, ob Bier nicht gleich Bier war. Oder war es womöglich ähnlich kompliziert wie beim Wein? Gab’s auch Jahrgänge beim Bier und sie, die einfältige Naive hatte es bis heute noch nicht mitgekriegt? »Ein Zwanzigzehner, wenn du hast.« Gleich darauf fiel ihr ein, dass Michael, der Bierexperte, noch nie etwas von Jahrgängen erwähnt hatte.

      Sabine lachte. »Kenn mich schon aus.« Dann brachte sie Joe die Flasche, zusammen mit einem anmutig geschwungenen Tulpenglas, in das sie etwas einschenkte, bevor sie beides vor Joe auf den Tisch stellte.

      Mit offenem Mund bestaunte Joe Sabines Fertigkeiten.

      Diese schmunzelte. »Hab in meinem früheren Leben gekellnert.« Dabei zwinkerte sie Joe kokett zu und verschwand in die Küche, um sich ein Glas Rotwein zu holen.

      Eine wallende Hitze spürte Joe plötzlich in sich aufsteigen. Sie schlug ein Bein über das andere, als könne sie diese damit unter Kontrolle halten. Vermutlich in einer Stripbar, ging es ihr durch den Kopf und sie versuchte, diesen Gedanken sofort wieder zu verdrängen.

      »Es war in einem – wie heißt es so euphemistisch? – einschlägigen Etablissement, in dem die Damen nur leicht bekleidet herumlaufen, um die männliche Klientel zu erfreuen. Leicht bekleidet hieß in unserem Fall ein dünnes Schnürchen um die Hüften und ein noch dünneres durch den Schritt, beide in einem kräftigen Rot et voilà, fertig war die Dienstuniform. Passte erstklassig zur Corporate Identity.« Sie lachte. »Die Mädchen konnte man nur aufgrund der Größe ihrer Titten und ihrer Haarfarbe unterscheiden.«

      Joe sah verunsichert aus. Sie wusste nicht, ob sie das alles hören wollte, was ihr Sabine da erzählte. Wenn es keine Vergangenheit gäbe, könnte man viel ungezwungener im Hier und Jetzt leben, sinnierte Joe. Oder dient die Vergangenheit allein dazu, um zu erklären, wie und warum man zu der Person wurde, die man heute war, dient sie dazu, um all die Macken, Fehler und Unzulänglichkeiten des eigenen Ichs erklären und entschuldigen zu können, sie auf das Verhalten anderer zu schieben, um sich selbst reinzuwaschen und in ein strahlenderes Licht zu stellen?

      »... ich auch meinen Mann«, war Sabine schon ein Kapitel weiter. »Wir hatten«, dabei strahlte ein schelmisches Grinsen aus ihrem Gesicht, »nur einen einzigen Punkt, bei dem wir uns wirklich – und ich meine wirklich – einig waren ...«

      Joe, einen großen Schluck von ihrem Bier nehmend, fragte sich, warum sie sich aufrechter und gerader hielt als sonst.

      »... und das war Sex.«

      Da war es wieder, Joes leidiges Thema. Ja, Mann und Frau haben Sex, viel Sex, sieben Tage die Woche, zweiundfünfzig Wochen im Jahr; wenn beide berufstätig sind, es in der Firma einen heimeligen Kopierraum oder eine verwaiste Besenkammer gibt, noch öfter. Joe!, Schluss jetzt mit dem Selbstmitleid.

      »... beide die etwas härtere Gangart. Er war der geborene Unterwürfige. Und ich ... mein Part schien mir schon in die Wiege gelegt worden zu sein. Auch wenn es gar nicht in der Absicht meiner Eltern gelegen hatte.« Sie nippte von ihrem Wein. »Irgendwann ging es dann aber nicht mehr. Der Alltag wurde zunehmend anstrengender und mühsamer. Wir ließen uns scheiden, gingen ohne Zorn, ohne Hass auseinander. Es war die richtige Entscheidung gewesen. Ich war frei, konnte tun und lassen, was mir gefiel, und da wurde mir klar, ich wollte mich nie wieder auf einen Partner fixieren.«

      Joe nickte andächtig, als hätte sie schon drei geschiedene Ehen hinter sich und wüsste genau, wovon Sabine sprach.

      »War dann natürlich die große Frage für mich, was tun, um meinen Lebensinhalt zu finanzieren. Ich konnte nichts außer Tabletts schleppen, aufreizend lächeln und die Drinks so abstellen, dass den Gästen meine Titten ins Gesicht sprangen.« Da war wieder dieses verschmitzte Grinsen. »Dann kam mir irgendwann die Idee, Geld zu verdienen mit dem, was mir Spaß macht und was ich wirklich konnte.«

      Wie Sabine sich eine so großzügige Wohnung mit Dachterrasse leisten konnte, mit höchstens zwei Tagen Workshop in der Woche, faszinierte Joe über alle Maßen.

      » ... gründete meinen eigenen Escortservice mit nur einer Angestellten – mir.«

      Überrascht sah Joe durch ihre tiefschwarzen Wimpern, musterte Sabines Gesichtsausdruck.

      »War ’ne tolle Sache. Erst in schicke Restaurants, ins Theater, in die Oper – Robert Meyer als Alfred P. Doolittle in ›My Fair Lady‹, ein Genuss, sag

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