Lebenskunst. Bernd Schuster
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Der hohe Preis für Normen und das „Angepasst-Sein“ sind mehr und mehr Krankheiten wie Depression, Bluthochdruck und Krebs. Wer sich zu viel aufbürdet, bekommt es zwangsläufig im Kreuz und wer stets gegen sein eigenes Fell gebürstet wird, leidet bald an chronischem Schnupfen oder Schlimmerem.
Die Bereitschaft, sich oft und immer öfter gern haben zu lassen, verkümmert mehr und mehr.
Gelegentliches Ausbrechen aus dem Hamsterrad der oft selbst gemachten Verpflichtungen ist ein absolutes Muss!
Solche Phasen sind extrem wichtig! Ein Spaziergang im Gebirge mit mir allein als Weggefährten bringt oft zündende Gedanken, die mir gar nicht in den Sinn kämen, wenn jemand anderer dabei wäre.
Die Seele baumeln lassen! Ein netter Satz, den mancher in den Mund nimmt, ohne zu wissen, was das eigentlich heißt und wie das geht. In meiner derzeitigen Funktion als Reiseleiter von Gruppen und Singlereisen erlebe ich in jeder Gruppe Teilnehmer, die auch im Urlaub weiterhin im Büro sind. Laptop und Smartphone funktionieren bis auf wenige Lücken auch in entlegenen Gegenden und schaffen weiterhin bei denen, die den Abschaltknopf nicht finden, für innere Unruhe und Stress.
Etliche halten sich für unersetzlich und sind rund um die Uhr und überall erreichbar. Ich habe persönlich nach der dritten Mahnung schon einmal das Smartphone eines solchen Workaholic persönlich im Tauchbecken des Saunabereichs eines Sporthotels versenkt und wurde danach von diesem juristisch verklagt.
Mein Anwalt plädierte jedoch erfolgreich auf Handlung im Affekt meinerseits und ich fand einen verständnisvollen Richter. Der Betroffene ist seitdem nicht mehr in meinem Fanklub und wird künftig nicht mehr unter meiner Ägide verreisen, worüber ich gar nicht böse bin!
Selbst seltene Freizeiten sind strukturiert. Yoga allein reicht nicht mehr. Es muss heute schon „Poweryoga“ sein. Alles schnell und intensiv. Eigentlich müsste daraus jede Menge weitere Freizeit resultieren. Tut es aber nicht!
In die durch Zeitmanagement gewonnene Zeit wird zusätzlich Neues hineingepresst, was wieder zu Zeit- und bald auch zu Atemnot führt.
Darunter leidet dann so manche Beziehung. Es gibt dafür den „Beziehungsmanager“. Der wird vom „Personal Trainer“ unterstützt, der in den dazu gehörigen Studios zum Bewegungsplan auch den Ernährungsplan abliefert.
Dazu gesellt sich auch noch gerne der „Personality Coach“. Nicht selten ist dieser selbst ernannt. Gelegentlich verfügt er über eine pekuniär erworbene, amtlich wirkende Zertifizierung oder das Diplom einer im Ausland befindlichen „Coaching Academy“.
Dieser Coach befindet sich oft selbst in Lebensumständen, die einen Coach für diesen selbst erforderlich machen würden. Andere zu coachen ist eben leichter, als sich selbst. Das gilt im Übrigen auch für manche Erzieher, die alles theoretisch besser wissen, aber nie ein eigenes Kind aufgezogen haben. Es gibt auch keine Automechaniker mehr! Sie heißen heute „ KFZ-Diagnostiker“ oder „Mechatroniker“.
Diese sorgen dafür, dass immer mehr geländetaugliche Edel-SUV gut gewartet mit einer durchschnittlichen Autobahn-Geschwindigkeit von nur noch 80 km/h unterwegs sind, oder komplett im Stau stehen.
