Am Ende bleibt das Leben. Fia Payton

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Am Ende bleibt das Leben - Fia Payton

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ist es fast 2:00 Uhr nachts und ich habe mich glaube ich genug ausgelassen für heute. Über mich. Und über die Welt. In ihrer grenzenlosen Grausamkeit. Oder Dummheit. Das liegt bei den Menschen. Ziemlich nah beieinander.

      Aber was solls. Ich habe ja Zeit. Im Überfluss. Das ist der Vorteil an der Arbeitslosigkeit. Der einzige. Denn ich hasse es arbeitslos zu sein. Mein Vater war/ist arbeitslos. Das allein ist schon Grund genug es zu hassen. Denn wenn ich bin wie er, dann hab ich den endgültigen Grund mich vor einen Zug zu werfen. Sollte das jemals jemand zu mir sagen. Dann bring ich mich echt um. Denn ich würde wie jeder sein. Sogar normal wenn´s sein muss. Aber niemals wie mein Vater. Niemals. Denn dann wär ich nach all den Jahren wirklich sein Mädchen. Und nie, nie, nienienie wieder will ich sein Mädchen sein. Überhaupt niemandes Mädchen.

      Vielleicht irgendwann in ganz entfernter, gesunder und gewichtiger Zukunft und in irgendeiner Weise, die ich ertragen kann, möchte ich Jonass Mädchen sein. Möglicherweise. Nichts lieber als das. Eventuell. Ist das mein größter Wunsch.

      Aber niemals das Mädchen meines Vaters. Oder sonst eines Mannes. Der Hand an mich legt. Um dieselbe verletzte Haut zu zerreißen. Die ich so mühsam wieder zusammen geflickt habe.

      Aber Schluss jetzt! Von Verletzungen und Arbeitslosigkeit und Hilflosigkeit und Ana und mir.

      Mir ist schlecht. Wirklich schlecht. Und ich will schlafen. Denn morgen. Habe ich ein Versprechen einzulösen. Ana gegenüber. Und übermorgen auch und Freitag sowieso. Aber morgen schreibe ich wieder, ganz bestimmt. Wenn ich noch lebe. Das ist die Voraussetzung. Fürs schreiben. Und fürs Leben. Und überhaupt für alles. Was irgendwie. Mit Zukunft. Verknüpft ist.

       Kann Gerechtigkeit in dieser Welt es geben,

       kann den Frieden über den Krieg man heben?

       Kann der richt´ge Weg mein Wille sein,

       und kann dann dieser Will´ auch Siegen mein´?

       Wer sät Gerechtigkeit in diese Welt?

       Wer ist es der dann einst Frieden hält?

       Wer kann die Welt in ihre Waage bringen?

       Wer kann mit uns´ren Schwächen ringen?

       Wirst du uns´re Ängste bannen?

       Wirst du Liebe um uns spannen?

       Wirst du unser Retter sein,

       wenn die Hoffnung wird zu klein?

       Wie kann ein Einz´ger Heil uns geben?

       Wenn wir all andern böse leben?

       Wie kann nur einer all das tun,

       wenn all andre gar nichts tun?

       Gerechtigkeit die kann´s nur geben,

       wenn wir gemeinsam besser leben.

       Wenn wir gemeinsam Frieden machen,

       und endlich kämpfen, indem wir lachen.

      Stimmen im Kopf

      Warum? Ist alles an was ich denken kann Essen? Hunger? Gewicht und Kalorien? Warum? Bestimmt Ana mein Leben? Wo ist das Problem einen Fruchtzwerg zu essen oder ein Eis oder Spagetti Carbonara? Warum kaufe ich absichtlich Hosen in Anas Größe? Um mich zu zwingen noch mehr abzunehmen? Warum? Warum? Warum?

      Ich verstehe es nicht. Hab ich heute gegessen? Ja! Verdammt! Eine Kartoffelecke und ein Knäckebrot. Und hab Energydrink getrunken. Von dem ich bald gekotzt hätte. Aber vielleicht wäre das besser gewesen. Für mich. Und Ana. Und alle.

      Ich hasse mich. Und mein Leben. Und Ana. Und die Welt. Ich hasse alles hier. Ich will nach Hause. In meine Welt. Mit mindestens 60kg. Von mir aus auch 70kg. Oder 100.

      "Du perverse Sau!"

      "Man Ana! Es ist ein Traum! Lass mir doch wenigsten...."

      "Ein Traum? Wie in Gottes Namen kommst du darauf davon zu träumen mehr als 40kg zu wiegen? Geschweige denn 100? Wie ekelhaft bist du eigentlich?"

      "Ich bin das ekelhafteste was es gibt!"

      "Naja. Einsicht soll ja bekanntlich..."

      "Ach halt den Mund! Du hast ja keine Ahnung!"

      "Aber du, ja?"

      "Jawohl! Ich habe eine Ahnung davon, wie blöd wir sind, weil wir verhungern. Wie dumm wir sind weil wir uns wegwerfen. Und wie hässlich wir sind, wenn wir uns zerstören. Und du, du hast davon keine Ahnung, du weißt nichts absolut nichts, vom Leben und vom glücklich sein und von mir, von mir weißt du schon gar nichts!" werfe ich ihr unter Tränen an den Kopf. Dabei wusste ich noch nicht einmal, dass ich das noch kann. Weinen.

      "Doch, Sophie. Etwas weiß ich. Dass dein Vater sicher nicht der klügste Mensch auf Erden war als er dich vergewaltigt hat."

      "Ach halt doch den Mund! Was hat das mit Intelligenz zu tun?"

      "Vielleicht nichts. Aber ganz sicher genauso viel wie Selbstverletzung und ich."

      "Ja. Wahrscheinlich. Hast du Recht."

      "Selbstverständlich habe ich Recht. Hab ich das nicht immer?"

      "Fast."

      "Was?"

      "Fast immer."

      "Wann hatte ich Unrecht?

      "Du sagtest ich werde niemals perfekt sein."

      "Wirst du nicht!"

      "Wer weiß. Vielleicht. Kann es doch noch besser werden."

      "Vielleich. Hast du Recht. Werden wir trotzdem Freunde bleiben?"

      "Hast du mir nicht versprochen mich nie allein zu lassen?"

      "Hab ich!"

      "Gut. Ich bleibe unter 50kg. Ganz bestimmt."

      "Ganz bestimmt."

      Und ich bleibe Ana. Für den Rest meines Lebens. Oder vielleicht auch nur ein paar Jahre.

      "Wo ist der Unterschied?"

      Das war nicht Ana. Aber wer war das?

      "Vielleicht gibt es keinen."

      "Vielleicht?"

      "Vielleicht gibt es auch einen ganz entscheidenden."

      "Nämlich?

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