Seemannserinnerungen – Seefahrt damals. Jürgen Ruszkowski

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Seemannserinnerungen – Seefahrt damals - Jürgen Ruszkowski

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von Fahrtwind und ein sich verändernder Horizont – wir fahren wieder.

      So nach und nach kamen die übermüdeten und erschöpften Männer aus dem Maschinenraum auf das Achterdeck, vom Sonnenlicht geblendet, blinzelnd und stolz über ihre geleistete Arbeit. Die Kombüsencrew bringt die beiden, vom Kapitän und Chief gespendeten Kisten Bier, wohltemperiert aus der Proviantlast an Deck, die Stewardessen kalte Platten und Knabberzeug. Wer wachfrei hat setzt sich dazu, lässt sich berichten, was da so ablief... Kapitän und Chief danken für den Einsatz, geben das Bier frei, der Chief verspricht, aus seinem thüringischen Heimatort aus Hausschlachtung nächste Reise original Bratwurst für alle mitzubringen (und hält das auch). Scherzhafte Frotzeleien machen wieder die Runde, „Bilgenkrebse“, „Flurplattenindianer“ und „Decksaffen“ – wenn einer den anderen nicht hätte. Nächstes Mal trifft man sich an Deck oder in der Luke bei gemeinsamen Problemen. Letztendlich einigt man sich dann auf den Begriff „Überseetransportbegleiter“ für alle, wobei die Kombüsenbesatzung dann aber „verpflegungstechnische Betreuer für Überseetransportbegleiter“ wären, einfach wieder zu lang...

      Es wurde noch viel gelacht, aber die Müdigkeit der Betroffenen lichtete schnell die Reihen.

      Es war eine tolle Besatzung!

       Badefreuden

      In den früheren Jahren war es nicht immer selbstverständlich, an Bord von Frachtschiffen einen Swimmingpool zu haben. Sehnsüchtig schaute man von solchen Schiffen auf das umgebende Meer und musste mit einem kurzen „Abspülen“ mit Hilfe eines Seewasserschlauches vorlieb nehmen. Auf vielen Schiffen entstanden dann Provisorien, die von der Besatzung mit Hilfe einer Persenning und Stauholz, meist zwischen den Luken, als Bademöglichkeit errichtet wurden. So wurde mit Ideenreichtum für Abkühlung und Badespaß gesorgt. Seewasser an Deck, und der Kunstteich füllte sich. Jeder der wachfrei hatte, nutzte diese Chance weidlich, fuhr man doch noch häufig auf unklimatisierten Schiffen in tropischen Gefilden.

      Am Pool traf man sich meist nach Feierabend, für Trubel und Stimmung war hier immer reichlich gesorgt. Ein beliebter Spaß war es, Badelatschen zu verstecken, die es dem im Wasser Verbliebenen unmöglich machte, barfuß auf dem glühend heißen Deck seine Kammer unbeschadet zu erreichen...

      Nachdem die Bierfrage geklärt war, wurde der Betreffende dann erlöst.

      Auf der ALTMARK hatten wir das Glück über ein stationäres Bassin zu verfügen, das schon von erfindungsreichen Vorgängern fest installiert wurde. Von dieser Möglichkeit wurde in den warmen Zonen auch ausgiebig Gebrauch gemacht. Vorraussetzung war natürlich immer ruhige See und keine abrupten Kurswechsel. Ansonsten konnte es passieren, dass die tiefer gelegenen Kammern mit ihren ausgebrachten Windhutzen, Wasser schaufelten und die Wohnbereiche regelrecht „absoffen“. Das kam zum Glück nur selten vor. Auch sollte man das Becken nur auf offener See befüllen, was bei manchen Hafenkloaken nur allzu verständlich war.

      Auf der Rückreise in die kühleren Breiten diente das Becken immer noch als Stauraum für unser Leergut, das hier gut und sicher stand.

      Für Manche wird es unverständlich sein, hier über Dinge zu lesen, die heute fast zur Grundausstattung jedes Schiffneubaus gehören. Damals gab es für die Besatzungen noch keine temperaturregulierten Schwimmbecken, Trimmräume, Fitnesscenter und Saunen an Bord.

      Man war damals froh und dankbar, neben der schweren körperlichen Arbeit, der wochenlangen Monotonie an Bord, eine kleine Abwechslung zu haben...

      Dazu gehörte auch ein Swimmingpool, egal wie der Eigenbau auch beschaffen war, er erfüllte seinen Zweck und man war stolz auf die Kreation.

