Satan und Ischariot III. Karl May

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Satan und Ischariot III - Karl May

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waren noch nicht zwei Stunden vergangen, so erschien ein Bote, um uns in das Verhör zu rufen. Als wir unsere Aussagen gemacht hatten, mußten wir sie beeiden. Winnetou bekam den Eid erlassen. Dann wurden wir ermahnt, uns jetzt stets zur Verfügung der Behörde bereit zu halten. Trotzdem aber waren wir entschlossen, New Orleans zu verlassen, sobald wir das für nötig halten sollten.

      Kaum waren wir in unsere gemeinsame Wohnung zurückgekehrt, so brachte der Kellner uns einen Mann, welcher uns zu sprechen verlangt hatte. Es war ein sehr sorgfältig gekleideter und pfiffig aussehender Master bei guten Jahren. Er setzte sich ohne Umstände auf den ihm nächststehenden Stuhl, betrachtete uns der Reihe nach sehr aufmerksam, spuckte einmal tüchtig aus, schob sein Primchen in den andern Backen und fragte Emery:

      »Ich schätze, in Euch den sehr honorablen Mister Bothwell vor mir zu sehen?«

      »Ich heiße Bothwell,« nickte der Gefragte kurz.

      »Und Ihr seid der bekannte Prairiemann, den man Old Shatterhand nennt?« wurde ich gefragt.

      »Ja.«

      »Und Ihr seid ein Redmann Namens Winnetou?«

      Winnetou gab trotz der etwas unhöflichen Ausdrucksweise des Fragers eine Antwort, indem er nickte.

      » Well! So bin ich bei den richtigen Leuten,« fuhr der Fremde fort, »und ich hoffe, daß ihr mir die nötige Auskunft geben werdet.«

      »Wollt Ihr uns wohl zunächst sagen, wer Ihr seid, Master?« forderte Emery ihn auf. »Oder seid ihr vielleicht gar nichts und habt auch keinen Namen?«

      »Ich bin alles und habe alle Namen,« lautete die selbstbewußte Antwort. »Wie ich heiße, kann Euch gleichgültig sein. Es genügt, Euch zu sagen, daß wir die drei Meltons suchen wollen. Ich habe die unter mir stehenden Detektives von allem zu unterrichten und möchte Euch vor allen Dingen ersuchen, die Hand dabei aus dem Spiele zu lassen.«

      »Das werden wir außerordentlich gern thun,« erklärte Emery. »Erinnert Euch nur so oft wie möglich an die Weisung, die Ihr uns damit so freundlich erteilt!«

      »Also nun meine Fragen! Ihr kennt doch die Meltons genau?«

      Wir antworteten dem eingebildeten Patron kaum, sodaß er endlich zornig sich empfahl. Dann meinte Emery:

      »Wir müssen die Meltons unbedingt selbst finden. Aber wo haben wir sie zu suchen? Glaubst du, daß Jonathan mit dem Schiffe fort ist?«

      »Fällt ihm nicht ein. Er ist an Bord gegangen, nur um den Advokaten irre zu führen,« antwortete ich.

      »Und sein Onkel Harry?«

      »Ist nicht nach St. Louis. Nach Europa sind sie nicht, denn sie wissen, daß die Telegraphen spielen werden. Nach Afrika und so weiter gehen sie auch nicht, da sie dort Pfefferkörner unter den Rosinen gefunden haben. Es ist am klügsten für sie, zunächst in die Verborgenheit zu gehen und Gras über die Gegenwart wachsen zu lassen, ehe sie es wagen können, sich, ob hier oder dort, unter Menschen zu zeigen. Und wo finden sie die Zurückgezogenheit am schnellsten und besten? Hier in den westlichen Staaten. Ich möchte wetten, daß sie irgendwo droben in den Felsenbergen stecken. Sie können da ein ganzes Jahr und noch länger ungesehen stecken.«

      »Möchte dasselbe behaupten. Hoffentlich haben sie eine Spur zurückgelassen!«

      »Kein Ereignis und keine That bleibt ohne Spur. Es gilt nur, sie aufzufinden. Ich werde jetzt zunächst einmal nach den beiden Wohnungen gehen. Vielleicht bemerke ich da den Anfang eines Fadens, den wir aufwickeln können.«

