So weit weg uns doch ganz nah. Eomée Wächter
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Ich habe mir für dich einen Spruch von Erich Fried ausgesucht, dessen letzter Satz auf deiner Tafelinschrift am Grab wieder zu erkennen ist. Ich habe mir erlaubt, ihn zu erweitern. Es geht um die LIEBE, die bedingungslose große weite Liebe, die du in Überfluss versprüht hast mit großer Freude:
Es ist Unsinn, sagt die Vernunft
Es ist was es ist, sagt die Liebe.
Es ist Unglück, sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz sagt die Angst
Es ist aussichtslos sagt die Einsicht
es ist nicht erklärbar, unfassbar, sagt der Verstand
Es ist was es ist, sagt die Liebe.
Es ist lächerlich sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich sagt die Erfahrung
Es ist was es ist sagt die Liebe
Ich wünsche mir, dass du deine Reise fortsetzt, auch wenn wir das Ziel nicht kennen, es reicht, wenn du es weißt und du glücklich bist.
Wir lieben dich und tragen dich in unserem Herzen. Ich liebe dich und ich danke dir für die wundervolle liebevolle Zeit mit dir.
Deine Mum.
Es war still in der Halle, ich legte meine Zettel beiseite und ging zur Urne. Herr Baumüller überreicht dich an mich. Ich nahm dich fest in meine Arme, ein letztes Mal, ganz fest, wollte dich nicht mehr loslassen. Ein letzter Kuss auf die Urne an dich. Langsam, sehr langsam gingen wir hinaus zum Baum, jede Sekunde mit dir nochmal vereint, in meinen Armen … dann kamen wir an und ich musste dich endgültig loslassen, endgültig! Dein Vater übernahm dich und senkte dich sacht und sanft in die Erde, ein rotes Herz legte ich noch vorher oben auf.
Viele Menschen waren da, begleiteten dich auf deinem letzten Weg, viele Umarmungen, doch wer alles da war, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Man möge mir verzeihen.
Nun war es soweit, dich hier zu lassen, ohne dich auf deine Homeparty zu gehen, die ich dir versprochen hatte. Ich bat dich, dennoch bei uns zu sein, auf deine Art und Weise.
Wir fuhren zu einer anderen Kirche, die einen großen Raum daneben hatte, den man anmieten konnte.
Alle Tische waren schön geschmückt mit Blumen, ein großes Buffet war aufgestellt, jeder deiner Freunde brachte was mit. Mützi, Max und Michi und andere Freunde organisierten eine Dia-Show an einer Leinwand, spielten deine Musik ab und schon war sie da – deine Homeparty mit all deinen Freunden, viel mehr, als du in unserem Haus hättest je einladen können. Der Saal war voll.
Auf einem anderen Tisch stellte ich Bilder von dir auf, deine erste kleine Lederhose, die du mit einem Jahr an deinem Geburtstag getragen hast, lag daneben. Spielsachen von dir und jeder konnte nochmal dorthin und dein kurzes Leben betrachten. Als dann ein Bild umfiel, obwohl niemand in der Nähe war, wusste ich, du bist da, du freust dich, dass deine Mum deinen letzten Wunsch erfüllen konnte, wie immer, mein Großer, wie immer …
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