Nicht nur wir selbst, auch Straßenbeläge und das Eisenbahnnetz kommen in die Jahre. Nicht nur Arterien verkalken, auch an Straßen und Brücken mehrt sich der Verschleiß durch den Zahn der Zeit in Kombination mit stets wachsendem Schwerverkehr.
Hausmeister heißen heutzutage „Facility Manager“. Im Übrigen ist jeder ein „Personality Manager“, der in der Früh selbst aus den Federn kommt und eigenhändig erfolgreich zur Zahnbürste greift.
Seien wir also ruhig unser eigener „Personality Manager“, der sich nach dem erfolgreichen, morgendlichen Zahnputz auf den kommenden Tag freut!
„Ein neuer Tag, ein neues Glück“! Besonders immer dann, wenn das Zahnputzglas nicht halb leer, sondern halb voll ist!
In diesem Sinne: Viel Spaß und Anregung beim Thema „Lebenskunst“.
Von Aristoteles in die Neuzeit
Der innovative griechische Philosoph lebt im 4.Jahrhundert vor Christus. Er gehört mit Platon zu den bekanntesten Philosophen der Geschichte und beschreibt schon damals den Weg zur persönlichen Mitte.
In seiner Seelenlehre, in welcher „beseelt sein“ „lebendig sein“ bedeutet, stellt er fest, dass die Seele, die die verschiedenen vitalen Funktionen von Lebewesen ausmacht, dem Körper als seine Form zukommt. Auch Lachen ist ihm wichtig und wird von ihm empfohlen.
Ziel des Menschen ist laut Aristoteles in seiner Ethik das gute Leben, das Glück.
Im Kontext dieses guten Lebens unterscheidet er drei Lebensformen, die verschiedene Ziele verfolgen:
1 Das Genussleben – mit dem Ziel Lust.
2 Das politische Leben – mit dem Ziel Ehre.
3 Das theoretische Leben – mit dem Ziel Erkenntnis.
Aristoteles hält eine bloße Befriedigung der Triebe für sklavisch. Gelderwerb und Reichtum hält er ebenfalls nicht für die geeignete Lebensform. Geld sei immer nur Mittel zu einem Zweck, aber nie selbst das Ziel. Er plädiert für das theoretische Leben als beste Lebensform. Er findet das Glück in der Definition des Theoretikers, welcher Philosophie und Mathematik als Muße betrachtet.
Beim Thema Philosophie kann ich Aristoteles als Geistesbruder durchaus zustimmen.
Ich schließe für mich selbst den Bereich der Mathematik bereits kurz nach dem Abitur ab. Durch Verbrennen aller meiner, mir im Jahre 1971 noch vorliegenden mathematischen Aufzeichnungen plus Versenkens des damals schulüblichen Rechenschiebers in den Tiefen des Happinger Sees bei Rosenheim setze ich meinem Trauma endgültig ein Ende.
Damit komme ich schon damals ganz in meine Mitte!
Die restliche Mathematik reicht für meine Bedürfnisse lebenslang dafür aus, meine Rechnungen richtig zu schreiben und erfolgreich zu werden.
Wahre Muße kann ich jedoch bei dem Thema „Mathematik“ nie empfinden!
Man kann eben im Leben nicht für alles echte Begabung und Lust entwickeln.
Dale Carnegie hat immer noch recht!
Etwas nach Aristoteles lebt der 1888 in Maryville-Missouri geborene, spätere Kommunikations- und Motivationstrainer Dale Carnegie.
Aus bescheidenen Verhältnissen stammend, verdient er sich zeitweise auf der väterlichen Farm als Erdbeerpflücker seinen Lebensunterhalt.
Folgendes Zitat, das ich WIKIPEDIA entnommen habe, beschreibt sein junges Leben:
„Als junger Mann in N.Y. war ich sehr unglücklich. Um zu überleben, verkaufte ich Lastwagen. Ich hatte keine Ahnung, wie diese funktionierten und wollte es auch gar nicht wissen. Ich hasste meinen Job und mein muffiges,