      Ich machte mich zu Mrs. Elias auf den Weg, ging aber nicht direkt zur ihr, sondern trat vorher in eine Trinkstube, welche ihrer Wohnung gegenüber lag. Ich wollte versuchen, da etwas zu erfahren. Leider wurde ich von einem alten, schläfrigen Neger bedient, welcher sich erst seit einigen Tagen in dieser Stellung befand; ich richtete also gar keine weitere Frage an ihn. Dennoch freute ich mich nachher, hier eingekehrt zu sein, denn ich saß noch gar nicht lange da, so sah ich unsern Detektive und »Gentleman« drüben aus dem Hause kommen. Er hatte Mrs. Elias gewiß einen Besuch abgestattet, um sich nach Jonathan Melton zu erkundigen.

      Ich wartete noch eine Viertelstunde und ging dann hinüber. Die Inschrift eines kleinen Schildes sagte mir, daß die Wohnung wieder oder vielmehr noch zu vermieten sei. Als ich klingelte, öffnete eine ziemlich alte und sehr dicke Mulattin, die mit ihrer undurchsichtigen Gestalt unter der Thür stehen blieb und mich forschend betrachtete. Ich wußte diese Art von Dienstboten zu behandeln, zog den Hut sehr tief und fragte:

      »Bitte, Mylady, bin ich so glücklich, Mrs. Elias zu sehen?«

      Sie fühlte sich unendlich geschmeichelt, für ihre Herrin gehalten zu werden, und lächelte vor Wonne, daß ihr Gesicht noch einmal so breit wurde.

      »Nein,« antwortete sie. »Ich bin nur die Köchin. Mrs. Elias ist im Zimmer. Kommt, Sirrrr!«

      »Nehmt vorher meine Karte, Mylady! Man darf nicht unangemeldet zu einer solchen Dame kommen.«

      Sie grinste mich wieder glücklich an, nahm die Karte, eilte mir voraus, riß eine Thür auf, trat hinein und sagte so laut, daß ich es hören konnte:

      »Hier, Ma'am, eine Karte von einem sehr, sehr feinen Sirrrr! Wonderful fine! Viel gebildeter als der, der vorhin da war!«

      Dann kam sie wieder heraus, ließ mich ein und machte die Thür hinter mir zu. Ich stand vor einer ältlichen Dame, welche mir aus einem wohlwollenden Gesichte mit freundlichen Augen entgegenblickte.

      »Verzeihung, Madam! Ich lese, daß hier eine Wohnung zu vermieten ist!«

      »Ja«, nickte sie, indem sie ihren Blick zwischen mir und meiner Karte hin und her gehen ließ. »Wie es scheint, seid Ihr ein Deutscher?«

      »Allerdings.«

      »Das freut mich sehr. Ich bin eine Landsmännin von Euch. Bitte, macht mir das Vergnügen, Euch zu setzen! Die Wohnung, welche ich zu vermieten habe, besteht aus vier Räumen. Ist Euch das nicht zu viel?«

      Sie hatte das deutsch gesagt. ich sah in ihr gutes, ehrliches Gesicht, und da war es mir unmöglich, sie zu belügen. »Schade doch, ein Deutscher und dennoch ein Lügner!« so sollte sie nicht von mir denken oder gar sagen. Darum antwortete ich:

      »Allerdings. Selbst ein einzelner Raum würde mir zuviel sein. Ich komme nicht der Wohnung wegen, Madame.«

      »Nicht?« fragte sie erstaunt. »Und doch fragtet Ihr nach ihr!«

      »Das war nur ein Vorwand. Nun Ihr aber eine Landsmännin vor mir seid und ich in Euer aufrichtiges Gesicht blicke, darf ich Euch keine Unwahrheit sagen. Mein Zweck war, mich nach Small Hunter zu erkundigen, welcher bei Euch gewohnt hat.«

      »Nach diesem? Seid Ihr etwa auch ein Geheimpolizist?«

      Bei dieser Frage verfinsterte sich ihr Gesicht.

      »Nein, Madame; ich bin ein Privatmann, habe aber ein so großes und begründetes Interesse an Hunter, daß ich Euch zu großer Dankbarkeit verbunden sein würde, wenn Ihr die Güte haben wolltet, mir Auskunft über Ihn zu geben.«

      Da lächelte sie:

      »Ich sollte eigentlich nicht, weil Ihr nicht offen

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