DIE EISERNE FERSE. Jack London

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DIE EISERNE FERSE - Jack London

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Menschen aus diesem dunklen Zeitalter heraus und in die Erleuchtung der glücklichen Jahrhunderte getrieben hatte.«

      »Damit hatte die Metaphysik nichts zu tun«, entgegnete Ernst.

      »Wie?«, rief Dr. Hammerfield. »War es nicht ihr Denken und Grübeln, das zu den Entdeckungsreisen führte?«

      »Ach, mein Lieber.« Ernst lächelte. »Ich dachte, Sie wären erledigt, denn bis jetzt haben Sie die Lücke in meiner Erklärung der Philosophie nicht gefunden. Sie stehen nicht auf dem Boden der Wirklichkeit. Aber das ist die Art der Metaphysiker, und ich verzeihe Ihnen. Nein, ich wiederhole: Die Metaphysik hat nichts damit zu tun. Brot und Butter, Seide und Juwelen, Dollars und Cents und, nebenbei, die Unterbindung des Verkehrs auf dem Landwege nach Indien, das waren die Ursachen der Entdeckungsreisen. Mit dem Fall Konstantinopels im Jahre 1453 blockierten die Türken den Karawanenweg nach Indien. Die Kaufleute Europas mussten einen ändern Weg finden. Das war der eigentliche Anlass zu den Entdeckungsreisen. Kolumbus schiffte sich ein, um einen neuen Weg nach Indien zu suchen. Das steht in jedem Geschichtsbuch. Zufällig erfuhr man dabei manches Neue über die Natur, die Form und Größe der Erde, und das ptolemäische System begann seinen Glanz zu verlieren.«

      Doktor Hammerfield schnaufte.

      »Sie pflichten mir nicht bei?«, fragte Ernst. »Worin habe ich denn unrecht?«

      »Ich kann meine Behauptung nur aufrechterhalten«, erwiderte Doktor Hammerfield mürrisch. »Es würde jetzt zu viel Zeit in Anspruch nehmen, wollte man sich in die Sache vertiefen.«

      »Für den Wissenschaftler dauert nichts zu lange«, sagte Ernst liebenswürdig. »Daher erreicht der Wissenschaftler eben sein Ziel. Daher kam er nach Amerika.«

      Ich will nicht den ganzen Abend schildern, obgleich es mir eine Freude ist, mir jeden Augenblick, jede Einzelheit dieser ersten Stunde meiner Bekanntschaft mit Ernst Everhard ins Gedächtnis zurückzurufen.

      Ein prachtvoller Kampf entspann sich, die Geistlichen bekamen rote Köpfe und regten sich auf, namentlich, als Ernst sie romantische Philosophen, Schattenspieler und dergleichen mehr nannte. Und immer wieder wartete er ihnen mit Tatsachen auf.

      »Tatsachen, Verehrtester, unwiderlegbare Tatsachen!«, rief er triumphierend, sobald er einen von ihnen zu Fall gebracht hatte. Er strotzte von Tatsachen. Mit Tatsachen stellte er ihnen eine Falle, mit Tatsachen überfiel er sie, mit den Breitseiten von Tatsachen bombardierte er sie.

      »Sie scheinen den Altar der Tatsachen anzubeten«, spöttelte Doktor Hammerfield.

      »Es gibt keinen Gott außer der Tatsache, und Herr Everhard ist ihr Prophet«, zitierte Doktor Ballingford.

      Ernst lächelte zustimmend.

      »Ich bin wie der Mann aus Texas«, sagte er, und um eine Erklärung gebeten, fuhr er fort: »Ja, der Mann aus Missouri sagt immer: Sie müssen es mir zeigen. Der Mann aus Texas aber sagt: Sie müssen es mir in die Hand legen. Was beweist, dass er kein Metaphysiker ist.«

      Als Ernst einmal geradezu sagte, dass die metaphysischen Philosophen nie den Wahrheitsbeweis erbringen könnten, fragte Dr. Hammerfield hastig: »Was ist der Wahrheitsbeweis, junger Mann? Wollen Sie uns freundlichst erklären, worüber klügere Leute als Sie sich so lange den Kopf zerbrochen haben?«

      »Gern«, antwortete Ernst. Seine absolute Sicherheit irritierte die ändern. »Die klugen Leute haben sich den Kopf so über der Wahrheit zerbrochen, weil sie auf der Suche nach ihr ins Blaue gerieten. Wären sie auf dem festen Boden geblieben, so würden sie sie leicht gefunden haben - ja, sie hätten entdeckt, dass sie selbst mit allem praktischen Tun und Denken ihres Lebens eben den Wahrheitsbeweis erbrachte.

