Mary Ferrera spielt System. Edgar Wallace

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Mary Ferrera spielt System - Edgar Wallace

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      Im Büro machte alles einen neuen Eindruck. Es roch überall nach Lack und frischer Farbe. Bill hatte sich bei der Ausstattung viel Mühe gegeben und alles behaglich und freundlich eingerichtet. Drei Fenster des großen, hohen Raumes führten nach der Bond Street. Früher hatte ein Fotograf sein Atelier hier gehabt. Das Haus besaß keinen Aufzug, und seine Kunden hatten sich häufig darüber beschwert, daß sie drei Treppen hinaufsteigen mußten.

      Auf dem Boden lag ein blauer Teppich; auch die Tapete war auf diesen Grundton abgestimmt.

      Ein großer Marmorkamin mit zwei mächtigen Löwenfiguren schmückte die eine Wand.

      Als ich eintrat, erhob sich Billy und begrüßte mich freundlich.

      »Das freut mich aber, Mont!« rief er, als er mir die Hand drückte. »Kommen Sie doch herein. Allerdings müssen Sie auf dem Teppich Platz nehmen, da die Stühle noch nicht geliefert worden sind. Wie gefällt Ihnen mein neuer Geschäftsraum?«

      Nachdem er mich begrüßt hatte, kehrte er beinahe hastig hinter seinen Schreibtisch zurück.

      »Setzen Sie sich doch bitte auf das Fensterbrett. Augenblicklich stehen Sie nämlich in meiner Schusslinie.«

      »In Ihrer Feuerlinie?« Ich wollte meinen Ohren nicht trauen.

      »Ja«, erwiderte Billy ruhig. »Haben Sie noch nie etwas von einer Schusslinie gehört?«

      Ich setzte mich also auf das Fensterbrett, betastete es aber vorher vorsichtig, denn Fensterbretter trocknen in renovierten Wohnungen gewöhnlich als letztes. Dann sah ich ein rotes Seidentaschentuch auf Bills Schreibtisch, unter dem ein Browning hervorschaute. Ich wunderte mich darüber. Er sah zur Tür, und als ich mich umdrehte, entdeckte ich, daß der Handwerker mit dem roten Bart ins Zimmer gekommen war. Der Mann betrachtete das Deckengesims, seine Finger spielten mit einem Zollstock.

      »George«, sagte Billington ruhig, »kommen Sie hierher und halten Sie Ihre Hände so, daß ich sie sehen kann. Wenn Sie in die Tasche fassen, schieße ich Sie sofort mausetot.«

      Der andere kam langsam zum Schreibtisch, ohne den Blick von Billy zu wenden.

      »Ich möchte Sie mit Sergeant Mont von Scotland Yard bekanntmachen«, fuhr Billy fort. »Dies ist Mr. George Briscoe aus Kanada. Wie geht es Ihnen denn jetzt, George?«

      Der Elektriker biß sich nur auf die Unterlippe und schwieg.

      »Ich habe nämlich Georges Bruder auf zwanzig Jahre ins Zuchthaus gebracht«, erzählte Billy im Unterhaltungston, als ob er irgendeine alltägliche Sache erklärte. »Deshalb ist George natürlich ein wenig böse mit mir. Vermutlich ist er herübergekommen, um mit mir abzurechnen. Sie hatten bis jetzt noch wenig Gelegenheit dazu, was?«

      Briscoe erwiderte auch jetzt noch nichts.

      »Wie geht es übrigens Tom?« fragte Billington.

      Nun brach der Mann endlich das Schweigen.

      »Tom ist tot, das wissen Sie ganz genau«, sagte er leise, aber erregt, und ich sah deutlich, daß er zitterte.

      »Ach, der arme Tom! Er war wirklich ein kluger und gescheiter Junge. Der konnte mehr als Sie, George. Nun, wir können ja nicht ewig leben. Früher oder später muß jeder von uns einmal daran glauben.«

      Briscoe senkte den Blick.

