Warum mit 40 sterben, wennman sich erst mit 70 begraben lassen will?. Rolf Thieme
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Nun bin ich bei weitem kein Befürworter einer asketischen Lebensweise mit Verzicht auf alles was gemeinhin Freude macht, aber ich be-haupte, dass man nur mit diszipliniertem, maß-vollem Essen, mit wöchentlich mehrmaliger sportlicher Betätigung, und das ein Leben lang, die besten Chancen hat, gesund, fit, ohne ein-schränkende Gebrechen, körperlich selbst-bestimmt und mit hoher Lebensqualität die Jahre bis 70 und vor allem darüber hinaus erreichen kann. Obwohl es, das muss deutlich gesagt werden, dafür keine Garantie gibt. Ist es nicht so, dass ein großer Teil unserer Zeit-genossen glaubt, mit dem Heranschaffen der Nahrung, dem Bewegen der Essbestecks und des Schalthebels des fahrbaren Untersatzes oder des Daumens auf dem Handy, die Gipfel der körperlichen Anstrengungen erreicht zu haben und dass die Betätigung der Kau- und Schließmuskulatur eine ausreichende musku-läre Belastung darstellt?
Nicht auszuschließen ist natürlich, dass es im Leben eines jeden Menschen Unwägbarkeiten gibt, die auch die allergrößten Bemühungen scheitern lassen. Trotzdem sollte die Möglich-keit des Scheiterns niemals Ausgangspunkt der Überlegungen im Interesse eines gesunden Lebensstils sein.
Folgendes Zitat, welches ich kürzlich ent-deckte, soll das Vorwort beenden: „Die menschliche Natur ist in keiner Weise geeignet, Wohlstand zu ertragen“. Es stammt aus einem Brief, der Mitte des 18.Jahrhunderts von John Adams, dem späteren 2. US-Präsidenten (1797-1801) an seinen Nachfolger im Amt Thomas Jefferson (1801-1809) ge-schrieben wurde. Diese Erkenntnis, die auf der Basis der sich gerade in Nordamerika entfaltenden Zivilisation gemacht wurde, ist an Weitsicht nicht zu übertreffen. Sicher betraf es zu jener Zeit nur einen geringeren, nämlich den wohlhabenden Teil der damaligen Bewohner, aber von da spannt sich der Bogen in unsere Zeit. So stellte Adams sehr früh fest, dass Wohl-stand eine gewisse schädigende Bequem-lichkeit verursacht. Boshaft könnte man hinzu-fügen, dass der Mensch seitdem nichts hinzu-gelernt hat, im Gegenteil. Wenn man dazu be-denkt, dass die Autoindustrie vielleicht danach strebt, je 500 Millionen Chinesen und Inder und irgendwann auch den afrikanischen Kontinent mit Autos auszustatten, dann könnte einem schon gruselig werden. Und was würde Adams wohl sagen, wenn er seine Landsleute und die Entwicklung auf dieser Erde heute sehen wür-de? Übrigens erreichten beide ein selbst für heutige Verhältnisse erstaunliches Alter, Adams lebte 91, Jefferson 83 Jahre. Man kann also bei beiden davon ausgehen, dass sie trotz der Möglichkeiten, die ihnen ihre gesellschaftliche und wirtschaftliche Stellung bot, einen maß-vollen und disziplinierten Lebensstil pflegten.
Meine Empfehlungen
Vorausschicken möchte ich, dass ich in meinem bisherigen Leben in etwa den Grundsätzen, bezogen auf die Probleme Ernährung und körperliche Aktivität, wie im Weiteren empfohlen, gefolgt bin. Obwohl dahinter nicht von Anfang an eine feste Absicht stand, hat sich im Laufe der Jahre herausgestellt, dass es offensichtlich eine gute und nutzbringende Gewohnheit war und noch ist. Meine Empfehlungen richten sich vor allem an jüngere Menschen, die es noch in der Hand haben, das vor ihnen liegende Leben auch im Hinblick auf vielleicht weitere 60, 70 und mehr Lebensjahre zu gestalten. Hohe Lebensqualität und relativ ungetrübte Lebensfreude bei hoher Lebenserwartung, erreicht man auf Dauer nicht ohne eigene Anstrengung, aber vielleicht auch nicht mit maßloser Übertreibung. Dabei muss man auf nichts Notwendiges aber auch auf manch Überflüssiges nicht verzichten. Meldungen über das „Komasaufen“ und über Drogenmissbrauch bereits im frühen Jugendalter stimmen im Hinblick auf die Zukunft der Betroffenen sehr nachdenklich. Einer kürzlichen statistischen Meldung zufolge sind bei 160 von 1000 Neugeborenen in Sachsen Schädigungen infolge Missbrauchs von Crystal durch die Mütter festgestellt worden. Man kann diese Entwicklung nur als dramatisch und in höchstem Maße alarmierend und bedauerlich für die Kinder bezeichnen. Ich glaube, dass sich in Lebensäußerungen, die derartiges nach sich ziehen, eine ziemliche Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit hinsichtlich der persönlichen Zukunft ausdrückt. Wenn andererseits, wie es in gegenwärtigen Fernsehfilmen gezeigt wird, derartige Erscheinungen auch in gutbegüterten Kreisen auftreten, dann muss man hier wohl von Überdruss reden.
