Von Bremerhaven bis Kiel. Wolfgang Max Reich

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und schimpften dann auch schon mal mit mir, wenn ich meine Gegenspieler nicht so richtig hart angriff. Aber lieber nahm ich die Kritik auf dem Spielfeld hin, als zuhause ausgeschimpft zu werden, weil ich mit kaputten Schuhen heimgekommen wäre. Die Freude am Fußball spielen ließ ich mir dadurch nicht nehmen. Weil ich im Umgang mit dem Ball natürlich, mit den Kindern, die im Verein spielten gelang nicht mithalten konnte, wurde ich bei der Bildung einer Mannschaft meistens als einer der letzten ausgewählt. Trotzdem gelang es aber auch mir, wenn auch nicht so oft wie bei denen, die im Verein spielten, den Ball ins gegnerische Tor zu schießen. Aber auch in der Schule war ich nicht die große Sportskanone. Ich tat mich im Sportunterricht besonders an den Geräten, wie Stufenbarren, Ringen oder auch am Schwebebalken besonders schwer. Das führte dazu, dass mir der Schulsport keine Freude machte und ich mich immer davor zu drücken versuchte. Sport war dem zu Folge das einzige Schulfach, wo ich über ein ausreichend als Schulnote nicht hinauskam. Da ich in allen anderen Schulfächern keine Probleme hatte und den Schulstoff leicht erlernte, war mir das egal. Gott sei Dank, sahen das meine Eltern ähnlich, und ich wurde von ihnen für meine schlechte Schulnote im Sport auch nicht bestraft. Mein Vater meinte dazu verständnisvoll, die Sportnote wirst du, um im Leben erfolgreich zu sein, nicht so zwingend benötigen.

      Als nun ein befreundetes Ehepaar meiner Eltern aus Einswarden zu uns in die Siedlung zog, wurde mein Freundeskreis wieder um eine Person größer. Familie Laude hatte nämlich auch einen Sohn, der jedoch zwei Jahre junger wie ich war und Heinz hieß. Sein Vater war Kraftfahrer bei den Flugtechnischen Werken in Einswarden. Familie Laude schaffte sich bereits nach kurzer Zeit ein Auto an, einen Opel Kadett. Am Sonntagvormittag wurde das Auto immer von Hand gewaschen und gewienert bis es in der Sonne glänzte. Am Nachmittag machten sie dann mit dem Auto einen Sonntagsausflug. Damit ihrem Sohn dabei nicht langweilig wurde durfte ich dann auch mitfahren. Sie fuhren dann immer in Orte mit schönen Wanderstrecken. Heinz und ich liefen dann immer vorweg und wir hatten auch ständig etwas Neues zu entdecken. Während der Autofahrt spielten wir Quartett Heinz hatte verschiedene davon. Meistens waren es Autos oder Schiffe, um die es im Quartettspiel ging. Auf jeden Fall war es für mich eine willkommene Abwechslung.

      Die Seereise

      Mittlerweile schrieben wir das Jahr 1967 und mein 10. Geburtstag lag schon hinter mir. In der Zeitung hatte ich gelesen, dass die „Bremen“, ein großes Passagierschiff des Norddeutschen Lloyd am Wochenende in Bremerhaven an der Columbuskaje liegen würde und am Sonntag um 17 Uhr von dort nach New York auslaufen soll. Ich berichtete meinen Eltern davon und ich frug

