Die 50 besten Morde oder Frauen rächen anders. Birgit Ebbert

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Die 50 besten Morde oder Frauen rächen anders - Birgit Ebbert

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sie und putzt sich geräuschvoll die Nase. Wie sie das nur immer schafft, man könnte meinen, sie sei ein Sechsmeterriese mit Schnupfen.

      »Ist jemand gestorben?« Das scheint mir das einzige zu sein, was Arbeitslosigkeit toppen kann, vielleicht noch: »Hast du Krebs? Oder Aids?«

      Anscheinend ist ihre Nase wieder frei. Sie jammert kurz auf: »Sven hat mich verlassen!«

      Fast wäre mir der Hörer aus der Hand gefallen. Wenn ich mich recht erinnere, war Ulrike mit Sven drei Tage zusammen und hat seinetwegen ihrem Freund Peter den Laufpass gegeben.

      Ich spüre, wie ein leises Kichern sich aus meinem Bauch in den Kopf hocharbeiten will. Aber ich muss meine Schadenfreude zurückhalten, obwohl das Ganze wirklich wahnsinnig komisch ist.

      »Nein!«, rufe ich deswegen nur aus, sie kann sich aussuchen, ob das empört, entsetzt, fassungslos oder ungläubig klingt. Ulrike entscheidet sich für Letzteres.

      »Wirklich. Stell dir vor, er hat mir eine SMS geschrieben, mir für die schöne Zeit und die fünfhundert Euro gedankt, die er durch mich in einer Wette gewonnen hat. Eine Wette, Kerstin! Er hat sich nur wegen einer Wette an mich herangemacht!«

      Das ist allerdings wirklich bitter. Mich überrascht es weniger. Ich traue Männern alles zu, wirklich alles, und dieser unsägliche Eisberg hat mich in meiner Einschätzung bestätigt.

      Vielleicht sollte ich Ulrike dazu bringen, Sven umzubringen. Dann könnten wir gemeinsam Mordpläne schmieden, das wäre vergnüglicher als allein zu agieren.

      »Meine Rede: Männer sind Schweine!«, werfe ich in die Litanei ein, die Ulrike über Sven, Peter und die Männer im Allgemeinen loslässt.

      »Genau! Das habe ich immer gewusst!« Ulrike hat das immer gewusst. Aha!

      Ich zwinge mich, keine passende Antwort zu geben. Ich muss versuchen, sie als Komplizin zu gewinnen. Mit ihrem Aussehen könnte sie einen Köder spielen. Dann benötige ich die Hilfe der Blondine aus dem Arbeitsamt nicht, um den Eisberg in die unterirdischen Abflusskanäle verschwinden zu lassen.

      So ein Quatsch, von der Variante habe ich mich bereits verabschiedet. Da könnte ich mich nicht genug an seinen Qualen weiden.

      »Was hältst du davon, wenn wir einen Club der Männermörder gründen?« Die Frage ist mir spontan eingefallen. Trotzdem ist sie ganz pfiffig. Ulrike kann die Idee ins Lächerliche ziehen oder begeistert darauf einsteigen. Aber was tut sie?

      »Fängst du schon wieder davon an? Langsam glaube ich, du hast wirklich vor, jemanden umzubringen. Kerstin, lass die Finger davon.«

      Na gut, keine gemeinsamen Mordpläne. Ich werde mich wieder in mein stilles Kämmerchen zurückziehen. Aber dann soll sie mich gefälligst auch mit ihrer Heulerei in Ruhe lassen. Ihre wöchentlichen Liebeskummer sind nun wirklich Peanuts gegen meine Probleme!

       10 - Auf der Kippe

       Vindicta zog die Handbremse an und stieg aus dem blauen Citroën, dessen Stoßstange über die Klippe ragte. Von der Fahrerseite aus zerrte sie die Frau, die schläfrig auf dem Beifahrersitz saß, auf den Fahrersitz. Sie befestigte den Gurt ordnungsgemäß und griff nach ihrer Tasche auf dem Rücksitz.

       »Hey, Sandra, nun solltest du langsam aufwachen!« Vindicta stupste die Frau an, die mühevoll die Augen öffnete.