       Oslofahrt – die Verwechslung

      Die Erste:

      1974 – die ALTMARK kommt mit einer Ladung Zitrusfrüchte aus Mersin / Türkei und Limassol / Zypern und soll diese in der norwegischen Hauptstadt Oslo löschen.

      Ein sonniger, frühherbstlicher Morgen. Einlaufen in den Oslofjord noch vor dem Frühstück, und es besteht die Möglichkeit das herrliche Panorama und die Stille des Oslofjords zu genießen. Der norwegische Lotse ist bereits an Bord, und einer typischen Revierfahrt steht nichts im Wege. Der Wachsmatrose kommt zur Kombüse, um die obligatorische „Lotsen-Imbissplatte“ zu ordern. Bringt man natürlich bei solchen Gegebenheiten selbst auf die Brücke, kann man ja dadurch kurz auch mal einen Blick auf den Oslofjord in der Morgensonne aus anderer Perspektive ergattern.

      Ohaa... da oben auf der Brücke ist aber lautstark „Trouble“ Der nautische Assistenzoffizier, der schon auf eine 25-jährige seemännische Laufbahn bei der Marine zurückblicken kann, bekommt vom „Alten“ gerade sehr lautstark einen Einlauf der sich gewaschen hat, den von einem sonst eher sehr ruhigen und erfahrenen Kapitän, der sonst nicht aus der Ruhe zu bringen ist. Was war passiert? Der norwegische Lotse sprach den Kapitän unseres Schiffes auf den in Norwegen „berühmten“ Namensvetter der ALTMARK des Jahres 1941 an. Irgendwie passte es wohl auch nicht ganz in die politische Landschaft, dass ein Schiff gleichen Namens, sogar aus dem ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaat, nach Norwegen kam. Zum Eklat kam es aber erst richtig, als der Lotse die beiläufige Frage stellte, aus welchem Deutschland das Schiff denn nun komme: Am Heck wehe ja die bundesdeutsche Flagge...

      Der Verursacher dieses Vorfalls war der erwähnte IV. nautische (Assistenz) Offizier, der besagte Flagge dort bei Sonnenaufgang hochgezogen hatte. Nach derartigem seemännischem Fehlverhalten konnte er sofort den Einlauf in seiner Kabine verkraften und sich über disziplinäre Folgen Gedanken machen.

       Die andere Altmark

      Schatten der Vergangenheit

      Bei dieser ALTMARK handelte es sich um das Versorgungsschiff des im Dezember 1939 vor Montevideo selbstversenkten Panzerschiffes „ADMIRAL GRAF SPEE“. Die ALTMARK war auf dem Rückweg nach Deutschland und hatte die Besatzungen der von ADMIRAL GRAF SPEE versenkten Schiffe an Bord. Am 16.02.1940 wurde die ALTMARK vor der norwegischen Küste vom britischen Zerstörer „COSSACK“ gesichtet. Der Zerstörer verfolgte die ALTMARK, welche sich in norwegische Hoheitsgewässer flüchtete. Dabei wurde sie von zwei norwegischen Torpedobooten begleitet. Die Norweger durchsuchten die ALTMARK und signalisierten an COSSACK, dass sie die ALTMARK durchsucht hätten, das Schiff nicht bewaffnet sei und daher zum Befahren der norwegischen Hoheitsgewässer berechtigt sei. Der Kommandant der COSSACK hielt daraufhin Rücksprache mit der britischen Admiralität und bekam von Churchill den Befehl, in die norwegischen Hoheitsgewässer einzudringen und die Gefangenen auf der ALTMARK zu befreien. Dies geschah auch, und in einem kurzen Gefecht an Bord der ALTMARK kamen sieben deutsche Seeleute ums Leben und fünf wurden verwundet. Die Gefangenen wurden befreit, an Bord der COSSACK und zurück nach England gebracht.

      Hoffen wir, dass Schiffe und Besatzungen aller Nationen eine friedliche Seefahrt betreiben und zur Völkerverständigung beitragen, damit sich so etwas nie wiederholt.

      Zum Einsatzbereich des MS ALTMARK:

      Im Jahre 1968 wurden Teile der Flotte der DSR zu Flottenbereichen zusammengefasst. Neben den Flottenbereichen Asien/Amerika, Nord- und Ostsee, Spezialschifffahrt und Passagierschifffahrt entstanden die beiden

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