Die Schuld des Anderen. Edgar Wallace

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Die Schuld des Anderen - Edgar Wallace

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heraus. Es waren amerikanische Fünfdollarscheine, im ganzen zwanzig Stück. Sie alle zeigten grüne, rote und gelbe Flecken, als ob jemand mit ihnen experimentiert hätte.

      »Ihrer Meinung nach sind das also alles Fälschungen?« fragte Gold.

      Maple nickte.

      »Ich habe jede genau untersucht. Sie kennen doch das Geheimzeichen des Schatzamtes der vereinigten Staaten – das Zeichen, das eine Fälschung fast unmöglich macht –, es fehlt bei allen.«

      Maple sprach jetzt offensichtlich über sein Lieblingsthema. Müdigkeit und Stumpfheit waren vollständig von ihm abgefallen, seine Stimme klang klar und deutlich.

      »Und wie steht es mit der Druckfarbe?«

      »Die ist tadellos«, entgegnete Maple bewundernd. »Ich möchte fast annehmen, daß die Farbe verwandt wurde, die in den staatlichen Druckereien gebraucht wird.«

      »Die Wasserzeichen?«

      »Ohne jeden Fehler! Vor allem muß ich Ihnen aber etwas berichten, das Sie sicher in Erstaunen setzen wird.«

      Er zeigte, mit einer gewichtigen Geste auf die Banknoten, die vor ihm lagen.

      »Der Mann, der diese Scheine gefälscht hat, bediente sich nicht – wie üblich – der Fotografie als Hilfsmittel. Alle diese Scheine wurden mit richtigen Druckplatten hergestellt! Ich weiß es, weil – doch das tut nichts zur Sache. Auf jeden Fall weiß ich es ganz genau. Die Banknoten wurden sogar auf einer Presse gedruckt, die ganz speziell für diese Zwecke hergestellt wird; sogar das Papier, auf das sie gedruckt wurden, ist von derselben Sorte, wie es das Schatzamt verwendet.«

      Er nahm die Banknoten und steckte sie in die Brieftasche.

      »Banknotenfälschungen sind schon immer mein Spezialstudium gewesen«, meinte er nach einer Pause mit einem schiefen Lächeln. »Ich habe sowohl in der französischen als auch in der deutschen Staatsdruckerei gearbeitet – und in Frankreich sollte ich eigentlich heute noch eine gute Stellung einnehmen, wenn nicht ...« Mit einer abrupten Handbewegung hielt er inne. »Kurz und gut, Mr. Gold, ich kann Ihnen versichern, daß jeder ungestraft diese Noten in Umlauf bringen kann – und nicht nur die kleinen Scheine, sondern auch die Hundertdollarnoten, die ich untersucht habe.«

      »Es gibt also wirklich keine Möglichkeit, sie zu erkennen?« fragte Gold. Maple schüttelte den Kopf.

      »Nur das Schatzamt der Vereinigten Staaten könnte sie an Hand des fehlenden Geheimzeichens als Fälschungen identifizieren.«

      Gold schob seinen Stuhl zurück, stützte das Kinn in die Hand und dachte angestrengt nach. Das junge Mädchen, das sich in der Nähe des Herdes auf einen Hocker gesetzt hatte, schaute von ihm zu ihrem Onkel hinüber. Plötzlich blickte Gold wieder auf.

      »Es ist nur ein Glück, daß die Banknotenfälscher ihrer Sache nicht so sicher sind wie Sie. Ich hatte mich mit einem von ihnen heute Abend im Green Park verabredet, aber er muß Verdacht geschöpft haben. Statt seiner erwartete mich ...«

      »Wer?« fragte Maple, als Gold verstummte.

      »Spielt keine Rolle«, knurrte Gold und versank wieder in Nachdenken. Er war ernstlich beunruhigt. Bis jetzt hatte er gehofft, daß Maple, ein Spezialist für Banknotenfälschungen, irgendein einfaches Mittel finden würde, durch das man die Überschwemmung mit falschem amerikanischem Papiergeld verhindern könnte. Er war auf Maple angewiesen, und diese Feststellung war ihm nicht angenehm.

      Tausende von falschen Banknoten waren bereits in Umlauf gesetzt worden, vielleicht sogar Hunderttausende – alles Scheine von geringem Wert, bei denen sich niemand die Mühe machte, sie genau zu prüfen.

