Warum mit 40 sterben, wennman sich erst mit 70 begraben lassen will?. Rolf Thieme
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Die Dornmethode ist, kurz eingefügt, einerseits eine sanfte manuelle Behandlungsform zur Beseitigung von Gelenkfehlstellungen, insbesondere der Beckengelenke und der Wirbelsäule, und andererseits die Vermittlung von Selbsthilfeübungen. Sie lässt sich sehr oft in verblüffend einfacher Weise mit ebenso verblüffendem Erfolg gegen Rücken- und andere durch Fehlstellungen und muskuläre Verspannungen hervorgerufene Schmerzen anwenden.
Was möchte ich rückblickend wem empfehlen?
Der Mensch hat seiner genetischen Bestim-mung und seiner physischen und physiologischen Strukturierung nach vor allem ein körperlich aktives Wesen zu sein. Meiner Ansicht nach gibt es nur wenige Menschen, die sich körperlich überhaupt nicht belasten können. Die Beispiele aus dem Behindertensport beweisen eindrucksvoll, dass man selbst in schwierigster gesundheitlicher Verfassung Dinge vollbringen kann, die gesunde Menschen in Erstaunen versetzen. Das im Laufe des Lebens eines jeden Individuums fortschreitende Degenerieren des Bewegungsapparates und der inneren Organe ist unausweichlich, verläuft aber umso schneller, je inaktiver der Einzelne ist. Der deutsche Arzt und Chiropraktiker Wilhelm P. Ackermann bezeichnete diesen Vorgang, neben dem zweifellos biologisch bedingten Verfall, als eine „unausbleibliche Folge unkontrollierter Lebenswei-se und unverschuldeter Belastungen durch das moderne Leben“, die sich letztendlich in der „Verunstaltung des Körpers“ äußert. Man könn-te diese Verunstaltung sowohl auf das Gesundheitlich-Körperliche, wie auch auf das Ästhetische beziehen. Deshalb:
Eltern
sollten ihre Kinder, ob Mädchen oder Junge, frühzeitig an einen körperlich aktiven Lebensstil heranführen und ausgewogen, dem jeweiligen Bedarf angepasst ernähren, auch wenn sie selbst nicht die großen Vorbilder sind und auch nicht mehr werden wollen (aber vielleicht doch sollten). Das Erscheinungsbild vieler Kinder ist erschreckend und lässt für die Zukunft nichts Gutes erwarten. Die im Kindesalter geprägte Trägheit und Abneigung gegen körperliche Aktivität wird in den späteren Jahren schwer zu überwinden sein. Bei geringsten Anzeichen von Übergewicht im Kindesalter, auch im frühen, sollten bei den Eltern die Alarmglocken läuten. Dies ist der Anfang allen Übels (ich schließe ausdrücklich krankheitsbedingte Fehlentwicklungen aus). Die Warnungen der Medizin sind alarmierend und sollten nicht ignoriert werden. Ernähren sie ihre Kinder bedarfsgerecht und vollwertig. Vermeiden Sie weitestgehend übersüßte Getränke. Mein Großvater sagte häufig: „Vielfraße werden nicht geboren, sondern erzogen“. Betrachten Sie außerdem frühzeitig Ihr unbekleidetes Kind im Liegen, im Stehen, von vorn, hinten und beobachten sie seinen Gang, um äußerliche Asymmetrien im Erscheinungsbild festzustellen. So z.B. bei der Ausprägung der Hautfalten und der Taillendreiecke beim Klein- und Schulkind, Becken- und Schulterschiefstand sowie Ansatz zu skoliotischen Veränderungen der Wirbelsäule. Unbeachtet können diese Fehlentwicklungen zur „Geisel eines Menschenlebens“, wie es W. P. Ackermann ausdrückte, werden. Viele der im Kindesalter auftretenden Asymmetrien sind, sofern sie auf erworbenen Gelenkfehlstellungen beruhen, zu beheben. Deshalb sollte man rechtzeitig einen Arzt, Chiropraktor oder Therapeuten aufsuchen, die sich auf die Behebung von Fehlstellungen verstehen. Besondere Aufmerksamkeit sollte auf Kinder gerichtet werden, die schon im Vorschulalter an einen leistungssportlichen Trainingsrhythmus, wie Turner, Eiskunstläufer, Akrobaten u.a. herangeführt werden. Zwar ist der frühkindliche Körper einerseits extrem elastisch, dehnfähig und anpassungsfähig, andererseits dadurch auch verletzungsanfällig und auf lange Sicht extrem gefährdet. Dies betrifft insbesondere die durch das Training zu erreichende und teilweise erzwungene Beweglichkeit der Gelenke und der Wirbelsäule. So verhindert z.B. das Rückwärtsbiegen bei Turnern, Akrobaten, Wasserspringern, Gym-nastinnen, Tänzern u.a. die regelrechte Entwicklung der Dornfortsätze an den unteren Brust- und den Lendenwirbeln. Dies kann in späteren Jahren zu Stabilitätsverlust im gesamten Bewegungsapparat führen. Vielleicht hat sich die einstige Weltklasseturnerin Karin Büttner-Janz, habilitierte Orthopädin und Erfinderin der ersten künstlichen Bandscheibe deshalb so intensiv mit dieser Problematik beschäftigt. Auch Kinder, die im Vorschulalter z.B. mit dem Geigenspiel und anderen immer wiederkehrenden asymmetrischen Bewegungsabläufen beginnen, bedürfen einer regelmäßigen Kontrolle des Stützapparates, verbunden mit gezielten Maßnahmen zur Vermeidung muskulärer und skelettaler Dysbalancen. Die auftretenden Belastungen sind zwar scheinbar gering und demzufolge leicht zu bewältigen, aber die teilweise zigtausendfache Wiederholung ein und desselben Bewegungsablaufes bringt die schädigende Wirkung. Muskuläre Dysbalancen belasten die mit den jeweiligen Muskeln verbundenen Gelenke asymmetrisch. Dies wiederum kann auf Dauer zu Gelenkfehlstellungen und asymmetrischem Verschleiß der Gelenkflächen führen.
