Tobias Frei – Erklärungen zum Römerbrief. Tobias Frei
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Währenddessen das Volk Israel Gott am Nächsten war, wurde es zeitlich an erster Stelle, vor anderen Völkern, gesegnet oder gezüchtigt. Jetzt, wo Israel für eine gewisse Zeit beiseite gesetzt ist und die Gemeinde Christi das Volk Gottes repräsentiert, gilt der gleiche Grundsatz für die Gemeinde. Sie ist die erste Volksgruppe, die den Segen empfängt, jedoch auch an erster Stelle, wenn gerichtet wird (Eph 1, 3; 1. Petr 4, 17).
Vers 11
Dass Gott gerecht ist, braucht an dieser Stelle wohl nicht mehr speziell erwähnt zu werden (Joh 5, 30). Dazu gehört natürlich auch eine Parteilosigkeit und Unvoreingenommenheit. Weder ein reicher noch armer, weder ein dicker noch dünner, weder ein junger noch alter Mensch hat einen Vorzug bei Gott. Im Gericht zählt weder die Herkunft, Rasse oder Hautfarbe etwas, sondern wer den Willen Gottes getan hat (Mt 7, 21).
Vers 12
Da sind die einen, die das mosaische Gesetz nicht kennen, Menschen, an die das Gesetz noch nie herangetragen wurde. Sie werden, wenn sie gesündigt haben, auch ohne Kenntnis bzw. Anwendung dieses Gesetzes verloren gehen. Die darauffolgenden Verse erklären uns warum. Dann sind da noch die anderen Menschen, denen das Gesetz gegeben wurde: Wenn sie Unrecht tun (sündigen), werden sie aufgrund dieses Gesetzes verurteilt werden.
Verse 13–16
13 – es sind nämlich nicht die Hörer des Gesetzes gerecht vor Gott, sondern die Täter des Gesetzes werden gerechtfertigt werden.14Denn wenn Nationen, die kein Gesetz haben, von Natur dem Gesetz entsprechend handeln, so sind diese, die kein Gesetz haben, sich selbst ein Gesetz. 15Sie beweisen, dass das Werk des Gesetzes in ihren Herzen geschrieben ist, indem ihr Gewissen mit Zeugnis gibt und ihre Gedanken sich untereinander anklagen oder auch entschuldigen – 16an dem Tag, da Gott das Verborgene der Menschen richtet nach meinem Evangelium durch Jesus Christus. (Röm 2, 13–16)
Vers 13
Äußerliche Religiosität und das Vorgeben von Glauben an Gott nützen dem Menschen nichts, wenn er sich nicht wirklich an den Willen des Vaters hält (Mt 7, 21; 1. Joh 4, 20). Wirklicher Glauben zeigt sich in den Glaubenswerken. Glauben, dem keine Taten folgen, ist kein Glauben. Wenn ich behaupte, ich sei im Willen des Vaters, hasse jedoch meinen Bruder und lüge, dann betrüge ich mich selbst. Dem vorgegebenen Glauben folgen in diesem Fall die richtigen Werke nicht.
Verse 14. 15
Viele Völker wurden nie mit dem Gesetz Gottes konfrontiert. Sie beweisen jedoch alle, dass Gottes Gesetz in die Herzen aller Menschen geschrieben ist. Das zeigt sich an der Stimme ihres Gewissens und daran, dass sich ihre Gedanken untereinander anklagen oder auch entschuldigen.
Jeder Mensch weiß, dass beispielsweise Diebstahl, Lüge und Ehebruch Verbrechen darstellen. Diese Beispiele werden ausnahmslos im Gesetz Gottes erwähnt und sind Bestandteile desselben. Die Menschen wissen, dass es böse Dinge sind, auch wenn sie nie im Gesetz Gottes unterwiesen wurden.
Das Gewissen und die Gedanken klagen den Menschen an, wenn er Gesetzwidriges vorhat. Lässt sich dieser Mensch durchs Gewissen vom bösen Vorhaben abhalten, so hält er sich an Gottes Gesetz, wird ein Täter des Gesetzes und ist somit gerechtfertigt. Würgt er jedoch das Gewissen ab, schlägt auch die anklagenden Gedanken in den Wind und begeht die Übertretung trotz der doppelten Ermahnung, wird er mit Recht gerichtet am Ende der Tage.
