Satan und Ischariot III. Karl May
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Читать онлайн книгу Satan und Ischariot III - Karl May страница 3
»Das hat er auch!«
»Und die Erbschaft erhalten?«
»Ja, erhalten bis auf den letzten Penny.«
»Doch die Familie Vogel aus San Francisco?«
»Vogel? Habe mit keiner Art von Vogel aus San Francisco zu thun gehabt.«
»Nicht? Wer ist denn da der Mann, der die Erbschaft ausgezahlt bekommen hat?«
»Small Hunter.«
»Alle Wetter! So komme ich doch schon zu spät! Aber ich habe Euch doch vor Small Hunter gewarnt!«
»Wie! Was? Vor dem wollt Ihr mich gewarnt haben? Sir, Euer Wort in allen Ehren; Ihr seid ein berühmter und ein sehr tüchtiger Westmann; aber außerhalb der Prairie scheint Ihr unbegreiflich zu werden oder es zu lieben, Rätsel aufzugeben. Ihr wollt mich vor Small Hunter gewarnt haben? Ich muß Euch sagen, daß der junge Gentleman mein Freund ist.«
»Das weiß ich, nämlich, daß er es gewesen ist. Kann ein Toter noch jetzt, noch heut Euer Freund sein?«
»Ein Toter? Was sprecht Ihr da! Small Hunter lebt nicht nur noch, sondern ist frisch und gesund.«
»Darf ich fragen, wo?«
»Auf Reisen im Orient. Ich habe ihn selbst auf das Schiff gebracht, mit welchem er zunächst hinüber nach England gefahren ist.«
»Nach England! Hm! Reiste er allein?«
»Ganz allein, ohne Diener, wie es sich für so einen tüchtigen Weltbummler schickt. Er hat die Barbestände einkassiert, alles andre schnell verkauft und ist dann wieder fort, nach Indien, wie ich glaube.«
»Und sein Vermögen hat er mitgenommen?«
»Ja.«
»Ist Euch das nicht aufgefallen? Pflegt ein Tourist sein ganzes, mehrere Millionen betragendes Vermögen mit sich herumzutragen?«
»Nein; aber Small Hunter ist kein Tourist zu nennen. Er hat die Absicht, sich in Ägypten, Indien oder sonstwo anzukaufen. Nur das ist der Grund, daß er sein ganzes Eigentum flüssig gemacht hat.«
»Ich werde Euch beweisen, daß der Grund ein ganz anderer ist. Bitte, sagt mir vorher, ob sein Körper eine auffällige Eigenschaft, irgend eine Abnormität besitzt!«
»Abnormität? Wieso? Wozu wollt Ihr das wissen?«
»Das werdet Ihr erfahren. Antwortet zunächst.«
»Wenn Ihr es wünscht, meinetwegen! Es gab allerdings so eine Abnormität, welche aber äußerlich nicht zu bemerken war. Er hatte nämlich an jedem Fuße sechs Zehen.«
»Das wisset Ihr genau?«
»So genau, daß ich es beschwören kann.«
»Hatte der Mann, dem Ihr die Millionen verabfolgt habt, auch zwölf Zehen?«
»Wie kommt Ihr zu dieser sonderbaren Frage? Schreibt das Gesetz vor, daß man, wenn man jemandem eine Erbschaft auszahlt, die Zehen des Mannes zu zählen hat?«
»Nein. Aber der Mann, dem Ihr dieses große Vermögen ausgeantwortet habt, hat nur zehn Zehen in seinen Stiefeln.«
»Unsinn! würde ich rufen, wenn ihr nicht Old Shatterhand wärt.«
»Ruft es immerhin; ich nehme es Euch nicht übel. Ruft es dann noch einmal, wenn ich Euch sage, daß der echte, wirkliche Small Hunter mit seinen zwölf Zehen im Gebiete der tunesischen Beduinen vom Stamme der Ülad Ayar begraben liegt!«
»Begra – –«
Er sprach das Wort nicht aus, trat zwei Schritte zurück und starrte mich mit großen Augen an.
»Ja, begraben,« fuhr ich fort. »Small Hunter ist ermordet worden, und Ihr habt sein Erbe einem Betrüger verabfolgt.«
»Einem Betrüger? Seid Ihr bei Sinnen, Sir? Ihr habt gehört, daß ich vorhin sagte, Small Hunter sei mein bester Freund, und doch sollte ich einen Betrüger mit ihm verwechselt haben?«
»Allerdings.«
»Ihr irrt; Ihr müßt irren, unbedingt irren. Ich bin mit Small Hunter so befreundet, war mit ihm so intim, und wir kannten und kennen uns gegenseitig so genau, daß ein Betrüger selbst bei der größten Ähnlichkeit schon in der ersten Stunde unsers Verkehrs Gefahr laufen würde, von mir durchschaut zu werden.«
»Gefahr laufen? ja, das gebe ich zu; aber die Gefahr ist für ihn sehr glücklich vorübergegangen.«
»Bedenkt, was Ihr sagt! Ihr seid Old Shatterhand. Ich muß annehmen, daß Ihr gekommen seid, mir nicht nur eine so unbegreifliche Mitteilung zu machen, sondern auch nach derselben zu handeln.«
»Das ist allerdings meine Absicht. Übrigens habe ich bereits gehandelt, auch in Bezug auf Euch, indem ich Euch von Southampton aus die beiden Briefe schrieb.«
»Ich weiß von keinem Briefe!«
»Dann gestattet mir, Euch Eure beiden Antworten vorzulegen.«
Ich nahm die Briefe aus meiner Tasche und legte sie ihm auf den Tisch. Er ergriff und las den einen und dann den andern. Ich beobachtete ihn dabei. Welch eine Veränderung ging da in seinen Zügen vor! Als er den zweiten gelesen hatte, langte er wieder nach dem ersten, dann abermals nach dem zweiten; er las jeden dreimal, viermal, ohne ein Wort zu sagen. Die Röte wich aus seinem Gesichte; er wurde leichenblaß und fuhr sich mit der Hand über die Stirn, auf welcher sich Tropfen bildeten.
»Nun?« fragte ich, als er dann immer noch schwieg und lautlos in die Papiere starrte. »Kennt Ihr die Briefe nicht?«
»Nein,« antwortete er mit einem tiefen, tiefen Atemzuge, indem er sich mir wieder zuwendete.
Seine sonst bleichen Wangen röteten sich unter den Augen stark. Das war der Schreck, die Aufregung.
»Aber seht die Couverts! Die Briefe sind aus Eurer Office, wie Euer Stempel beweist.«
»Ja.«
»Und von Euch unterschrieben!«
»Nein!«
»Nicht? Wir haben da zweierlei Handschrift. Der Brief ist von einem Eurer Leute geschrieben und dann von Euch unterzeichnet worden.«
»Das erstere ist richtig, das letztere aber nicht.«
»Also ein Schreiber von Euch hat ihn doch verfaßt?«
»Ja; es ist Hudsons Hand. Es ist mehr als gewiß, daß er ihn geschrieben hat.«
»Und Eure Unterschrift –?«
»Ist – gefälscht, so genau nachgeahmt, daß nur ich selbst im stande bin, zu sehen, daß es Fälschung ist. Mein Gott! Ich habe Eure Fragen und Reden für inhaltslos gehalten; hier aber sehe ich eine