Bevor er tötet. Maik Bohn

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Bevor er tötet - Maik Bohn KAPITEL SECHSUNDDREISSIG

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darauf festlegen.“

      Seine Augen wanderten dann zu Mackenzie, doch seiner Stimme klang nur mäßig interessiert, als er sie fragte: „Möchten Sie noch etwas hinzufügen, White?“

      „Die Nummern“, sagte sie.

      Nelson verdrehte die Augen vor allen Anwesenden im Raum. Es war ein klares Zeichen fehlenden Respektes, was sie jedoch ignorierte, denn sie wollte alle davon in Kenntnis setzen, bevor er sie unterbrach.

      „Ich habe etwas gefunden, das zwei Nummern sein könnten, die durch einen Schrägstrich voneinander getrennt sind. Sie waren in die Stange eingeritzt.“

      „Was sind das für Nummern?“, fragte einer der jüngeren Polizisten am Tisch.

      „Eigentlich sind es Zahlen und Buchstaben“, antwortete Mackenzie. „N 511 und J 202. Ich habe mit meinem Handy ein Bild davon gemacht.“

      „Die anderen Bilder werden ebenfalls bald hier sein, sobald Nancy sie ausgedruckt hat“, bemerkte Nelson. Er sprach schnell und eindrücklich, um den Anwesenden zu zeigen, dass die Sache mit den Nummern beendet war.

      Mackenzie hörte Nelson zu, der über die Aufgaben redete, die ausgeführt werden mussten, um die Strecke von siebeneinhalb Meilen zu untersuchen, die zwischen Hailey Lizbrooks Wohnung und dem Runway lagen. Aber in Wirklichkeit hörte sie nur mit halbem Ohr zu. Ihre Gedanken schweiften immer wieder zu der Art ab, wie der Körper der Frau festgebunden gewesen war. Irgendetwas an der Darstellung der Leiche war ihr sofort bekannt vorgekommen, und sie wurde den Gedanken nicht los, während sie im Konferenzzimmer saß.

      Sie ging die kurzen Notizen in der Akte durch, in der Hoffnung, dass ein kleines Detail vielleicht etwas in ihrer Erinnerung aktivieren würde. Sie blätterte sie vier Blätter voller Informationen durch, um irgendetwas zu finden. Sie wusste bereits alles, was in der Akte stand, doch trotzdem überflog sie die Details.

      Vierunddreißig Jährige Frau, vermutlich in der vergangenen Nacht getötet. Striemen, Schnitte, mehrere Abschürfungen am Rücken, an eine hölzerne Stange gefesselt. Vermutete Todesursache: Blutverlust oder möglicher Herzinfarkt. Fesselungsmethode deutet auf religiöse Motive, während die Art der Leiche sexuelle Beweggründe zulässt.

      Als sie die Informationen las, klickte es. Sie schaltete gedanklich einen Moment ab, womit sie es ihrem Geist ermöglichte, in seine Tiefen abzutauchen, ohne von ihrer Umgebung gestört zu werden.

      Als sie den Zusammenhang herstellte, kam sie zu einem Ergebnis, von dem sie sich wünschte, es wäre falsch. Gleichzeitig begann Nelson damit, seine Rede abzuschließen.

      „…und da es zu spät für effektive Straßenblockierungen ist, werden wir uns größtenteils auf die Aussagen von Zeugen verlassen müssen, bis ins Kleinste und scheinbar unwichtigste Detail. Möchte noch jemand etwas hinzufügen?“

      „Eine Sache, Sir“, sagte Mackenzie.

      Sie bemerkte, dass Nelson sich beherrschen musste, nicht laut aufzuseufzen. Von der anderen Seite des Tisches aus hörte sie, wie Porter ein glucksendes Geräusch von sich gab. Sie ignorierte das alles und wartete ab, wie Nelson mit ihrem Einwand umgehen würde.

