PORNO. grg grrgrg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу PORNO - grg grrgrg страница 9
Eine Kartenpartie bei Lord Bernard Tamlin, morgen Abend… das nun ganz gewiss nicht, das letzte Spiel hatte ihm genügt. Der Abend, an dem er wider Willen die Abbey gewonnen hatte, war ihm heute noch peinlich. Tamlin würde ihn nur ausfragen, was er mit der Abbey vorhatte und was aus dem unbelehrbaren Northbury geworden war – aber vielleicht wusste er etwas über Helen Norwood, immerhin war er doch mit ihr verlobt gewesen?
Er würde ihn bei Gelegenheit diskret aushorchen, aber nicht bei dieser Kartenpartie. Lieber auf einer anderen Festivität, wo er ihm bei Bedarf besser aus dem Weg gehen konnte. Vielleicht heiratete er Lady Helen nun ja, dann war sie wenigstens versorgt…
Ein Konzert bei den Riddletons… auf gar keinen Fall! Lady Riddletons nötigte stets ihre Tochter und ihre beiden Söhne, das Publikum akustisch zu quälen, denn alle drei waren leider vollkommen unmusikalisch, wenn auch eifrig bemüht. Die Geige quietschte, das Cello brummte falsch dazwischen, und Miss Riddleton hatte auch keine nennenswerte Stimme. Da halfen dann auch die erlesenen Erfrischungen nichts, die Lady Riddleton nach der Tortur servieren ließ.
Außerdem würde Tamlin dort keinesfalls erscheinen, und Sir Adam konnte sich auch sonst niemanden denken, der etwas über Helen Norwood wissen konnte und sich zu den Riddletons wagte.
Er legte die Einladung beiseite.
Ein Tanzabend… hm. Lady Overtons Veranstaltungen waren eigentlich durchaus angenehm – nicht zu voll, kein zu arrogantes oder zu dümmliches Publikum. Ein, zwei Pflichttänze würden ihn nicht umbringen. „James?“
„Ja, Sir? Was kann ich für Sie tun?“
„Sagen Sie Lady Overton zu. Morgen, glaube ich.“
„Sehr wohl, Sir.“ Rathesom verbeugte sich und verließ das Zimmer.
Sir Adam, froh, für die morgige Unterhaltung gesorgt zu haben, wandte sich wieder seinen Geschäften zu und vertiefte sich in den Bericht, den ihm der Leiter von St. Michael geschickt hatte. Dort wurde wohl allmählich eine Erweiterung notwendig. Kein Wunder angesichts des Elends in London…
Gab es ein geeignetes Gebäude in der Nähe? Oder ein brachliegendes Grundstück? Er sollte sich vielleicht bald einmal selbst dort umsehen…
10
Helen war immer noch leicht benommen. Sie hatte sich zwar brav zu Linny fahren lassen, ihr alles erklärt und die Begeisterung ihrer Gouvernante etwas verblüfft registriert – legte Miss Linhart denn gar kein Misstrauen an den Tag? Hatte sie keinen Verdacht, Lady Brincknell könne finstere Absichten hegen? Helen wusste selbst nicht, welche finsteren Absichten das eigentlich sein sollten, aber Miss Linhart konnte doch eigentlich misstrauischer sein?
Nein, sie jubelte über das Glück, das Helen mit dieser Stellung zuteil wurde: Gesellschafterin! Bei Lady Brincknell, einer steinreichen, hoch angesehenen Dame der besten Gesellschaft! Vielleicht ergab sich dabei sogar noch die Chance auf eine annehmbare Partie?
Helen war freilich der Ansicht, sie selbst sei keine annehmbare Partie mehr, verarmt, wie sie war – aber davon wollte ihre treue Linny natürlich nichts wissen. Sie half Helen eifrig, ihre wenigen Habseligkeiten zusammenzupacken, küsste ihre ehemalige Schülerin herzlich zum Abschied und bat darum, durch gelegentliche Billets auf dem Laufenden gehalten zu werden, was Helen gerührt versprach.
Zurück bei Lady Brincknell, wurde sie von Jenny in ein sehr hübsches und großes Zimmer im zweiten Stock geleitet, ganz in der Nähe vom Schlafzimmer Ihrer Ladyschaft, wie Jenny versicherte, die sich danach daran machte, die schäbige Reisetasche auszupacken.