Jugendliche
ab dem 14.Lebensjahr, Mädchen mitunter schon früher, sollten die Möglichkeit des körperlichen Trainings in Sportgemeinschaften und Fitnessstudios regelmäßig und konsequent für die Kräftigung der Skelettmuskulatur, damit des gesamten Bewegungsapparates, zur Verbesserung der Körperhaltung und der Leistungsfähigkeit der inneren Organe nutzen. Die Zeit der Pubertät und einige Jahre danach schaffen im menschlichen Organismus die besten hormonellen Voraussetzungen dafür. Aus diesem Grund ist auch die physische Belastbarkeit des jugendlichen Organismus sehr hoch. Das, was man in dieser Zeit an physischen und psychischen Grundlagen schafft ist von unschätzbarem Wert und dauerhaftem Nutzen. Dies vor allem auch deshalb, weil es mit der Herausbildung positiver Gewohnheiten, Verantwortungsbewusstsein sich selbst gegenüber und Disziplin einhergeht. So habe ich in unserem Fitnessstudio bemerkt, dass Jugendliche, die z.B. in der Kindheit geturnt haben, bessere Kraftwerte entwickelten, als jene, die sich zum ersten Mal gezielt sportlich betätigten. Es kommt keineswegs darauf an, sich unbedingt auf eine bestimmte Sportart festzulegen oder sich großartige Fernziele zu stellen, sondern sich allgemein durch Laufen, Springen, Werfen, Schwimmen, Radfahren, Turnen, Klettern und was es sonst noch alles an grundlegenden Bewegungsformen und –abläufen gibt, fit zu halten. Wobei ich davon ausgehe, dass die umfassendste muskuläre Kräftigung nur durch Widerstands-, sprich Krafttraining, erreicht werden kann. Keine Einzelsportart, wie man Äußerungen von Leistungssportlern entnehmen kann, kommt heute ohne Krafttraining aus. Neuerdings hat man in Amerika das Training mit dem eigenen Körpergewicht wiederentdeckt, was beim Fehlen einer entsprechenden materiellen Basis durchaus sinnvoll ist. Als nicht unbedeutenden Nebeneffekt verändert sich je nach Intensität des Trainings das äußere Erscheinungsbild positiv, was eigentlich im Interesse eines jeden jungen Menschen sein sollte. Ohne die Erkenntnis, dass die Skelettmuskulatur unser größtes Körperorgan ist, welches, wie später einmal das geliebte Auto, einer ständigen liebevollen Pflege bedarf, ist dies schwer zu verstehen. Diese Aussagen gelten für Jungen und Mädchen gleichermaßen. Da es für Frauen ohnehin schwerer ist, an der Ausprägung der Figur zu arbeiten, sollten sie nicht warten, bis sie in die Jahre ge-kommen sind. Sich ein Leben lang eine normalgewichtige Figur zu erhalten, ist ein lohnenswertes, aber auch meist mit viel Disziplin und manchmal auch Entsagung verbundenes Ziel. Der häufige Wechsel der Konfektionsgrößen verlangt der Elastizität der Haut mehr ab, als sie realisieren kann.
Ich möchte an dieser Stelle eine Erinnerung einfügen, die ich durch Kontakte zur damaligen Sowjetarmee hatte und die verdeutlichen soll, wie auch einfaches Sporttreiben junge Menschen prägen kann. Die militärische Körperertüchtigung war das Hauptelement der Ausbildung der Soldaten. Wenn man die Kasernen betrat und sie beim Sporttreiben beobachtete, so konnte man deutlich die Zugehörigkeit zu den verschiedenen Dienstjahren an Hand der Ausprägung der Muskulatur erkennen. Aus den schwächlichen Angehörigen des 1. wurden kräftige Burschen im 3. Dienstjahr. Für mich war diese Entwicklung immer wieder faszinierend, wenn man bedenkt, dass die Verpflegung der Soldaten