Der Derbysieger. Edgar Wallace

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Der Derbysieger - Edgar Wallace

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Luxuszug am Tage bei weitem vor.

      Er besorgte die Fahrkarte und kehrte dann zu Stanton zurück, der sich inzwischen für die Reise vorbereitet hatte und soeben seine Rechnung im Hotel bezahlte. Auch Sands beglich seine Rechnung und erhielt noch etwas Geld von seinem Depot zurück.

      In Muße gingen sie zum Bahnhof, da sie noch genügend Zeit hatten.

      »Welche Pläne haben Sie jetzt eigentlich?« fragte Stanton plötzlich.

      »Ich mache niemals Pläne für lange Zeit und für die Zukunft. Es ist mir sehr unangenehm, mich festlegen zu müssen.«

      »Es war ja auch etwas anmaßend von mir, Sie danach zu fragen«, entgegnete Eric. »Aber vielleicht habe ich mich nicht ganz richtig ausgedrückt. Ich wollte eigentlich wissen, ob Sie irgendeine regelrechte Beschäftigung haben.«

      »Ich sagte Ihnen ja schon früher, daß ich ein Glücksjäger bin. Einen Beruf habe ich nicht – ich verdiene mein Geld als Abenteurer. Und ich mache niemals Pläne für die Zukunft, weil ich mich immer erst im letzten Augenblick entscheiden kann. So habe ich es stets in meinem Leben gehalten, und so soll es auch bleiben.«

      Eine Zeitlang gingen sie schweigend nebeneinander her.

      »Ich muß allerdings gestehen«, sagte Milton dann, »daß ich augenblicklich gezwungen bin, irgendwelche Zukunftspläne zu machen. Ich habe viel Zeit auf die Ausarbeitung meines Systems verwandt, und ich war fest davon überzeugt, daß ich Erfolg damit haben müßte. Es ist eins von den Systemen, zu deren Durchführung man eine Million Pfund braucht. Ich habe es daher scherzhaft das Eine-Million-Pfund-System getauft. Und jetzt weiß ich, daß man es nicht nötig hat, zu spielen, wenn man über eine so hohe Summe verfügen kann.«

      Eric Stanton hatte diesen jungen Mann gern, dem kein Schicksalsschlag etwas anzuhaben schien, und dem Abenteuer nur eine willkommene Unterbrechung des eintönigen Lebens bedeuteten.

      »Ich habe Beziehungen zu großen Firmen«, sagte er zögernd, »und ich könnte Ihnen vielleicht zu einem Posten verhelfen.«

      Milton lachte und schlug ihm vergnügt auf die Schulter.

      »Mein lieber Freund«, erwiderte er offen, »wenn Sie mir eine Vertrauensstellung geben, dann brenne ich eventuell in der nächsten Woche mit einer großen Summe durch. Nein, das ist nichts für mich. Ich habe ganz andere Absichten. Aber auf jeden Fall bin ich Ihnen äußerst dankbar, daß Sie mir so freundlich helfen wollen. Ich bin ein Spieler und werde ein Spieler bleiben bis zum Ende meines Lebens. Es sei denn, daß ich irgendeine Beschäftigung entdecke, in der ich meine Begabung besser verwerten kann.«

      »Ich will Ihnen meine Adresse geben, und wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann, dann lassen Sie es mich wissen.«

      Milton nahm die Karte, die ihm Eric gab.

      »Man trifft selten einen Menschen wie Sie«, sagte er. »Die reichen Leute sind im allgemeinen verdorben, weil sie von allerhand Vagabunden und schlechten Elementen getäuscht und betrogen werden, so daß sie überhaupt nichts mehr von ihren Mitmenschen wissen wollen. Aber vielleicht komme ich noch einmal in die Lage, Ihre Güte zu erwidern. Inzwischen können wir uns ja die Langeweile auf der Reise vertreiben, indem wir uns nach einem passenden Beruf für mich umsehen. Irgend etwas muß ich schließlich anfangen.« Er hatte halb im Scherz, halb im Ernst gesprochen. »Morgen muß ich mir jedenfalls klar darüber sein, was ich tun will. Ob wir nun zu dem Resultat kommen, daß ich zur Bühne gehe – und ich bin keineswegs ein schlechter. Schauspieler –, oder ob ich mich als Kellner in einem Lokal auf dem Montmartre verdinge, ist ja im allgemeinen gleichgültig. Nur habe ich gehört, daß die Trinkgelder auf dem Montmartre sehr gut sein sollen, so daß man bei einer solchen Beschäftigung nicht schlecht fährt. Vielleicht könnte ich auch Plakatkleber in London werden. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mit mir beraten wollten, welcher Beruf für mich am zweckmäßigsten ist.«

      3

      Es gibt verrufene Gegenden in Nizza, von denen die Fremden, die auf der Promenade des Anglais im hellen Sonnenschein lustwandeln und sich an den Mimosen und den schönen Palmen erfreuen, für gewöhnlich gar nichts erfahren.