       »Ich möchte mich wenigstens von dir verabschieden!«, fuhr Vindicta fort und holte langsam und vorsichtig das Champagnerglas aus der großen Tasche.

       »Möchtest du auch? Einen Abschiedsschluck?«, fragte sie, doch die Frau saß bewegungslos mit halb geöffneten Augen da.

       Vindicta goss sich Champagner ein.

       »Auf dich!«, sagte sie und trank einen ersten Schluck. »Darauf, dass du mich hast fallen lassen, als mein Leben auf der Kippe stand. Du hättest mich schnell retten können, du hättest mir nur Blut spenden müssen, sonst nichts. Ein bisschen Blut, was ist das schon gegen den Tod! Zum Glück hat sich ein Unbekannter erbarmt. Ihm darfst du dafür danken, dass du nun die Bekanntschaft dieser Klippe machst.«

       Als die Frau endlich ihre Augen öffnete, griff Vindicta an ihr vorbei und löste die Handbremse. Sie warf die Tür mit einem lauten Knall zu und gab dem Fahrzeug einen leichten Stoß. Es rollte schneller, als sie ihr Glas austrinken konnte, über die Klippe, wo es nach wenigen Sekunden in einem Feuerball aufging.

      Monsieur Schwapp.de hat lange nicht angerufen. Schade eigentlich. Ich muss mir unbedingt seine Website anschauen, vielleicht gibt es dort ein Foto von ihm.

      Foto! Ich sollte endlich Passfotos machen lassen.

      In diesen schlauen Bewerbungsbüchern steht, dass Ganzkörperfotos nur von wenigen Firmen gewünscht werden. Sicher von den ominösen Unternehmen, die selbst montags mit Stellenangeboten werben. Allerdings nur für Frauen – ist das nicht diskriminierend? Ich denke, Stellen müssen geschlechtsneutral ausgeschrieben werden.

      Diese Firmen suchen andauernd »Nette Mitarbeiterinnen für niveauvollen Privatclub«. Letztens habe ich gelesen: »Arbeitslos-attraktiv-gepflegt-weiblich und 2- bis 3-mal wöchentlich ca. 6 Std. Zeit? Privat Club sucht Aushilfen, tägliche Auszahlung.«

      Vermutlich erfolgt die Auszahlung am Finanzamt und am Arbeitsamt vorbei. Vielleicht sollte ich mich dort bewerben. Arbeitslos bin ich, gepflegt, das würde ich hinkriegen, aber attraktiv?

      Mit einem Pling reißt mich der Computer aus meinen Gedanken. Eine neue E-Mail.

      Hey, Karsten Schwapp-Denker! Er möchte wissen, ob ich schon auf seiner Internetseite war und wie sie mir gefällt. Ganz schön aufdringlich, der Typ.

      Ich merke, wie diese Kündigung an meinem Selbstbewusstsein genagt hat. Früher hätte ich nicht daran gezweifelt, dass er mich anbaggern möchte.

      »Hallo, Herr Denker«, tippe ich rasch in den Computer, »mea culpa, ich habe es nicht geschafft. Jetzt muss ich weg, aber wenn ich zurückkomme, wird meine erste Amtshandlung der Besuch Ihrer Website sein. Versprochen! Gruß Kerstin Junker.«

      Ich klicke auf »Abschicken« und schon sausen meine Worte durch das weltweite Netz, während ich meine bequeme blaue Lieblingshose und mein weinrotes Sweatshirt anziehe und die Haare für einen Minizopf durch ein Gummiband zwänge.

      Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich genau 35 Minuten Zeit habe, um rechtzeitig zu dem Schnupperkurs im Bogenschießen nach Herne zu fahren.

      Die Vorstellung, wie ich den Eisberg mit einem gezielten Pfeil in den Hals niederstrecke und verbluten lasse, hebt meine Stimmung.

      Summend schließe ich die Wohnungstür hinter mir ab und hüpfe die Treppen hinunter.

      Hoffentlich springt mein Auto an, den Gedanken schiebe ich schnell beiseite, schließlich werde ich heute dem Ziel meiner Träume deutlich näher kommen.

       11 - Jonathan im Löwenkäfig

       Erschöpft lehnte sich Vindicta gegen die Gitterstäbe. Ihre Hand zitterte so stark, dass der Champagner, den sie sich großzügig

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