      »Den Beweis, den Beweis«, wiederholte Dr. Hammerfield ungeduldig, »ohne Umschweife. Geben Sie uns, was wir so lange gesucht haben: den Wahrheitsbeweis. Geben Sie ihn uns, und wir werden Götter sein.«

      Seine Worte und sein ganzes Benehmen zeigten einen unhöflichen, höhnischen Skeptizismus, an dem jedoch die meisten bei Tische heimliches Gefallen fanden. Nur Bischof Morehouse schien aufgebracht.

      »Dr. Jordan (9) hat es ganz klar ausgesprochen«, sagte Ernst. »Sein Wahrheitsbericht ist: Wird es wirken? Willst du dein Leben daran wagen?«

      »Pah!« höhnte Dr. Hammerfield. »Sie haben nicht mit Bischof Berkeley (10) gerechnet. Er wurde nie widerlegt.«

      »Der prächtigste Metaphysiker von allen«, Ernst lachte. »Aber Ihr Beispiel ist unglücklich gewählt. Berkeley bezeugt selbst, dass seine Metaphysik wirkungslos sei.«

      Jetzt war Dr. Hammerfield zornig, rechtschaffen zornig. Es war, als hätte er Ernst bei einem Diebstahl oder einer Lüge ertappt.

      »Junger Mann«, stieß er hervor, »diese Behauptung ist allen anderen Äußerungen, die Sie heute Abend getan haben, ebenbürtig. Sie ist eine niedrige, unverantwortliche Anmaßung.«

      »Ich bin ganz zerschmettert«, murmelte Ernst demütig. Nur weiß ich noch nicht, wodurch. Sie müssen es mir in die Hand legen, Herr Doktor.«

      »Das will ich, das will ich«, sprudelte Doktor Hammerfield heraus. »Woher wissen Sie das? Woher wissen Sie, dass Bischof Berkeley bezeugte, seine Metaphysik sei wirkungslos. Sie haben keinen Beweis dafür, junger Mann, sie war immer wirksam.«

      »Ich halte es für einen Beweis für die Unwirksamkeit von Berkeleys Metaphysik, dass...« - Ernst hielt einen Augenblick inne - »...dass Berkeley die unabänderliche Gewohnheit hatte, durch Türen statt durch Mauern zu gehen. Dass er sein Wohl Brot und Butter und gebratenem Fleisch anvertraute. Dass er sich mit einem Messer rasierte, welches wirkte, indem es die Haare aus seinem Gesicht entfernte.«

      »Aber das sind wirkliche Dinge«, rief Doktor Hammerfield. »Metaphysik ist etwas Geistiges.«

      »Und sie wirkt - geistig?«, fragte Ernst ruhig.

      Der andere nickte.

      »Dann können also unzählige Engel auf einer Nadelspitze tanzen - geistig«, fuhr Ernst sinnend fort. »Und ein pelzgekleideter, speckfressender Gott kann existieren und wirken - geistig; und es gibt keine Gegenbeweise - geistig. Ich nehme an, Herr Doktor, dass Sie geistig leben?«

      »Mein Geist ist mein Königreich«, lautete die Antwort.

      »Mit anderen Worten, Sie leben im Blauen. Aber ich bin überzeugt, dass Sie zur Erde herabkommen, wenn Essenszeit ist, oder wenn ein Erdbeben stattfinden sollte. Oder, sagen Sie, Herr Doktor, fürchten Sie beim Erdbeben nicht, dass Ihr unkörperlicher Leib von einem unkörperlichen Ziegelstein getroffen werden könnte?«

      Im selben Augenblick fuhr Doktor Hammerfields Hand unbewusst nach dem Kopfe, wo er eine Narbe unter dem Haar hatte. Zufällig hatte Ernst ein passendes Bild gewählt.

      Doktor Hammerfield wäre bei dem Großen Erdbeben (11) fast von einem herabstürzenden Schornstein erschlagen worden. Alles brach in schallendes Gelächter aus.

      »Nun?«, fragte Ernst, als sich die Heiterkeit gelegt hatte. »Ihre Gegenbeweise!«

      Aber Doktor Hammerfield hatte für einen Augenblick genug bekommen, und der Kampf nahm eine andere Wendung. Punkt für Punkt forderte Ernst die Geistlichen heraus. Behaupteten sie, die arbeitende Klasse zu kennen, so sagte er ihnen gründlich die Wahrheit, bewies ihnen, dass sie die arbeitende Klasse gar nicht kannten, und forderte sie auf, ihn zu widerlegen. Er wartete ihnen mit Tatsachen auf, bremste

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