Die neuen Alphafrauen. Группа авторов

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Glauben Sie, dass diese Ziele zu schaffen sind?

      Stimpel: Ich weiß, dass es die Telekom sehr ernst damit meint. Dort gibt es ja Programme zu Mentoring, interner Förderung und vieles mehr. Und ich denke, dass das bei Axel Springer ähnlich läuft, ich habe gehört, dass das Unternehmen sogar mit einem Preis für die Förderung von Chancengleichheit ausgezeichnet wurde.

       Unter den Dax- Konzernen hat zwar Siemens zwei Frauen im Vorstand, und bei E.on gibt es seit kurzem auch ein weibliches Vorstandsmitglied. Wann aber wird eine Frau den ersten deutschen Dax-Konzern führen?

      Stimpel: Innerhalb der nächsten zwei Jahre sehe ich das noch nicht, aber vielleicht innerhalb der nächsten fünf Jahre. In den wichtigen Aufsichtsräten gibt es ja schon eine Reihe von Frauen, die dort vertreten sind. Etwa Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach oder Nicola Leibinger-Kammüller von der schwäbischen Trumpf-Gruppe. Und hier in Düsseldorf Simone Bagel-Trah, die bei Henkel den Aufsichtsrat leitet. Im Übrigen wird der künftige Mangel an Fachkräften dafür sorgen, dass man qualifizierte Frauen noch stärker umwerben wird.

      Sind Spitzenkarrieren denn mit Familie und Kindern vereinbar?

      Stimpel: Das geht durchaus, ich kenne da auch einige Beispiele. Man muss sich und seine Familie natürlich sehr gut organisieren können. Das muss eine Führungskraft aber sowieso beherrschen. Und bei der guten Bezahlung von Spitzenjobs ist ja auch eine entsprechende Kinderbetreuung machbar. In Ländern wie den USA oder auch Frankreich funktioniert das übrigens viel selbstverständlicher.

      Sie haben bei Heidrick & Struggles eine Befragung von 260 weiblichen Führungskräften in Deutschland durchgeführt. Was kam heraus?

      Stimpel: Viele Frauen vermissen spezielle Mentoring-Programme oder andere Trainingsmaßnahmen, die eine Vorbereitung auf einen Top-Job darstellen. Hier kann sicher noch mehr getan werden, im Übrigen für alle Top-Nachwuchskräfte, nicht nur für Frauen.

      Kommen wir zu Ihnen: Sie sind die einzige Frau in Deutschland, die ein großes Beratungsunternehmen leitet. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis, wie haben Sie es an die Spitze von Heidrick & Struggles geschafft?

      Stimpel: Nach meinem Studium und der Dissertation im Fachbereich Mikrobiologie habe ich mich in der Pharma-Industrie beworben und landete dann im Bereich Entwicklung. Später wechselte ich dann ins Marketing und machte deshalb noch meinen MBA. Schließlich wurde ich in die Beratung abgeworben, wo ich seit 2000 als Geschäftsführerin tätig bin. Und seit 2006 bei Heidrick & Struggles.

      Mussten Sie sich im Laufe Ihrer Karriere gegen Männer behaupten?

      Stimpel: Ich musste mich eigentlich nicht gegen Männer durchsetzen, ich musste lernen, sie zu verstehen; zum Beispiel hinsichtlich der Gruppendynamik und der Verhaltensweisen in Konfliktsituationen. Heute muss ich als Geschäftsführerin vor allem meine Kollegen und Mitarbeiter zu Top-Leistungen bringen und das Team zusammenbringen und zusammenhalten.

      Führungskräften können schlecht vom Job abschalten, heißt es. Wie ist das bei Ihnen?

      Stimpel: Es ist schon so, dass Sie ein Spitzenjob rund um die Uhr beschäftigt und sie immer über Aufgaben und ihre Lösung nachdenken. Die wirklich Erfolgreichen bedauern das aber überhaupt nicht, ist meine Erfahrung. Wenn man dann in Urlaub geht, braucht man aber schon etwas Zeit, bis man langsam etwas die Energie herunterfährt. Ich selber schaffe es meist am dritten Tag, das Handy mit den E-Mails auch einmal auszuschalten.

