Der Derbysieger. Edgar Wallace
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Читать онлайн книгу Der Derbysieger - Edgar Wallace страница 5
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Monsieur Soltescu«, erwiderte Sir George liebenswürdig. »Ich wäre nicht auf den Gedanken gekommen, daß Sie heute Abend schon etwas getrunken haben.«
Der Rumäne lachte und steckte die Brieftasche wieder ein.
»Oh, ich habe schon ganz gehörig gefeiert. Zwei Flaschen Sekt habe ich geleert, und ich fühle mich schon recht vergnügt. Aber jetzt wollen wir einmal den geschäftlichen Teil besprechen.«
Er setzte sich aufrecht und rückte seinen Stuhl so, daß er alle drei sehen konnte.
»Sie haben einen großen Schlag für die Rennen vorbereitet und sind davon überzeugt, daß die Sache gelingen wird und daß wir eine Menge Geld dabei machen werden. Ich selbst komme zum Derby nach England hinüber. Es wird mir Vergnügen machen, als Zuschauer dabeizusein. Ich frage Sie nicht«, fuhr er fort und hob die Hand, »ob Ihre Pläne mit dem Gesetz in Übereinstimmung stehen, oder ob sie irgendwie unehrenhaft sind. Mir genügt es, wenn ich Geld dabei verdienen kann, und wenn es ein großes sportliches Ereignis wird. Sie gehören zu den besten Adelskreisen Englands, Sir George, und ich bin zufrieden, wenn Sie die Sache selbst planen. Ich übernehme die Finanzierung. Welche Summe benötigen Sie?«
»Fünftausend Pfund.«
»Fünftausend Pfund«, wiederholte Soltescu nachdenklich. »Und welche Sicherheit bieten Sie mir dafür?«
»Mein Name muß Ihnen genügen«, entgegnete Sir George nachdrücklich.
»Genügt mir auch. Morgen überweise ich Ihnen den Betrag.« Er dachte einen Augenblick nach. »Nein, morgen noch nicht. Heute Abend fahre ich nach Paris. Ich gebe Ihnen einen Scheck auf meine Bank – Credit Lyonnais – ich habe ein Konto bei der Zentralstelle in Paris.«
»Aber warum wollen Sie mir die Summe nicht heute Abend in bar zahlen?« fragte George freundlich. »Sie tragen doch so viel Geld mit sich herum.«
»Das geht nicht.« Der Rumäne schüttelte den Kopf. »Es ist möglich, daß ich die ganze Summe brauche. Ich stehe vor dem Ankauf einer großen Erfindung, und ich weiß nicht, was ich im Anschluß daran in den nächsten Tagen noch alles zu erledigen habe. Sie verstehen mich doch?« wandte er sich an Toady Wilton.
»Vollkommen«, antwortete dieser höflich. Er hatte jedoch kein Wort verstanden, denn Soltescu sprach schnell und vergaß in der Begeisterung alle englischen Sprachregeln. Nur Leute, die lange mit ihm bekannt waren, konnten ihm folgen.
»Heute Abend reise ich nach Paris, wie ich Ihnen schon gesagt habe. Um 23.43 fahre ich von Nizza ab. Meine Adresse in Paris ist Ihnen ja bekannt.«
Er erhob sich etwas unsicher, schüttelte Sir George mit großer Herzlichkeit beide Hände und verabschiedete sich mit demselben Enthusiasmus von Wilton und Kitson.
Sie sahen ihm nach, als er die Treppe hinunterging.