      „Ja, White?“

      „Ich erinnere mich an einen Fall aus dem Jahr 1987, der fast identisch mit diesem hier ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er in der Nähe von Roseland stattfand. Die Fesselung war die gleiche, die Art der Frau war die gleiche. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die Prügelmethode die gleiche war.“

      „1987?“, fragte Nelson. „White, waren Sie da überhaupt schon auf der Welt?“

      Sein Kommentar löste Gelächter von mehr als der Hälfte der Anwesenden aus, was Mackenzie jedoch ignorierte. Sie hatte später noch genug Zeit, deshalb verlegen zu sein.

      „Das war ich nicht“, antwortete sie, bereit, sich mit ihm anzulegen. „Aber ich habe den Bericht gelesen.“

      „Sie müssen wissen, Sir“, warf Porter ein, „dass Mackenzie ihre Freizeit damit verbringt, alte Fallakten durchzulesen. Das Mädchen ist in dieser Hinsicht ein laufendes Lexikon.“

      Mackenzie fiel sofort auf, dass Porter ihren Vornamen verwendet und sie ein Mädchen statt einer Frau genannt hatte. Das traurige daran war, dass er sich wahrscheinlich nicht einmal seiner Beleidigung bewusst war.

      Nelson rieb sich über den Kopf und stieß endlich das donnernde Seufzen aus, das sich in ihm aufgebaut hatte. „1987? Sind Sie sich sicher?“

      „Ziemlich sicher.“

      „Roseland?“

      „Oder in der direkten Umgebung“, erwiderte sie.

      „Okay“, sagte Nelson, während er ans andere Ende des Tisches blickte, wo eine Frau mittleren Alters saß, die gewissenhaft zuhörte. Vor ihr befand sich ein Laptop, auf dem sie die ganze Zeit leise mitgeschrieben hatte. „Nancy, können Sie bitte in der Datenbank danach suchen?“

      „Ja, Sir“, entgegnete sie und begann sofort, etwas in den revierinternen Server zu tippen.

      Nelson warf Mackenzie einen missbilligenden Blick zu, den sie mit ‚Du hast besser Recht, sonst hast du gerade zwanzig Sekunden meiner wertvollen Zeit vergeudet‘ deutete.

      „Okay, meine Damen und Herren“, sagte Nelson. „Wir werden die Sache folgendermaßen angehen. Sobald dieses Meeting endet, will ich, dass Smith und Berryhill nach Omaha fahren, um den örtlichen Polizeibehörden zu helfen. Wenn es nötig ist, werden wir mehrere Schichten arbeiten. Porter und White, ihr sprecht mit den Kindern der Verstorbenen sowie mit ihrem Arbeitgeber. Wir arbeiten gerade ebenfalls an der Adresse ihrer Schwester.“

      „Entschuldigung, Sir“, unterbrach ihn Nancy, die von ihrem Computer aufschaute.

      „Ja, Nancy?“

      „Anscheinend hatte Detective White Recht. Im Oktober 1987 wurde eine Prostituierte tot und an eine Holzstange gefesselt am Rande der Stadt Roseland gefunden. In der Akte, die ich gefunden habe, heißt es, dass sie nur noch ihre Unterwäsche anhatte und brutal mit einer Peitsche geschlagen worden wäre. Es gibt keine Anzeichen eines Sexualverbrechens und auch keine Motive.“

      Der Raum wurde wieder still, denn jeder behielt seine Fragen für sich. Schließlich meldete sich Porter zu Wort und obwohl Mackenzie wusste, dass er versuchte, den Fall runterzuspielen, konnte sie eine gewisse Angst in seiner Stimme hören.

      „Das ist schon fast dreißig Jahre her“, sagte er. „Das nenne ich einmal einen schwachen Zusammenhang.“

      „Aber es besteht trotzdem ein Zusammenhang“, entgegnete Mackenzie.

      Nelson schlug eine seiner kräftigen Hände auf den Tisch, seine Augen bohrten sich in Mackenzie. „Wenn es einen Zusammenhang gibt, dann wissen Sie was das bedeutet, nicht wahr?“

      „Es bedeutet, dass wir es womöglich mit einem Serienkiller zu tun haben“, antwortete sie. „Und schon allein der Gedanke daran, dass wir es mit einem Serienkiller zu tun haben könnten, erfordert, dass wir das FBI einschalten.“

      „Oh verdammt“,

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