Vers 16
All dies kommt zum Vorschein, wenn Gott am Gerichtstag das Innerste der Menschen aufdecken wird. Er wird nach der Frohen Botschaft – die Christus Jesus als Erlöser für jene, die an Ihn glauben, darstellt – gerichtet werden. Das ist die Frohe Botschaft, die Paulus anvertraut wurde, zur Errettung aller Menschen, die daran glauben und danach tun.
Verse 17–20
17 Wenn du dich aber einen Juden nennst und dich auf das Gesetz stützt und dich Gottes rühmst 18und den Willen kennst und prüfst, worauf es ankommt, weil du aus dem Gesetz unterrichtet bist,19und getraust dich, ein Leiter der Blinden zu sein, ein Licht derer, die in Finsternis sind, 20ein Erzieher der Törichten, ein Lehrer der Unmündigen, der die Verkörperung der Erkenntnis und der Wahrheit im Gesetz hat: (Röm 2, 17–20)
Vers 17
Die Verse 17–20 sprechen zu den Juden. In diesem Vers geht es um jemanden, der sich Jude nennen kann. Die Juden könnten sich auf das Gesetz stützen, das ihnen gegeben wurde. Auch könnten sie sich Gottes rühmen, denn ihnen wurden die Aussprüche Gottes zuerst anvertraut. Sie sind Abrahams Nachkommenschaft, die nach der Verheißung durch Isaak und Jakob entstand. Sie wurden aus allen Nationen heraus erwählt, um Gottes Volk zu sein.
In diesem Abschnitt habe ich bewusst das Wort «könnten» anstelle von «können» benutzt. Wir werden nämlich später sehen, dass sich niemand rühmen kann, sei er ein Jude oder jemand aus den übrigen Nationen.
Vers 18
Die Juden sind, wie erwähnt, als Erste mit dem Gesetz Gottes konfrontiert worden. Während andere Nationen ihren Götzen nachliefen, hatte das Volk Israel das große Vorrecht, Gottes Gesetz zu kennen, das ihnen durch Mose am Sinai gegeben wurde. Darin konnten sie Gottes Willen erkennen und sehen, worauf es ankommt.
Verse 19. 20
Es ist naheliegend, dass ein Jude, der Vorrechte genoss und vom Willen Gottes Kenntnis hat, sich gerne als Lebensberater sieht. Immerhin weiß ein Lebensberater – er berät schließlich Menschen in ihrem Wandel –, wie sich der zu beratende Mensch verhalten sollte, damit er sein Leben meistern kann. Mit dem Gesetz hat ein Jude alles, was ein Mensch im Blick auf Gott zu wissen braucht, er hat «die Verkörperung der Erkenntnis und der Wahrheit im Gesetz» (Vers 20). Da ist es nicht in weiter Ferne, dass er sich getraut, solche zu leiten, die in seinen Augen «blind», «töricht» und «unmündig» sind.
Verse 21–24
21der du nun einen anderen lehrst, du lehrst dich selbst nicht? Der du predigst, man solle nicht stehlen, du stiehlst? 22Der du sagst, man solle nicht ehebrechen, du begehst Ehebruch? Der du die Götzenbilder für Greuel hältst, du begehst Tempelraub? 23Der du dich des Gesetzes rühmst, du verunehrst Gott durch die Übertretung des Gesetzes? 24Denn »der Name Gottes wird euretwegen unter den Nationen gelästert«, wie geschrieben steht. (Röm 2, 21–24)
Verse 21. 22
Wer aufgrund von Kenntnis des Gesetzes Gottes sich über andere stellt und sie lehrt, sollte wissen, dass die Forderung des Gesetzes auch gegen ihn gerichtet ist. Dieser Forderung kann aber niemand gerecht werden. Paulus spricht hier von einer Selbstverständlichkeit: Wer die Einhaltung des Gesetzes predigt, kann es selbst nicht halten, da es bisher kein Mensch geschafft hat und schaffen wird (Apg 15, 10; Gal 3, 11).