„Miss – Verzeihung, Lady Helen – ich fürchte, das geht gar nicht. Als Begleiterin von Lady Brincknell müssen Sie sehr viel besser gekleidet sein.“
„Das tut mir sehr leid, Jenny, aber etwas Besseres kann ich mir nicht leisten. Wenn man aber das Graue hier einmal gründlich aufbügelt und vielleicht mit einigen neuen Bändern verziert, wenn so etwas vorrätig sein sollte…“
„Nun, vorläufig vielleicht. Aber ich bin sicher, Mylady schwebt eine andere Lösung vor.“
Jenny sollte nur zu recht behalten, wie Helen feststellen musste – sofort am nächsten Tag wurde Helen, in das geschmähte graue Kleid, immerhin ihr bestes, gekleidet, in einer geschlossenen Kutsche zu Myladys Schneiderin geschleppt, Madame Lafleur.
„Madame Angélique ist zwar der letzte Schrei, aber sie verwendet mir etwas zu viele Stickereien“, begründete sie ihre Wahl. „Wir brauchen zunächst einige Tageskleider, zwei, drei Abendroben und einige Hüte und wenigstens zwei Mäntel. In diesem dünnen Umschlagtuch siehst du wirklich zu armselig aus, mein Kind.“
Helen lächelte bitter. „Ich bin ja auch arm, Mylady!“
„Deshalb musst du aber doch nicht so aussehen! Außerdem möchte ich mit dir Ehre einlegen, und es gehört zu deinen Pflichten, meine Wünsche zu erfüllen, ist es nicht so?“
Helen senkte den Kopf. „Gewiss, Mylady.“
Seltsame Situation, dachte sie. Sie war Lady Brincknell ungemein dankbar, gewiss – aber dieses Gnadenbrot hatte auch etwas Demütigendes an sich. Sie fühlte sich als Objekt der Wohltätigkeit und damit auf einer Stufe mit Menschen wie dem kleinen hungrigen Straßendieb von vorhin. Unerfreulicher Gedanke – aber war sie denn wirklich noch etwas Besseres als dieser Kleine?
„Helen, hörst du mir eigentlich zu?“
Sie fuhr zusammen. „Verzeihung, Mylady. Die Situation ist noch so neu für mich. Was wollten Sie mir sagen?“
„Nur, dass wir jetzt zu Madame Lafleur hineingehen. Mut gefasst, mein Kind!“
Tatsächlich schämte sich Helen in dem vornehmen Atelier für ihr schäbiges Kleid, ihre fadenscheinige Unterwäsche und den nicht vorhandenen Haarschnitt. Jedes Dienstmädchen war ja besser ausgestattet! Madame Lafleur – eine der wenigen Schneiderinnen, die wirklich aus Frankreich stammte – ging aber gewandt darüber hinweg, suchte gemeinsam mit Lady Brincknell passende Wäsche im Dutzend aus und ließ dann Kleider präsentieren, bis Helen ganz schwindelig wurde. Sie konnte nur noch schwächlich zustimmen, als Tageskleider in Lavendelblau, Hellblau, Weiß und Grün gestreift, Rosa und Creme und Abendroben in Silber, Kupfer, Zartblau und einem so kalten Rosé, dass es fast wie blasse Veilchenfarbe wirkte, ausgewählt und ihr anprobiert wurden.
„Mademoiselle hat eine ganz besonders hübsche Figur“, lobte Madame Lafleur. „Das wird sicher ein hervorragendes début.“
Helen öffnete schon den Mund, um zu widersprechen, aber ihre Arbeitgeberin kniff sie warnend in den Arm. „Ganz bestimmt“, sagte diese nach der Attacke, „Lady Helen wird Furore machen, das weiß ich.“
Was sollte das nun? Lady Brincknell würde sie doch nicht wirklich debütieren lassen? Eine Wildfremde, die bei ihr arbeitete und die außerdem für ein Debüt schon etwas zu alt war? Dreiundzwanzig… Debütantinnen waren im Allgemeinen höchstens achtzehn Jahre alt!
Verwirrt ließ sie sich einen eleganten dunkelblauen Mantel und einen Umhang mit einem herrlichen Pelzkragen überziehen und erkannte sich im Spiegel kaum wieder.
Befriedigt ordnete Lady Brincknell an, alles unverzüglich in ihr Stadthaus zu schicken, und zog mit der benommenen Helen weiter zur Putzmacherin.
Auch