101 Diamanten. Gudrun Anders
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Der innere Reichtum des Bettlers
Als der Teddy den Blumenkohl fraß
Wie der Teddybär lebendig wurde
Vorwort
Liebe Leserin und lieber Leser!
Ich freue mich, dass Sie zu diesem Buch gegriffen haben. Sie kennen Märchen noch und vielleicht wissen Sie, dass Märchen unserem Inneren helfen können, wieder an das Gute, das Menschliche zu glauben. Märchen bringen auch immer Lösungen mit sich, weil Konflikte bewältigt werden. Viele Menschen erinnern noch „Und wenn sie nicht gestorben sind. …“ Ja, wenn die Märchen noch nicht gestorben sind, dann leben sie weiter und helfen Kindern und Erwachsenen weiterhin daran zu glauben und darauf zu vertrauen, dass Streit und Mühsal ein Ende haben können. Zuerst im Märchen und dann im Leben.
Vielleicht möchten Sie sich mit diesem Buch wieder einmal in das Reich der Phantasie entführen lassen, dass uns scheinbar doch so manches Mal abhanden gekommen ist. Das Reich der Phantasie ist aber unendlich wichtig, denn was nicht geträumt werden kann, das wird auch nicht ins Leben umgesetzt.
Die Pop-Gruppe PUR hat es in ihrem Titel „Abenteuerland“ einmal so wundervoll ausgedrückt (Auszug aus dem Liedertext):
Der triste Himmel macht mich krank. Ein schweres graues Tuch. Das die Sinne fast erstickt. Die Gewohnheit zu Besuch. Lange nichts mehr aufgetankt. Die Batterien sind leer. In ein Labyrinth verstrickt. Ich seh` den Weg nicht mehr. Ich will weg, ich will raus. Ich will - wünsch mir was.
Und ein kleiner Junge nimmt mich an die Hand. Er winkt mir zu und grinst:
Komm hier weg, komm hier raus. Komm, ich zeig dir was, Das du verlernt hast – vor lauter Verstand …
Komm mit Komm mit mir ins Abenteuerland Auf deine eigene Reise Komm mit mir ins Abenteuerland Der Eintritt kostet den Verstand Komm mit mir ins Abenteuerland Und tu`s auf deine Weise Deine Fantasie schenkt dir ein Land Das Abenteuerland
Es liegt in deiner Hand!
In Ihrer Hand liegt es nun, die in diesem Buch enthaltenen Märchen zu lesen und in Ihr Herz einfließen zu lassen. Vielleicht berühren Sie sich, vielleicht nicht. Vielleicht blitzt in Ihnen ein Erkennen auf, vielleicht in jemandem, dem Sie die Märchen vorlesen. Ich wünsche es Ihnen sehr.
Wenn Sie mehr erfahren möchten über meinen Schreib-Werdegang oder sonst etwas wissen möchten, dann schauen Sie sich in Ruhe auf meiner Webseite um, wo Sie viele Infos finden. Oder wenn Sie eine direkte Frage haben, scheuen Sie sich bitte nicht, mich anzurufen.
Ich wünsche Ihnen eine märchenhafte Zeit hier auf dieser Erde!
Ihre
Gudrun Anders
Der Esel mit dem kurzen Hals
Es war einmal ein Eselchen, der hieß Guco. Er lebte allein draußen im Wald, denn Eltern hatte er keine mehr. Zumindest meinte Guco keine zu haben. In Wahrheit gab es selbstverständlich Eltern. Wie sonst wäre Guco wohl auf die Welt gekommen? Aber das mit den Eltern war so ein Problem. Immer wollten die etwas anders als Guco und nörgelten und korrigierten und wollten, dass Guco ihr beider Ebenbild wurde. Aber Guco war von Kindesbeinen an sehr halsstarrig und wollte seinen eigenen Willen durchsetzen, wie das für Esel wohl auch so üblich ist. Guco's Vater übte sehr viel Druck auf ihn aus und sagte oft: „Wenn du nicht ... – dann ...“ oder „Noch setzt du deine Beine unter meinen Tisch ...“ und „Du hast zu gehorchen, wenn ich dir etwas sage.“
Guco konnte alle diese Sätze und Phrasen auswendig! Wie gut er sie alle kannte! So gut, dass sie ihm fast aus den Ohren wieder herauskamen. So steckte Guco seinen Kopf tief zwischen die Schultern, so wie man das macht, wenn man Angst vor Prügel hat. Zwar war Guco selten geschlagen worden, aber die seelischen Prügel, die er bezog waren tausendmal schlimmer. So wurde Guco ruhig und zog sich immer mehr in sich selbst zurück, so, wie Schnecken es tun, wenn sie sich fürchten. Sie ziehen ihren Kopf in ihr Schneckenhaus zurück. Und genauso machte es Guco auch. Fast sah es so aus, als wenn er keinen Hals mehr hatte. Auf dem Rumpf saß gleich der Kopf.
