Mein Morbi und ich. Iris Weitkamp
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Iris Weitkamp
Mein Morbi und ich
Vom genussvollen Umgang mit einer unheilbaren Krankheit namens Morbus Crohn
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Inhaltsverzeichnis
ERSTES KAPITEL: Eher keine Partygespräche
ZWEITES KAPITEL: Selten so gut geschlafen
DRITTES KAPITEL: Hau den Woody – das Imodium-Spiel
VIERTES KAPITEL: Das ging ins Auge
FÜNFTES KAPITEL: Spieglein, Spieglein an der Darmwand ...
SECHSTES KAPITEL: Mit Morbi allein zu Haus
SIEBTES KAPITEL: Immer hereinspaziert, meine Damen und Herren, ins Gruselkabinett!
ACHTES KAPITEL: Auf neunundvierzig Mückenstichen nach Kosh Agash
NEUNTES KAPITEL: Morbis Lebenslauf
ZEHNTES KAPITEL: Selbst mit Leid
ELFTES KAPITEL: Kaffeegespräche mit einer Freundin
ZWÖLFTES KAPITEL: Schmutziger Sex
DREIZEHNTES KAPITEL: Erbse auf elf Uhr
VIERZEHNTES KAPITEL: Viszerale Wiedergeburt
FÜNFZEHNTES KAPITEL: Spreu und Weizen
Urheberrecht
Hinweis zum Urheberrecht (auf Neudeutsch Copyright):
Alle Rechte vorbehalten. Das Buch darf, auch auszugsweise, egal in welcher Form und durch welches Mittel, nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung der Autorin wiedergegeben werden.
Leitwort
Es gibt kein Verbot für kranke Weiber,
auf Bäume zu klettern.
(nach Astrid Lindgren)
Einige Vorworte
Die Situation, in der ich mich als Patientin mit einer chronischen Erkrankung befinde, erinnert stark an eine Wohngemeinschaft. Dummerweise war ich nie der Typ für Wohngemeinschaften.
Ich lebe seit zehn Jahren mit Morbus Crohn, einem ungepflegten, faulen Mitbewohner, der in Küche und Bad eine Sauerei hinterlässt und seinen Anteil an der Miete schuldig bleibt. Der den letzten Joghurt wegfuttert, ohne anzuklopfen in fremde Schlafzimmer platzt und ungeniert furzt. Dem der Gebrauch einer Klobürste vollkommen fremd ist. Einem lästigen, peinlichen Typen wie Spike aus dem Film ‚Notting Hill’, dem versauten, rasend unverschämten Untermieter von Gutmensch William.
Als Morbi damals bei mir einzog fragte ich mich, wie ich überhaupt an einen solchen Mistkerl geraten konnte. Und wie ich ihn schnellstmöglichst wieder los würde. Am Kragen packen und rauswerfen wollte ich den Burschen. Leider verfügt er über einen unbefristeten Mietvertrag. Alles Wüten und mit dem Rechtsanwalt drohen hilft nichts - er lümmelt unbeeindruckt auf dem Sofa und grinst: „Also, mir gefällt`s hier.“
Als ich meine Diagnose bekam, sah ich zwei Möglichkeiten, damit umzugehen: Entweder mit dem Fuß aufzustampfen, mich wie ein trotziges Kind auf den Boden zu werfen und zu quengeln. Oder mir das Leben mit der Krankheit so angenehm zu gestalten, wie es geht. Die erste Möglichkeit erschien verlockend, weil sofort umsetzbar. Sie barg jedoch gravierende Nachteile. In Selbstmitleid zu schwelgen, in der Rolle des bedauernswerten Opfers zu verharren, würde wohl kaum meine Lebensqualität erhöhen. Im Gegenteil, es wäre eine Zumutung für meinen Partner, mein gesamtes soziales Umfeld und für mich selbst. Allerdings ... solange das Jammern eine Ausnahme bliebe und nicht zum Selbstzweck ausartete, könnte ich mir die eine oder andere wehleidige Phase gönnen ...? Wenn ich mir ein Zeitlimit setzte: Zwanzig Minuten / bis morgen früh / bis der Wecker klingelt - dann wäre es doch in Ordnung? Frisch ausgeheult, würde ich danach wieder Taten folgen lassen!
Ich schielte aus meinem Jammertal nach der zweiten Möglichkeit. Hm. Mich konstruktiv mit der Krankheit auseinander zu setzen, mit der ich Alltag und Körper zu teilen haben würde ... dies roch nach Arbeit. Und es war Arbeit. Aber gleichzeitig wurde es spannend! Ich entdeckte, dass mein ungebetener Mitbewohner, ebenso wie Spike, manchmal eine gutherzige Seite zeigt. Dass er, wenn es darauf ankommt, seinem Vermieter sogar helfend zur Seite stehen kann.
Wer ist mein unerwünschter Mitwohni überhaupt?
Ein gewisser Antoni Lesniowski studierte Medizin an der Universität von Warschau und in Berlin. Nach seiner Promotion arbeitete er als Chirurg in Warschau und beschrieb 1904 als erster Arzt jenes Krankheitsbild, welches mich heute auf Trab hält. Es handelt sich um eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED), die zur Gruppe der Autoimmunerkrankungen gehört. Vereinfacht