Mary Ferrera spielt System. Edgar Wallace
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Mary Ferrera spielt System - Edgar Wallace страница 4
›Sie hatten aber wirklich Glück‹, sagte Dawkes zu ihr. Sie sah ihn erschrocken an.
›Ja‹, entgegnete sie schnell. ›Es ist mir heute sehr gut gegangen. Immerzu kam Schwarz heraus.‹
›Morgen wird es Rot sein‹, meinte Dawkes lächelnd.
›Das glaube ich nicht‹, erwiderte sie ernst. ›Übermorgen wird die Kugel am Vormittag hauptsächlich auf Rot fallen, am Nachmittag auf Schwarz.‹
Merkwürdigerweise traf ihre Voraussage ein. Dawkes versuchte, mit ihr näher bekannt zu werden, aber sie schien ihn nicht leiden zu können. Das beweist eigentlich, daß sie intelligent sein muß. Da sie sich so abweisend gegen Dawkes benahm, interessierte er sich für sie nicht nur als Problem, sondern auch als Frau. Er schickte ihr häufig Blumen und lud sie zu einer Autofahrt ein. Aber sie lehnte seine Einladung ab.
Was danach geschah, kann ich nur vermuten. Dawkes hat mir nicht genau gesagt, wie er sich ihr gegenüber verhielt. Einmal hat sie ihm jedenfalls die Tür vor der Nase zugemacht. Wie er in eine solche Situation kam, weiß ich nicht. Einige Zeit später fuhr sie dann von Monte Carlo ab, nachdem sie große Summen gewonnen hatte, und ließ Mr. Dawkes enttäuscht und sehnsüchtig zurück. Das ist die ganze Geschichte«, schloß Billy etwas abrupt.
»Und was ist nun Ihre Aufgabe?« fragte ich überrascht, denn ich hatte ein anderes Ende erwartet.
»Ich soll die unbekannte Dame entdecken, herausbringen, wer sie ist, woher sie das Geld bekommt und so weiter.«
»Und wenn nun Mr. Dawkes alles das erfahren hat, will er dann –«
In diesem Augenblick wurden wir unterbrochen.
Die Tür flog auf, und ein großer Mann stürzte herein. Er atmete schwer, denn er war die Treppe hinaufgeeilt.
»Dort ist sie, dort ist sie!« rief er keuchend und zeigte zum Fenster. »Sehen Sie schnell hin, jetzt haben Sie eine gute Gelegenheit, Stabbat. Direkt der Haustür gegenüber steht sie auf der anderen Seite.«
Billington sprang zum Fenster und öffnete einen Flügel.
»Wo denn?«
»Die junge Dame mit dem blauen Hut, die vor dem Juwelierladen steht – können Sie sie sehen?«
Billington legte die Hand schützend vor die Augen. Es war ein warmer, sonniger Tag, und das Büro lag nach Südwesten.
»Ja«, erwiderte er bedächtig.
»Sie geht in den Laden«, sagte der große Mann aufgeregt. »Nun haben Sie sie, Stabbat!«
Bill zögerte, streckte den Arm aus, um zu klingeln, zog die Hand aber wieder zurück.
»Ich werde selbst gehen.«
3
Bill riß hastig seinen Hut vom Haken und eilte aus dem Zimmer, während wir noch am Fenster standen.
Inzwischen war noch ein anderer Herr hereingekommen und hinter Thomson Dawkes getreten. Als ich sein rotes Gesicht und seine schweren Augenlider sah, fühlte ich mich unbehaglich.
Allem Anschein nach hatte er mich zuerst nicht entdeckt, aber nun wandte er sich mir zu.
»Hallo, Mont, ich dachte, Sie wären auf Urlaub?« sagte er unfreundlich.
»Das stimmt auch. Aber heute habe ich einen alten Freund besucht.«
»Ist er Ihr Freund?« fragte er abweisend. Ich erkannte sofort, daß Billy in nicht besonders gutem Verhältnis zu Inspektor Jennings stand.
»Ja, wir waren zusammen in Frankreich an der Front.«
»Hm, persönlich mag ich Stabbat nicht leiden. Er ist viel zu oberflächlich für meinen Geschmack. Auf keinen Fall hätte ich Mr. Dawkes den Rat gegeben, sich an ihn zu wenden. Ich riet ihm, sich mit Seinbury in Verbindung zu setzen. Das ist die beste Auskunftei hier in der Stadt.«
Zufällig wußte ich, daß Seinbury Jennings' Schwager war, aber ich hielt es im Augenblick nicht für günstig, ihn daran zu erinnern.
»Aber es haben schon viele Leute Stabbat empfohlen«, fuhr der Inspektor mit einem Achselzucken fort. »Der Mann scheint direkt in Mode zu sein.«
»Dort geht sie«, sagte Thomson Dawkes eifrig, »und Stabbat ist hinter ihr her. Das war wirklich ein glücklicher Zufall!«
Er wandte sich um und sah Jennings liebenswürdig an. Der Inspektor bemühte sich auch sofort, seine Freude über diese Begegnung zu zeigen.
Dawkes war groß und stattlich. Er hatte eine Adlernase, gutmütige Augen und volle Lippen. Sein Kinn war ein wenig zu rund für einen Mann, aber er sah wirklich gut aus.
Seine Sprache klang etwas rau und ungeschliffen, und er äußerte sich über die junge Dame, wie es ein Gentleman eigentlich nicht hätte tun sollen. Sein Vater war ein Grubenbesitzer in Staffordshire und hatte ihm ein beträchtliches Vermögen hinterlassen. Dawkes selbst interessierte sich für Ringkämpfe, besaß einen Rennstall, eine Motorjacht und zwei große Landsitze, aber nicht die nötige Lebensart und Bildung, um in guten Kreisen verkehren zu können. Dagegen mußte er stets Schmeichler um sich haben, die alles, was er tat, gut fanden. Er war daher meistens von Leuten umgeben, die Respekt vor seinem Vermögen hatten.
Jennings stellte mich Dawkes nicht vor. Er hielt es wahrscheinlich für unter seiner Würde, einen Polizeisergeanten zu kennen. Als die beiden das Zimmer verließen, hörte ich nur die Worte: »Einer von unseren Leuten.«
Ich ließ einen Zettel auf dem Tisch zurück und ging zu meiner Wohnung in Bloomsbury. Merkwürdigerweise traf ich Leslie Jones an derselben Stelle wieder, wo ich mich von ihm verabschiedet hatte.
»Sie gehen doch noch nicht, Mr. Mont?« fragte er erstaunt. »Ich dachte, Billy hätte Zeit?«
»Er ist ausgegangen«, erklärte ich.
»Ach so! Wahrscheinlich in der Sache Dawkes? Ich sah, wie Dawkes mit Inspektor Jennings die Bond Street entlangging. Die beiden scheinen ja große Freunde zu sein.«
Als ich ihm kurz erzählte, was geschehen war, rieb er nachdenklich seine Nase.
»Hoffentlich interessiert sich Billy nicht für diese junge Dame. Wenn sie in einem Mansardenzimmer lebt und eine alte Mutter unterstützt oder einen schwindsüchtigen Bruder hat oder einen Jungen, den sie nach Eton schicken will, dann ist Billy gleich bei der Hand und tut alles für sie. Morgen bricht er in die Bank von England ein, um das nötige Geld zu beschaffen, das ihren Fehltritt wieder gutmacht. Wir werden ja sehen. Ich wette, daß Billy augenblicklich dasselbe sagt, besonders wenn sie nett ist.«
Ich lachte.
»Ich dachte nicht, daß Sie Billy so gut kennen.«
»Ich kenne ihn