So verging Jahr um Jahr. Und obwohl eigentlich jeder Esel einen Hals hat, verschwand Gucos immer mehr und mehr, aber er gewöhnte sich daran. Als Guco älter wurde, meinte er, dieses Gerede seines Vaters nicht mehr länger mit anhören zu müssen. So zog er von dannen. Allerdings nicht sehr weit. Einen Tagesmarsch von der Höhle seiner Eltern entfernt fand er seine eigene Höhle, wo er sich verkriechen konnte. Eigentlich hatte er ja weiterwandern wollen, aber irgendetwas in seinem Inneren hielt ihn davon ab. Hatte er seine Eltern etwa doch lieber, als er sich das eingestehen wollte? Er machte hier erst mal halt. Wenn es zu schlimm werden sollte, standen ihm eben beide Wege offen. Der schnelle Weg zurück zu seinen Eltern, die ihn sicher mit offenen Armen empfangen würden und der Weg in die Ferne – in die wahre Freiheit. Aber vorerst war es noch ganz bequem so. So lebte Guco vor sich hin. Er aß, wanderte im Wald herum, putzte und schmückte seine Höhle, faulenzte und ab und zu kamen seine Freunde zu Besuch.
Eines schönen Tages, Guco lag vor seiner Tür und sonnte sich, kam ein junger Mann des Weges. „Hey, du Esel, „ setzte der Mann zum sprechen an, „kannst du mir...“ kam aber nicht weiter, denn Guco hatte sich aufgerichtet und da fiel der junge Mann in schallendes Gelächter.
„Was? Du willst ein Esel sein? Das ich nicht lache! Sieh' dich doch mal an! Ohne Hals. Den Kopf auf dem Rumpf! Ein Hanswurst bist du! Ein Nichts!“ Und er ging lachend seines Weges.
„Selber Hanswurst“, dachte sich Guco, aber etwas zu sagen traute er sich nicht. Zu oft hatte sein Vater ihm den Mund verboten und so hatte er es aufgegeben, zu sich selbst zu stehen. Sollten die anderen doch labern und lachen! Auch ich lebe. So. Und jetzt verkrieche ich mich noch mehr. Das habt ihr nun davon! Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt.
Und so gingen die Jahre dahin. Ohne es zu merken, fingen langsam die Schultern an zu schmerzen. Die Muskeln hatten sich im Laufe der Jahre sehr stark verhärtet. Und da sie von Guco immer gegen die Natur benutzt wurden, fingen sie eines Tages an zu rebellieren. Erst ganz schwach, aber dann immer stärker. Guco versuchte es mit Medizin aus Kräutern und allerlei Wundermitteln aus dem Wald – aber nichts half. Die Schmerzen blieben.
In seiner Verzweiflung rief Guco die Feen und Geister des Waldes, auf das sie ihm helfen mögen. Eine ganze Weile verhallte sein Flehen im Wind, aber eines Tages sprach die gute Fee zu ihm: „Wenn du wahrhaft Heilung willst, mein kleiner Guco, so werde ich dir den fliegenden Teppich senden. Er wird dich in deine Vergangenheit zurück bringen. Und wenn du die Stelle findest, wo du das erste Mal unnötigerweise deinen Kopf eingezogen hast, sage dem Teppich,