und ich hatte von nun an das Gefühl, dass das Laufen bislang der einzigste Sport ist, für den ich wirklich geboren zu sein scheine. Klar werde ich begleitend neben meinem Lauftraining auch weiterhin boxen, skaten, schwimmen und radfahren, oder anderen Sportarten nachgehen, aber mich völlig barrierefrei entfalten zu können, glaube ich mich nur im Laufsport. Das Herz-Kreislauf-System gewöhnt sich schnell an die Dauerbelastung des Laufens, ebenfalls schaffen das die Muskeln. Gelenken, Bändern und Sehnen, hingegen muss man mehr Zeit widmen, sie brauchen länger um sich an diese enorme Belastung eines Langstreckenlaufes zu gewöhnen. Schon eine Woche später lief ich die nächste Langstrecke, es sollte mein erster persönlicher Halbmarathon werden. Es gab keine Zuschauer, der Lauf war auf keinem Wettkampfniveau. Was mir in erster Linie zu diesem Zeitpunkt wichtig war, dass ich problemlos 2 Stunden konstant durchlaufen konnte, ohne das ich Schwierigkeiten mit meiner Kondition, den Gelenken und Bändern, oder der Muskulatur bekam. Dabei war es mir auch wichtig, dass ich nach den 2 Stunden nicht völlig ausgepowert war und kurz vor dem Zusammenbruch stand, sondern ich wollte den Lauf so abschließen, dass ich noch aufrecht stehen konnte und mir die Frage stellen kann: „War das schon alles?“ Ich lief 21,16 Kilometer in 2 Stunden und 5 Minuten, die genaue Länge einer Halbmarathonstrecke ist 21,0975 Kilometer. Ich hatte mein erstes kleines Ziel erreicht, fühlte mich wohl und hätte von der Kondition her noch weiter laufen können. Allerdings war es für meine Gelenke, Bänder und Muskeln schon eine enorme Anstrengung und das durfte ich schon ein bisschen spüren. Ich versuchte also von da ab erst einmal dieses Level zu halten, bevor ich mich an die 30 Kilometer Läufe heranwagen würde. Die Untersuchung im Sportmedizinischen Institut Frankfurt (SMI) war ein absoluter Erfolg. Zwar hatte ich wieder einmal Probleme mit dem Blutdruckmeßgerät, da ich meine Panikattacken nicht so recht unter Kontrolle brachte, als ich jedoch auf dem Laufband stand, waren diese schnell vergessen. Das ist auch einer dieser Pluspunkte den ich dem Laufen zuschreibe. Wenn ich loslaufe ist das, als würde man einen Schalter in mir umlegen. Alle Zweifel, Ängste, Sorgen, sind für diesen Moment wie weggeblasen. Ich laufe los und denke zunächst mal an Nichts. Ich steigere die Laufintensität und mit ihr steigt mein Kampfgeist, die Lust mein Ziel zu erreichen, nichts kann mich aufhalten, ich bin fit und glücklich. Ein unbeschreiblich befreiendes und schönes Gefühl ist das. Danach fühlt man sich meist richtig gut und ausgeglichen. Während andere sich bei Angstattacken entspannen müssen, muss ich rotieren, das baut bei mir die Angst und den dadurch aufgebauten Stress ab. Ich freute mich als mir der Arzt prognostizierte, dass ich kern gesund bin, mein Blutdruck sei völlig in Ordnung, ich sei Top athletisch und fit für den Frankfurt Marathon 2011. Das SMI kann ich persönlich nur empfehlen. Ich hatte dort nie das Gefühl, dass man mit mir nur Geld verdienen will oder mich schnell wie eine Nummer abzuhandeln versucht. Ich hatte wirklich das Gefühl, gut behandelt zu werden, dass ich als individueller Mensch gesehen werde und man auf meine Fragen und speziell auf meine Person eingeht. Ich habe das SMI mit neuer Motivation und einem wirklich brauchbaren Ergebnis verlassen und kann es jedem nur ans Herz legen, der einfach mal wissen will, wie es um seine Ausdauer und seinen Gesundheitszustand steht, und was er grundsätzlich machen oder nicht machen sollte. Es gilt ja allgemein die Meinung, dass man nicht über einen Pulswert von 160 Schlägen pro Minute dauerhaft trainieren sollte. Das kann ich in meinem Fall so nicht bestätigen. Anhand der Laktatmessung, die während der Belastung durchgeführt wird, kann man genau feststellen, ab wann diese Werte kippen, die Muskeln übersäuern und die Belastung am Maximum ist. Somit kann ich in einem Belastungsbereich zwischen 145 und 160 Pulsschlägen pro Minute problemlos einen Langstreckenlauf durchführen, Tempoläufe, ca. eine halbe Stunde lang, auf einem Pulswert bis zu 180 Pulsschlägen pro Minute sind möglich. Mein Maximalpuls von 189 Schlägen pro Minute sollte nicht auf Dauer gehalten, oder überschritten werden. Ich bekam dort ebenfalls eine Trainingsempfehlung in der man mir geraten hat, jetzt schon mal mit drei Laufeinheiten pro Woche, zweimal eine Stunde und einmal eien Langstreckenlauf von mindestens zwei Stunden, zu beginnen. Im Januar kann ich dann auch mal eine Tempoeinheit pro Woche einfließen lassen. Weiterhin werde ich einmal die Woche mein Boxtraining und einmal die Woche mein Krafttraining machen, sodass ich auf insgesamt fünf Trainingseinheiten, dreimal Laufen, einmal Krafttraining und einmal Boxtraining, komme. Was mir nach all dem jetzt klar geworden ist, dass wie immer jeder seine Meinung hat. Sie können 10 Läufer fragen die selbst Marathonerfahrung haben und es wird Ihnen jeder etwas anderes erzählen - es gibt einfach kein Pattentrezept. Es gibt sicherlich ein paar Grundlagen, aber jeder muss für sich seine Erfahrungen machen und herausfinden, wie es am besten für ihn ist. Jeder Körper ist anders. Das sehen Sie ja wieder an dem oben beschriebenen Beispielen mit meinem Trainingspuls. Niemand in einem Fitnessstudio würde Ihnen raten, auf einem Pulswert mit 160 Schlägen pro Minute Ihr Ausdauertraining zu machen. Ein erfahrener Trainer schickt Sie höchstens ins SMI, wo man Ihre definitive Trainingsbelastung anhand der dort möglichen Messungen herausfinden kann. Auf dieser Grundlage können Sie dann weiter aufbauen und unterstützend einen Arzt zu Rate ziehen. Ich suche derzeit außerdem nach einem geeigneten Laufverein für mich, wo es entsprechend ambitionierte Läufer gibt, die das Selbe Ziel wie ich verfolgen. Auch Laufvereine werden einem im SMI empfohlen. Da ich nun einmal mehr die Gewißheit darüber habe, dass ich körperlich völlig gesund bin, kann ich mich mit dieser Tatsache menthal motivieren.