Als Kinder waren wir, aber auch später Geborene, solange nicht Fernsehen, Computer, Spielkonsolen, Internet und Smartphone die Freizeit bestimmten, scheinbar aktiver als man das den heutigen Kindern und Jugendlichen nachsagt. Auch hier haben Forscher festgestellt, dass Kinder im Jahre 1960 noch 6 km pro Tag zurücklegten, während es heute gerade mal noch 300 m sind. Gehen ist das genetische Lebenselixier des Menschen. Dennoch hat natürlich auch meine Generation den Bewegungsdrang der Kindheit allmählich hinter sich gelassen, ist den Verlockungen des gemütlichen Lebens erlegen, damit dem Vorbild der Eltern und Älteren gefolgt und hat in den meisten Fällen wahrscheinlich nicht so gelebt wie ich. Deshalb ist der Anteil der Unsportlichen und Übergewichtigen, die sich bei Zeiten zur Ruhe gesetzt haben, nicht größer oder kleiner als das bei heute Jüngeren für die Zukunft zu erwarten ist. Nur, dass wir eben nicht schon in der Kindheit angefangen haben, körperlich untätig zu sein, ob nun in der Schule oder freiwillig in der Freizeit. Und so werde ich mich auf meine Erfahrungen und auf die Beobachtungen, die ich als Fitnesstrainer, Gesundheitsberater und als lebenslang Sporttreibender in über 60 Jahren gemacht habe, berufen.
Als Soldat machte ich meine erste Bekanntschaft mit intensiveren körperlichen Belastungen. Neben dem obligatorischen Dienstsport und den physischen Belastungen der militärischen Ausbildung, waren es vor allem die Leichtathletik und der Kraftsport, aber auch Volley- und Handball, die mich begeisterten. Im Vordergrund stand dabei als Motivation sportlich und stark zu sein. Ich hatte dieses Motiv immer im Hinterkopf und sagte mir schon in jüngeren Jahren, „Du willst immer schlank bleiben“. Auch hatte ich ein vom Sport geprägtes Erscheinungsbild vor Augen. Also trieb ich Sport, wenn sich die Gelegenheit dazu ergab, ernährte mich eher unbewusst dem Bedarf entsprechend, führte demzufolge ein ganz normales Leben, welches von der Lebensführung meiner Zeitgenossen in den meisten Belangen nicht abwich. Scheinbar war es so, dass ich nicht so viel essen konnte, wie nötig gewesen wäre, um übergewichtig zu werden. Ab einem unbestimmbaren Zeitpunkt aber ging die Schere dann doch auseinander. Der Bewegungsdrang der Meisten ließ nach, der Appetit und die Freude am Essen blieben und bestimmten zunehmend den Alltag nach der Mitte des Lebens. Auch fühlte ich mich verpflichtet, mich dem Bild, das ich mir von einer zukünftigen Partnerin machte, als ebenbürtig zu erweisen. Und das nicht nur in der Phase der Werbung um ihre Gunst, sondern ein Leben lang. Und so blieb es dann auch bis heute.
Die gesellschaftliche Wende in der DDR brachte es mit sich, dass meine Frau, die einen ähnlichen Lebensstil befürwortete, und ich, bedingt durch die räumlichen Voraussetzungen die wir im eigenen Grundstück hatten, 1991 ein kleines Fitness-Studio mit Sauna eröffnen konnten. Damit ergab sich auch unerwartet die Möglichkeit, mein Hobby, den Kraftsport, doch noch zum Beruf zu machen. Davon hatte ich nebenbei gesagt, aber leider eben nur, schon früher einmal geträumt. Mir kamen dabei meine jahrzehntelangen Trainingserfahrungen zu gute. Diese konnte ich nach einer Trainerausbildung nutz-bringend bis zum Jahr 2009 an einige Tausend