»Er fährt heute Abend. Sie haben doch gehört, wie er es sagte«, bemerkte Sir George leise. »Wilton, gehen Sie sofort zum Bahnhof und nehmen Sie drei Schlafwagenkarten von Nizza nach Paris, und sehen Sie vor allem zu, daß Sie herausbringen, welche Bettnummer Soltescu hat.«
Am selben Abend trat Milton Sands gegen neun Uhr in das prachtvoll dekorierte Vestibül des Kasinos. Er hatte eine Zehnfrancs-Zigarre im Mund und weniger als zehn Francs in der Tasche. Sein Geld war verspielt, aber er empfand keine Reue und machte sich auch nicht die mindesten Vorwürfe darüber. Er nahm das Leben mit all seinen Wechselfällen in philosophischer Ruhe hin. Wie schlecht war es ihm nicht in Australien gegangen, als er ohne Wasser und Nahrung durch die wildesten Einöden wandern mußte! Nur der unerschütterliche Glaube, daß er aus all diesen Gefahren herauskommen würde, hatte ihm damals durchgeholfen. Zwar hatte er nicht auf ein Land gehofft, in dem Milch und Honig fließt, aber wenigstens auf eine Gegend mit vielen Bächen, wo er sein Pferd tränken und Wild schießen konnte, um sich am Leben zu erhalten. Er hatte Goldkonzessionen in Coolgardie für einen billigen Preis aus der Hand gegeben, und die Käufer hatten später Millionen daraus gezogen. Sein Vorleben befähigte ihn dazu, auch die schwersten Verluste mit Gleichmut zu ertragen.
Er ging zum Hotel zurück, stieg, langsam die breite Marmortreppe hinauf und winkte den Portier zu sich.
»Lassen Sie mein Gepäck herunterholen. Ich fahre heute Abend nach Paris.«
Der Mann in der glänzenden Uniform murmelte einige Worte des Bedauerns. Auch er hatte auf seinem Posten schon genügend Erfahrung gesammelt. Mr. Sands war nicht der erste Gast des Hotels, der sich längere Zeit hier aufhalten wollte, dann aber plötzlich die Absicht äußerte, mit dem Nachtschnellzug abzufahren. In Monte Carlo kam dergleichen öfter vor.
Milton ging in sein Zimmer, zog sich um, und nachdem er gepackt hatte, beobachtete er den Hausdiener, der das geringe Gepäck hinaustrug.
»Francois, würden Sie einmal nachsehen, ob Mr. Eric Stanton im Hotel ist?« fragte er.
»Jawohl, Monsieur«, erwiderte der Mann diensteifrig und verließ das Zimmer. Bald darauf erschien er wieder.
»Der Herr ist unten im Vestibül.«
Milton Sands nickte nur, ging den langen Korridor entlang und traf Eric gerade, als dieser in den Fahrstuhl steigen wollte.
»Ich möchte Sie einen Augenblick sprechen, Stanton.«
Er führte Eric zu einem entlegenen Teil der Empfangsräume.
»Sie haben mich bisher nur oberflächlich kennengelernt – wie einen gelegentlichen Bekannten, den man einmal in Monte Carlo sieht. Aber ich kenne Sie, und ich möchte Sie um einen großen Gefallen bitten. Vorausschicken muß ich, daß ich Geld von Ihnen leihen will. Es handelt sich aber nur um fünf Pfund.«
»Sie können auch fünfzig Pfund von mir bekommen, wenn Sie sie brauchen«, erwiderte Stanton lächelnd.
Milton Sands schüttelte den Kopf.
»Nein, ich brauche nur soviel Geld, daß ich nach London komme. Dort warten schon verschiedene Schecks auf mich, die ich einkassieren kann.«
»Fahren Sie etwa auch schon heute Abend mit dem Nachtzug?«
»Ja – Sie auch?«
»Ich habe eben ein Telegramm erhalten, das mich nach Hause ruft. Monte Carlo fällt mir auch etwas auf die Nerven. Ich fange an, mich hier zu langweilen.«
»Das ist ja eine angenehme Nachricht für mich. Soll ich schnell zum Bahnhof gehen und noch einen Platz im Schlafwagen für Sie belegen?«
»Das wäre sehr liebenswürdig von Ihnen. Aber Sie können die Bettkarte nicht lösen, ohne Geld in der Tasche zu haben«, sagte er, als Milton fortgehen wollte.
Mit einem Lächeln zog er seine Brieftasche heraus und. gab ihm einige Banknoten.
»So, hier haben Sie wenigstens tausend Francs. Nehmen Sie das Geld doch. Sie brauchen es unterwegs. Wenn Sie allerdings tatsächlich nur fünf Pfund von mir annehmen wollen, können Sie mir ja den Rest zurückgeben.«
»Fünf Pfund müssen ausreichen«, erwiderte Milton kurz. »Ich möchte wirklich nicht mehr Geld in der Tasche haben, als ich unumgänglich für Essen und Logis brauche.«
Es fiel ihm nicht schwer,