Verdammte Konkurrenz. Edgar Wallace

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Verdammte Konkurrenz - Edgar Wallace

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ganz und gar nicht zu dem schmächtigen Herrn mit den runden Schultern und dem gewöhnlichen Gesicht. Er hatte eine kurze, breite Nase, und seine kleinen, dunklen Augen lagen tief in den Höhlen. Aber auf jeden Fall war dies ein Mann nach dem Herzen Mr. Attermans, lebendig wie Quecksilber, dabei großzügig und geschäftstüchtig.

      »Ich freue mich auch, Sie zu sehen, Miß Storr. Wirklich, ich beneide Sie um Ihre Privatsekretärin, Mr. Maber. Ich möchte direkt die Bedingung stellen, daß die junge Dame in der Firma bleibt, wenn ich Ihr Geschäft übernehme. Hoffentlich gelingt es mir, sie dazu zu überreden.«

      Auch Mr. Julius war bereits zugegen und kaute nachlässig an seinem Bleistift. Gleich darauf erschien Mr. Lark, der sich sehr wichtig vorkam. Er lächelte Mr. Atterman an, verneigte sich korrekt vor Mr. Maber, nickte Mr. Minkey vertraulich zu und warf Mr. Julius einen respektvollen Blick zu. Nur von Barbara nahm er nicht die geringste Notiz.

      »Nun wären wir ja alle versammelt«, sagte Mr. Atterman. »Ich möchte also meinen Vorschlag in aller Kürze wiederholen. Nein, schreiben Sie noch nicht mit, Miß Storr, ich werde Sie aufmerksam machen, wenn die eigentlichen Verhandlungen beginnen.«

      Er sprach sachlich und geschäftsmäßig. Als er die Kaufsumme nannte, begann Barbara zu protokollieren. Aber schon im nächsten Augenblick legte sie den Bleistift wieder hin und sah Mr. Maber entsetzt an. Er saß aber ruhig mit gefalteten Händen und gerunzelter Stirne da und rührte sich nicht.

      »Hunderttausend Pfund!« rief sie erregt. »Diese Summe sind ja allein schon das Grundstück und das Gebäude wert!«

      Mr. Atterman sah scharf zu ihr hinüber. In diesem Moment war er höchst unzufrieden mit ihr und dachte nicht mehr daran, sie zu übernehmen.

      Mr. Julius machte ein düsteres Gesicht, und Mr. Lark zeigte seine ungeheure Entrüstung durch eine entsprechende Haltung.

      »Gestatten Sie, Miß Storr, daß ich erst einmal zu Ende spreche«, erwiderte Mr. Atterman schließlich nach der kleinen, peinlichen Pause.

      Dann sprach er weiter. Mr. Maber hörte ihm mit geschlossenen Augen zu, und Mr. Lark folgte seinem Beispiel. Wahrscheinlich war das die letzte loyale Handlung seinem alten Chef gegenüber.

      »Das Angebot ist allerdings sehr niedrig – wirklich äußerst bescheiden«, meinte Mr. Maber leise, als Atterman seine Rede beendet hatte.

      Mr. Atterman holte tief Atem, neigte den Kopf auf eine Seite, schaute auf die Tischplatte vor sich hin und legte die Stirne in Falten. Durch diese Mienen und Gebärden wollte er ausdrücken, daß es ihm sehr leid täte.

      »Persönlich dachte ich an eine Summe von –« begann Mr. Maber und sah zu Barbara hinüber.

      »Einer halben Million«, warf sie sofort dazwischen.

      »Aber Mr. Maber – das ist denn doch ein zu starkes Stück«, sagte Mr. Julius heftig und warf den Bleistift wild auf den Tisch.

      Mr. Lark drehte die Augen himmelwärts. Er hätte im Moment kein Wort finden können, das seine Empörung richtig wiedergegeben hätte, und beschränkte sich daher auf diesen Ausdruck stummer Verzweiflung.

      »Vielleicht wäre es doch besser, wenn du dich damit begnügtest, die Verhandlung zu protokollieren«, wandte sich Mr. Maber an Barbara, fügte aber sofort energischer hinzu: »Miß Storr ist meine Privatsekretärin und nimmt als solche eine Vertrauensstellung ein. Bitte, beachten Sie das, meine Herren.«

      Er schaute sich ein wenig ängstlich um, als erwarte er, daß ihn jemand wegen dieser kühnen Äußerung angreifen wolle. Aber mit Ausnahme von Barbara und Mr. Lark zuckten die Anwesenden nur leicht die Schultern. Der Chef der Einkaufsabteilung hätte seine Meinung wahrscheinlich auch auf diese Weise kundgetan, wenn er rechtzeitig bemerkt hätte, daß es die anderen taten. Aber als er endlich damit anfing, lächelten diese schon wieder verbindlich. Es war wirklich schwer, mit solchen Leuten Schritt zu halten.