      »Ich führe jetzt ein anständiges Leben, Mr. Stabbat. Es ist ein reiner Zufall, daß ich gerade für diese Arbeit engagiert wurde. Vor zwei Jahren kam ich von Kanada herüber, um von neuem anzufangen.«

      »Vor sechs Monaten sind Sie gekommen«, entgegnete Billy freundlich, »und Sie haben die Stelle erhalten, weil Sie dem Polier eine Zehnpfundnote in die Hand drückten. Und wenn Sie sagen, Sie führen jetzt ein anständiges Leben, so muß ich Sie doch darauf aufmerksam machen, daß Sie sich im vergangenen Dezember an dem Einbruch beim Juwelier Roberts in der Regent Street beteiligt haben. Ich zweifle aber daran, daß Mr. Mont Ihnen das nachweisen kann. Und mich geht die Sache ja nichts an.« Er zuckte die Schultern. »Ich bin jetzt mit friedlichen Nachforschungen beschäftigt und beobachte böse Frauen für ihre tugendhaften Ehegatten oder böse Männer für ihre trostlosen Frauen. Als Privatdetektiv habe ich fast nur noch mit Ehescheidungssachen zu tun.«

      George fuhr mit der Hand über den Bart.

      »Sie sind ein tüchtiger Kerl, Stabbat«, sagte er. Seine Stimme verriet, daß er eine gute Erziehung genossen hatte. »Aber glauben Sie mir, früher oder später erwische ich Sie doch noch.«

      »Wir werden ja sehen«, entgegnete Billy.

      Diese Redensart führte er dauernd im Munde. Sie gab eigentlich seine Lebensauffassung wieder. Immer wartete er auf das Morgen, ob es ihm eine neue Aufgabe, Arbeit oder Vergnügen, Belohnung oder Gefahr bringen mochte.

      »Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, George«, fuhr er fort, »weil Sie mir das Lebenslicht ausblasen wollen. Im Gegenteil. Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich dasselbe tun. Es ist ein Ausdruck von brüderlicher Liebe, und ich achte Sie deshalb. Es ist etwas Schönes, wenn Brüder zusammenhalten. Aber es war schließlich nicht mein Fehler, daß ich Sie nicht beide zu gleicher Zeit faßte. Aber ob Sie mich erwischen oder ich Sie, das werden wir ja sehen!«

      »Sie hätten einen guten Partner abgegeben, Stabbat. Es tut mir leid, daß ich gegen Sie vorgehen muß, aber es bleibt mir nichts anderes übrig.«

      Billy nickte verständnisvoll.

      »Ich verstehe«, erwiderte er beinahe entschuldigend. »Nun machen Sie aber weiter.«

      George schien noch etwas sagen zu wollen, änderte jedoch seine Absicht und ging langsam zur Tür. Dort stand er einige Zeit, hielt die Türklinke in der Hand und dachte nach. Als er dann sprach, blitzten seine Augen gefährlich.

      »Ich bin heute mit meiner Arbeit hier fertig geworden. Sie sind also von meiner Gesellschaft befreit und brauchen sich nicht mehr zu fürchten!«

      Billington Stabbat lehnte sich in seinem Sessel zurück und lachte.

      »Im Ernst, George, und von Mann zu Mann gesprochen, glauben Sie wirklich, daß ich mich vor Ihnen fürchte?«

      Briscoe zögerte.

      »Nein, ich glaube nicht«, sagte er schließlich. »Vermutlich haben Sie, seit ich hier bin, die Pistole nur aus Gewohnheit auf den Schreibtisch gelegt?«

      Billy nickte.

      »Also auf Wiedersehen«, verabschiedete sich George.

      »Auf Wiedersehen«, entgegnete Billy freundlich.

      Die Tür schloß sich hinter diesem merkwürdigen Verbrecher. Ich war sehr erstaunt, aber Billy sah mich lachend an.

      2

      Von mir selbst muß ich berichten, daß ich damals gerade Erholungsurlaub hatte. Bei der Verhaftung des Mörders von Canning Town kam es nämlich zu Tätlichkeiten. Der Mann schlug mit einer kurzen, schweren Eisenstange wütend um sich, und ich erhielt mehrere Hiebe, ehe es meinem Kollegen gelang, ihn durch einen Schlag mit dem Gummiknüppel bewußtlos zu machen. Der Chefinspektor bestand darauf, daß ich

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