      Interview: Guido Hartmann, erschienen am 26. September 2010

      "Es muss sich lohnen für Unternehmen"

      Vier erfolgreiche Frauen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft diskutieren auf der WELT-Konferenz über Frauen im Top-Management (Christian Kielmann)

      Auf der "Welt"-Konferenz über Frauen im Top-Management diskutierten vier Karriere-Frauen über Management im Team, Adventskränze im Kindergarten und Teilzeit für Väter. Die "Welt am Sonntag" dokumentiert Auszüge der Diskussion

      Die vier Frauen auf dem Podium haben es geschafft: Sie sind oben angekommen in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Und sie sind überzeugt: Unternehmen und Gesellschaft müssen sich ändern, damit sie in den Chefetagen nicht allein unter Männern bleiben.

       Kinder gelten für Frauen in Deutschland noch immer als Karriere- Killer Nummer eins. Frau Achleitner, wie ist es Ihnen ergangen? Drohte für Sie als Wissenschaftlerin mit der ersten Schwangerschaft der Karriereknick?

      Ann-Kristin Achleitner: Nein - aber das Erstaunen war groß. Mein ältester Sohn ist jetzt zwölf Jahre alt. Als ich damals meinem wirklich netten Dekan erzählte, dass ich schwanger bin, schaute der mich fassungslos an und fragte: Wie, du bist schwanger? Und du bekommst es selber? Na ja, die einzige arbeitende Kollegin, die er kannte, hatte ihre Kinder adoptiert. Mutter und Wissenschaftlerin, das passte nicht in sein Rollenmodell. Zum Glück hatte ich damals schon meinen Lehrstuhl und damit eine gewisse Freiheit, wie ich mich selber organisiere. Das hat alles vereinfacht.

       Frau Koch- Mehrin, Sie haben in Ihrer zweiten Schwangerschaft die Flucht nach vorn angetreten und sich mit Babybauch fotografieren lassen. Können Kinder in der Politik sogar ein Karriere- Beschleuniger sein?

      Silvana Koch-Mehrin: Ich glaube, nein. In der obersten politischen Ebene fällt mir mit Ursula von der Leyen eine einzige Frau ein, die Kinder hat. Und mit Kristina Schröder eine weitere, die jetzt ein Kind bekommen wird. Als ich nach der Europawahl 2004 zum zweiten Mal schwanger wurde, waren die Reaktionen schon sehr heftig. Entweder hieß es: Du kannst dich doch nicht wählen lassen und dann deinen Job nicht richtig machen. Oder: Wie unverantwortlich von dir, so eine Arbeit kann man seiner Familie nicht antun. Beides fand ich anmaßend und wollte es nicht unbeantwortet lassen. In der Kampagne für die Wahl wurde mein Konterfei in Deutschland über 200 000-Mal plakatiert. Damit war ich eine öffentliche Person geworden. Deshalb habe ich eine öffentliche Antwort gewählt und ein unübersehbares Statement gemacht: eine schwangere Frau, die sich bekennt, Karriere machen zu wollen. Das war meine Antwort.

      Frau Favoccia, internationale Großkanzleien sind bekannt für ihre extremen Arbeitszeiten. Können bei Ihnen engagierte Mütter und Väter Karriere machen?

      Daniela Favoccia: Ja. Nur ein Beispiel: Wir haben jüngst eine hochschwangere Kollegin eingestellt. Uns war klar, dass sie weiterarbeiten will und dass sie ehrgeizig ist, sonst wäre sie nicht zum Bewerbungsgespräch gekommen. Bei uns gibt es inzwischen verschiedene Teilzeit- und Jahresarbeitszeitmodelle, und zwar ohne Abstriche bei den Karrierechancen. Wir haben auch einige junge männliche Kollegen mit exzellenter Ausbildung, die Teilzeit arbeiten, weil sie ihre Kinder nach der Geburt intensiver erleben wollen. Für die Frauen ist das ein Katalysator. Teilzeit-Modelle sind plötzlich kein Frauen-Thema mehr, sondern ein gesellschaftliches Thema.

      Claudia Nemat: Mit der üblichen Macho-Attitüde des Arbeitens, siebenmal 24 Stunden verfügbar, kann man heute kaum noch Top-Talente für sich gewinnen. Auf die sind wir bei McKinsey aber angewiesen. Gleichzeitig müssen wir als Berater zu unseren Klienten reisen. Wer nicht reisen möchte, sollte nicht Unternehmensberater werden. Wir bemühen uns um flexible Modelle. Seit ich mein erstes Kind bekam - da war ich schon Senior-Partnerin

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