      »Darf ich einmal etwas sagen«, begann Direktor Hercules Minkey. »Sie gestatten ja hoffentlich, daß ich hier ein offenes Wort rede. Ihr Geschäft ist eben absoluter Humbug.«

      »Bitte, wie schreiben Sie dieses Wort?« erkundigte sich Barbara höflich.

      Der Quecksilbermann warf ihr einen vernichtenden Blick zu.

      »Also, Ihr Geschäft ist einfach wertlos, und ich werde Ihnen auch sagen, warum. Um diesen Betrieb rentabel zu gestalten –«

      »Rentabel zu gestalten«, wiederholte Barbara.

      »Müßten Sie mindestens hunderttausend Pfund hineinstecken. Nehmen Sie doch zum Beispiel nur einmal unsere eigene Firma ...«

      Und nun folgte ein langer Vortrag darüber, wie man ein Geschäft führen sollte.

      Barbara schloß die Augen, denn die monotone Stimme dieses Mannes wirkte einschläfernd auf sie und hatte ungefähr die gleiche Wirkung wie Veronal. Sie hörte nur dann und wann eine der Phrasen und kam erst wieder zu vollem Bewusstsein zurück, als Mr. Maber sie anrief.

      Mr. Atterman war gerade dabei, sich von ihm zu verabschieden.

      »Nun, die Sache ist noch nicht gerade so weit gediehen, daß wir schon zum Notar gehen könnten«, meinte er. »Aber immerhin haben wir doch entschieden Fortschritte gemacht. Mir soll es schließlich bei der Kaufsumme auf zwanzigtausend Pfund mehr oder weniger nicht ankommen.«

      Beim Verlassen des Sitzungszimmers warf er Mr. Colesberg einen vielsagenden Blick zu, und Julius folgte ihm in den Gang hinaus.

      »Sie können Ihrem Seniorpartner sagen«, erklärte Mr. Atterman ärgerlich, »daß ich mir unter keinen Umständen von einem so frechen Geschöpf wie dieser kessen Stenotypistin ins Geschäft pfuschen lasse!«

      »Ich bin auch noch ganz außer mir«, erwiderte Julius niedergeschlagen. »Aber das werde ich schon in Ordnung bringen, verlassen Sie sich darauf.«

      »Ich bin bereit, den Kaufpreis für das Geschäftshaus auf hundertzwanzigtausend Pfund zu erhöhen und die Bestände zum Tagespreis zu übernehmen. Die Firma selbst ist keinen Cent wert. Für Montag lasse ich den Vertrag fertigstellen. Setzen Sie die Konferenz fest und bringen Sie Ihren Rechtsanwalt mit.«

      Er bot Julius eine Zigarre an. Mr. Colesberg rauchte zwar niemals, aber er machte trotzdem ein vergnügtes Gesicht und bedankte sich.

      »Ah, eine Henry Clay«, sagte er strahlend. »Meine Lieblingsmarke!«

      Gleich nach der Sitzung ging Mr. Maber zu Tisch. Er hatte ein schlechtes Gewissen und konnte Barbara kaum ansehen. Sie war sehr traurig, daß der Verkauf nun doch Zustandekommen sollte.

      Später erschien Mr. Maber mit dem umfangreichen Katalog einer bekannten Gartenbaufirma und unterhielt sich mit Barbara über den neuen Rosengarten, den er bei seiner Villa anlegen wollte.

      Sie seufzte.

      »Barbara, ich brauche wirklich Ruhe und Frieden«, erklärte er. »Warum soll ich mich denn mit diesem Geschäft abplagen? Ich habe ja schon ein großes Vermögen, und ich möchte deshalb auch die Hälfte des Kaufpreises unter die Angestellten der Firma verteilen. Soll ich mich vielleicht als Sklave in einem Beruf abarbeiten, der mir gar nicht liegt? Was verstehe ich denn von Damenkleidern? Was interessieren mich Wollstoffe oder all die anderen Dinge, die wir verkaufen? Warum soll ich mich über Preisschwankungen auf dem Seidenmarkt aufregen? Dauernd kommen neue Gewebe auf den Markt,

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