      In einer kleinen Nebenstraße ließ Monsieur Soltescu sein Auto halten. Der Chauffeur hatte sich sehr gewundert, daß dieser gutgekleidete Herr zu einer so armseligen Straße fahren wollte.

      Die Passage du Bue ist eng und von hohen, häßlichen Häusern eingefaßt, in denen kleine Handwerker, Arbeiter und Krämer wohnen. Nummer 27 war das baufälligste Gebäude der Reihe, aber Monsieur Soltescu kannte derartige Wohnungen. Sie waren immerhin noch besser als die Behausungen seiner Fabrikarbeiter. Er war nicht sentimental veranlagt und kümmerte sich wenig um das Elend seiner Mitmenschen.

      »Sie wollen Monsieur Pentridge besuchen?« fragte der schlechtgekleidete Pförtner, denn selbst dieses erbärmliche Haus hatte einen Pförtner. Er hatte allerdings nur die Pflicht, wöchentlich die Mieten von den Bewohnern einzusammeln. »Ja, Monsieur Pentridge ist zu Haus. Vierter Stock, links die erste Tür von der Treppe aus.«

      Soltescu stieg die wackligen Stufen schnell hinauf. Er lächelte bei dem Gedanken, daß er in größte Gefahr kommen könnte, wenn jemand die große Summe in seiner Brieftasche vermutete. Als er an die beschriebene Tür kam, klopfte er. Zuerst meldete sich niemand, und erst auf wiederholtes Pochen erhielt er Antwort.

      »Herein!« rief eine unangenehme, heisere Stimme.

      Der Rumäne öffnete die Tür und trat in ein kleines, schlecht möbliertes Zimmer. Außer, einem alten Feldbett, das in der einen Ecke des Zimmers stand, konnte er nur noch einen Tisch, einen gebrechlichen Stuhl und einen kleinen Wandschrank entdecken. Eine schmutzige Petroleumlampe beleuchtete den Raum nur spärlich.

      John Pentridge, den er aufsuchen wollte, saß auf der Bettkante. Er trug ein Paar alte Hosen und ein unsauberes Hemd, das vorn offen stand. Auf dem Bett lag der armselige Smokinganzug, den er gerade ausgezogen haben mußte. Er war eben erst gekommen und hatte seinem Chauffeur eine Belohnung versprechen müssen, um zur verabredeten Zeit zu Hause sein zu können.

      Mit einem verschlagenen Blick betrachtete er den Fremden und gab sich nicht einmal die Mühe, aufzustehen. Soltescu glaubte, noch niemals einen Mann von so abstoßendem Äußeren gesehen zu haben.

      »Sind Sie Monsieur Soltescu?«

      Pentridge hatte in Englisch gefragt, und der Rumäne nickte. Ohne weitere Aufförderung nahm er den Stuhl, rückte ihn an das Bett heran und setzte sich.

      »Mr. Pentridge, ich bin bereit, das wichtige Geschäft sofort mit Ihnen abzuschließen. Heute Abend noch muß ich nach Paris weiterfahren, wo ich verschiedene Konferenzen angesetzt habe. Sie werden also verstehen, daß ich keine Zeit zu weitschweifigen Verhandlungen habe.«

      »Ich begreife vollkommen«, entgegnete der andere unliebenswürdig. »Haben Sie das Geld mitgebracht?«.

      »Darüber wollen wir später sprechen«, meinte Soltescu diplomatisch. »Zuerst geben Sie mir einmal Ihre chemische Formel.« Er sprach etwas heiser, weil er in der Zwischenzeit noch mehr getrunken hatte. »Sie müssen wissen, daß ich in der Hauptsache Glasfabrikant bin, und als Fachmann kann ich Ihnen gleich sagen, ob die Formel etwas taugt oder nicht.«

      »Sie haben doch aber die Glasproben gehabt«, entgegnete Pentridge und sah ihn feindselig an. »Ist Ihnen denn das nicht Beweis genug?«

      »Die Proben habe ich geprüft. Sie

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