      »Ja, dann kann ich im Augenblick wohl nichts weiter tun«, sagte Gold und stand auf. Er reichte Maple die Hand zum Abschied und nickte dem Mädchen freundlich zu.

      Als er gerade die Küche verlassen wollte, hielt ihn Maple zurück.

      »Ich wollte Sie noch etwas fragen, Mr. Gold. Kennen Sie einen Mr. Cornelius Helder?«

      »Ja«, sagte Gold, dessen Interesse erwachte.

      »Ich dachte es mir doch. Er ist ein Landsmann von Ihnen, und ich muß ihn schon irgendwann getroffen haben!«

      »Helder ist ein ziemlich häufiger Name.«

      »Er hat meine Nichte gebeten, bei ihm als Sekretärin zu arbeiten.«

      Gold runzelte unwillkürlich die Stirn, was Maple nicht entging. »Ist mit Helder etwas nicht in Ordnung?« fragte er ängstlich. »Er hat ihr ein gutes Gehalt angeboten.«

      »Woher wußte er denn, daß Ihre Nichte ohne Stellung ist?«

      Maple schob seinem Besucher nochmals einen Stuhl hin.

      »Nehmen Sie doch noch einen Augenblick Platz, ich möchte Ihnen gern mehr darüber erzählen. Die Sache ist etwas merkwürdig. Meine Nichte war nämlich Sekretärin beim alten Lord Dellborough, der neulich starb. Sie hatte eigentlich nicht die Absicht, sich nach einer neuen Stellung umzusehen, da ihr Lebensunterhalt bei mir gesichert ist. Nun kam letzte Woche ein Brief von einer Agentur, in dem ihr dieses Angebot gemacht wurde, obgleich sie sich gar nicht beworben hatte.«

      »Das ist allerdings ein seltsames Zusammentreffen«, sagte Gold trocken. Er glaubte unter keinen Umständen an einen Zufall und konnte sich ziemlich genau vorstellen, wie die Sache zustande gekommen war.

      Er schaute Verity wieder an. Höchstwahrscheinlich wußten gewisse Kreise, wer die frühere Sekretärin von Lord Dellborough war, und man konnte ohne weiteres einer Agentur den Auftrag geben, ihr eine Stellung anzubieten. Es kam noch dazu, daß sie außergewöhnlich hübsch war, und Helder interessierte sich stets für gutaussehende junge Damen.

      »Ich möchte Ihnen raten, die Stelle anzunehmen«, sagte er plötzlich, nahm sein Notizbuch aus der Tasche und schrieb etwas auf einen Zettel.

      »Hier haben Sie meine Telefonnummer. Sie werden immer jemand erreichen, wenn Sie anrufen. Ich möchte Ihnen aber noch den Rat geben, Helder nicht zu sagen; daß Sie mich kennen – auch wäre es gut, wenn Sie mir mitteilten, ob Sie die Stelle angenommen haben.«

      Mit diesen geheimnisvollen Worten verabschiedete er sich.

      4

      Für Verity Maple bedeutete die Christal Palace Road das traurige Erwachen aus einem schönen Traum. Es war ihr seither immer gut gegangen, obwohl ihre Mutter schon früh gestorben war; ihr Vater, George Maple, hatte zwölfhundert Pfund im Jahr verdient – leider aber stets fünfzehnhundert ausgegeben. Der Augenblick kam, an dem seine finanziellen Verhältnisse hoffnungslos zerrüttet waren; schließlich gab es nur noch zwei Wege für ihn: Bankrotterklärung oder Selbstmord. Ein Autobus, dem er nicht rechtzeitig auswich, enthob ihn der Entscheidung. Als Verity aus einem belgischen Pensionat heimgekehrt war, fand sie ihr Vaterhaus bereits im Besitz einer Anzahl von Gläubigern, die rücksichtslos versteigern ließen, was nicht niet- und nagelfest: war. Verity saß auf der Straße. Sie wußte nicht was tun, doch da tauchte Tom Maple auf.

      Sie hatte früher schon von Onkel Tom gehört und hatte auch Briefe von ihm aus den verschiedensten Städten erhalten, dabei war ihr seine merkwürdige Angewohnheit aufgefallen, gleichzeitig mit dem Aufenthalt auch den Namen zu wechseln.

      Er

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