      meinen Vater, ob wir uns das Schauspiel des Auslaufens nicht anschauen könnten. Meine Begeisterung reichte aus, um Vater und Mutter zu überzeugen. Mein Vater überlegte wie wir den Sonntag genau gestalten wollten. Als erstes wollten wir in Bremerhaven zu Mittag essen. Die Wahl fiel auf ein Fischrestaurant am Hauptbahnhof, das zum „Fischbäcker“ hieß und sich genau gegenüber des Bahnhofs befand. Wir setzten um 11 Uhr mit der Weserfähre nach Bremerhaven über. Vom Fähranleger spazierten wir nun zum Berliner Platz, um von dort mit der Straßenbahn zur Haltestelle am Hauptbahnhof zu fahren. Nun waren wir pünktlich zur Mittagszeit vor dem Restaurant. Als wir eintraten bemerkten wir, dass das Lokal schon gut besucht war, dennoch bekamen wir von der Kellnerin schnell einen Tisch zugewiesen. Wir bestellten uns gebackenes Rotbarschfilet mit Kartoffelsalat. Das Lokal war für seine gute Küche bekannt. Aber noch wichtiger war es gab große Portionen und es war preiswert. Papa gönnte sich zum Essen ein Bier und Mama und ich tranken ein Glas Faßbrause. Nach dem Essen nahmen wir wieder die Straßenbahn, um in die Nähe der Columbuskaje zu gelangen. Da wir noch einiges an Zeit hatten, bevor das Auslaufspektakel von der „Bremen“ begann spazierten wir noch eine Weile auf der Bürgermeister-Smidt-Straße und machten einen Schaufensterbummel bei Karstadt und C&A. Rechtzeitig kamen wir dann am Columbusbahnhof an. Wir gingen dann über die Treppen nach oben in die erste Etage. Das Abfahrtsterminal war voll verglast und man hatte von dort oben einen wunderbaren Blick auf den Ozeanriesen, der noch vertäut an der Kaje lag. Wir konnten von hier aus beobachten wie die letzten Passagiere eingeschifft wurden. Mittlerweile hielten sich auch schon die Schlepper in der Nähe des Schiffs auf, um dem Kapitän beim Auslaufmanöver zu assistieren. Kurz nach 17 Uhr gab der Kapitän mit dem Schiffstyphon das Signal zur Abfahrt. Die Gangway wurde weggenommen und die Leinen wurden losgeschmissen. Nun nahmen die Schlepper die „Bremen“ auf den Haken. Nach dem das Schiff sicher mit Hilfe der Schlepper im Weserstrom gedreht war nahm es seine Fahrt in Richtung New York auf. Bei meinem Vater kamen sofort die Erinnerungen an seine Reisen mit dem Auswandererschiff „Arosa Star“ auf. Zu der Zeit war ich noch ein Kleinkind und lag im Kinderwagen, wenn Mama und mein Bruder den Papa auf dem Schiff besuchten. Nach dem das Schiff aus unserer Sichtweite verschwunden war gönnten wir uns im Abfahrtsterminal noch eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen. Vater und Mutter schwelten in Erinnerungen an Papas Seefahrtzeit und ich lauschte spannend den Erzählungen meiner Eltern. Im Terminal enddeckte mein Vater noch ein Werbeplakat der Reederei Dieter Oltmann aus Bremen, die Werbung für ihren Seebäderdienst nach Helgoland machten. Mein Vater machte meiner Mutter den Vorschlag, mit mir in den großen Ferien, doch einmal einen solchen Tagesausflug auf die Hochseeinsel Helgoland zu machen. Meine Mutter hatte erst Bedenken, das sie auf dem Ausflug Seekrank

      werden könnte. Aber mein Vater zerstreute ihre

      Angst in dem er ihr erzählte, dass es ja ein größeres Schiff wäre und im Sommer die See auch nicht besonders aufgewühlt wäre. Ich war von dem Plan schon jetzt begeistert und meine Eltern nahmen einen Prospekt mit nachhause, um alles noch einmal zu überdenken. Bis zu den großen Ferien war noch etwas Zeit. Ich war natürlich neugierig, wie sich meine Mutter entscheiden würde.

      Als ich von meinem letzten Schultag vor den Sommerferien daheim ankam und Mama mein Zeugnis voller Stolz zeigte, hatte sie für mich auch eine Überraschung. Sie hatte in der Zwischenzeit schon Fahrkarten für den Tagesausflug nach Helgoland besorgt. Schon nächste Woche sollte es losgehen. Abfahrt war morgen um 8 Uhr von der Columbuskaje mit der „Roland von Bremen“. Das Schiff war schon groß und wie ich später erfuhr ein, extra für den Seebäderdienst nach Helgoland, umgebautes Kühlschiff.

      Mama hatte am Tage vor unserem Ausflug bereits wieder Reiseproviant zusammengestellt und am frühen Morgen machten wir uns auf den Weg zu Columbuskaje. Ich war ganz aufgeregt, denn diesmal war es mehr, als wie nur einem Schiff bei seiner Abfahrt zuzuschauen. Nein diesmal waren wir mit an Bord und ich konnte die Geschehnisse aus nächster Nähe von der Reling aus betrachten. Der Wettergott war uns auch gnädig. Wir hatten strahlenden Sonnenschein und die Nordsee war spiegelglatt. Meiner Mutter kam das natürlich besonders entgegen, denn sie hatte im Vorweg ja Ängste gehabt, dass sie Seekrank wird. Wir hielten uns fast die gesamte Überfahrt auf dem Oberdeck auf.

      Um die Mittagszeit hatte das Schiff die Reede vor Helgoland erreicht, um dort zu ankern. Dort wurden wir dann mit den Helgoländer Börtebooten ausgebootet und auf die Insel gebracht. Meine Mutter ging mit mir auf der Insel dann spazieren und wir schauten uns die „Lange Anna“ an, wanderten vom Unterland zum Oberland. Wir suchten uns einen schönen Platz auf einer Bank, um dort unseren Reiseproviant zu verzehren. Der Ausblick auf das Meer war fantastisch. Wir kauften dann für Papa noch Zigaretten auf der Insel, denn die waren dadurch das sie zollfrei waren hier besonders preiswert. Um 16 Uhr brachten uns die Börteboote zum Schiff zurück. Nach dem Einschiffen ging die „Roland von Bremen“ Anker auf und machte sich auf die Heimreise nach Bremerhaven. Dort kamen wir um 20 Uhr an. Nun noch den Weg zum Fähranleger, um dann mit der Fähre nach Blexen überzusetzen. Daheim angekommen ging es für mich ab ins Bett und ich träumte von meinem großartigen Seefahrtserlebnis.

      Nach den Ferien mussten wir einen Aufsatz mit dem Thema „Mein schönstes Ferienerlebnis“ schreiben. Viele schrieben dann über die Erlebnisse im gemeinsamen Urlaub mit

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