Ich hatte jetzt grünes Licht vom SMI, bereits zwei Langstreckenläufe hinter mir und das nächste Ziel sollte der Spiridon Lufthansa Halbmarathon am 13. März 2011 in Frankfurt am Main werden. Mein ursprüngliches Ziel war eigentlich der Halbmarathon im Mai 2011 in Mainz. Da man es ja bekanntlich nicht übertreiben soll, werde ich mir den Wahnsinn, erst im März den Halbmarathon, dann im Mai den nächsten Halbmarathon und schließlich den Marathon 2011 im Oktober in Frankfurt, nicht antun. Mein Plan sollte von nun an der sein, dass ich im März 2011 den Halbmarathon in Frankfurt mitnehme, dann mich auf den Marathon in Frankfurt im Oktober 2011, welcher ja mein Hauptziel ist, vorbereite. Den Mainzer Halbmarathon laufe ich dann im Jahr 2012 mit. Nach Rücksprache mit dem Arzt vom SMI ist es völlig egal welchen der beiden Halbmarathons, Mainz oder Frankfurt, ich laufe, einer davon genügt. Da das Startgeld für jeden Lauf unterschiedlich ist, habe ich mich für den Spiridon Halbmarathon Frankfurt im März entschieden, weil der 40 Euro weniger als der in Mainz kostet. Mir wurde ja erzählt, dass man Mainz unbedingt mal gelaufen sein muss, aber das muss ja nicht unbedingt im Jahr 2011 sein oder? Am 28. November 2010 also, nachdem ich meine Langstrecke, meinen ersten persönlichen Halbmarathon ohne Zuschauer im Bad Homburger Harthwald absolviert hatte, meldete ich mich online für den 13. März 2011 am Spiridon Halbmarathon in Frankfurt am Main an. Dann hatte ich ja noch den Termin bei Frau Dr. Cäsar, der Ärztin, welche mir meine Hausärztin empfohlen hat. Ihr brachte ich meine SMI-Unterlagen mit und versuchte nun über sie herauszufinden, wie ich denn am besten einen Trainingsplan für mich bauen sollte. Sie riet mir, dass ich vorerst meine drei Laufeinheiten pro Tag, jetzt über den Winter, beibehalten solle und ich dann im neuen Jahr im Frühjahr, mein Training auf 4 Laufeinheiten erhöhe. Außerdem sprach ich nochmal den Punkt mit meinen Laufschuhen an, dass man mir im Frankfurter Laufshop gesagt hat, ich hätte zwar eine Innenpronation, welche sich aber verändert hätte, daher benötige ich keine Pronationsstütze mehr. Weder der Arzt vom SMI noch sie konnten solch eine Diagnose verstehen, da man eigentlich eine Pronation nur haben kann oder nicht. Die Statik ändert sich in der Regel nie. Ausnahmen mag es sicher geben, aber ich bin wohl keine von ihnen. Mir fiel halt beim Laufen ohne diese Stütze auf, dass ich teilweise schon meine Knie spüre und das war vorher nicht der Fall. Sie schickte mich also zu einem ihr bekannten Orthopäden und Sportmediziner, der sich mit sowas äußerst gut auskennt und außerdem selbst Läufer ist.
Diese Untersuchung bereute ich keineswegs. Bei der Orthopädie Bornemann & Schröder in Frankfurt am Main hat man nämlich die Möglichkeit, eine sehr aussagekräftige Laufanalyse zu machen und zwar ohne Laufband. Die Laufanalyse dort findet in einer Halle statt, wo man einen Rundkurs laufen kann und dabei mit der Kamera gefilmt wird. Diese Laufanalyse ist insofern genauer als die Laufbandanalyse, weil man auf dem Laufband nie so freizügig laufen kann wie unter normalen Bedingungen. Man ist ja ständig damit beschäftigt auf dem Band zu bleiben und darauf zu achten nicht zu stolpern und hält sich daher auch gern mal während des Laufs auf dem Band am Haltegriff fest. Das alles fällt bei einer freien Laufanalyse weg, ich lief also wie auf meiner Laufstrecke meine Runden. Heraus kam eine verblüffende Diagnose: Zwar habe ich eine Innenpronation, die ist aber nicht wirklich ein Problem und hätte niemals durch eine Stütze ausgeglichen werden sollen