Eine Idee macht noch keinen Roman - Wie entwickle ich eine Geschichte?. Dennis Blesinger
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Ein eher unschönes Beispiel für so eine Herangehensweise ist der Film Mission Impossible II. Der Film ist laut Aussage von Tom Cruise um 6 Actionszenen herum gestrickt worden. Das merkt man leider auch. Die eigentliche Handlung ist nämlich eher unter der Rubrik 'Füllmaterial' zu verorten, was den gesamten Film ungefähr so spannend macht wie das durchschnittliche Frühstücksfernsehen. Das wiederholt sich auch alle halbe Stunde.
Normalerweise braucht es mehrere Dinge, bevor man sich daran macht, auch nur mit der ersten Seite eines Romans oder eines Drehbuchs anzufangen.
Strukturierung der Geschichte: Idee, Synopsis, Essay, Exposé und dann erst Roman
Bevor man anfängt, die Idee in Form eines Romans, eines Drehbuches oder auch nur einer Kurzgeschichte festzuhalten, muss die Geschichte in allen Einzelheiten vorhanden sein. Und zwar von A bis Z. Je detaillierter und ausführlicher, desto besser.
Das kriegt man sehr gut hin, indem man sie schlicht und ergreifend aufschreibt. Und zwar mehrmals.
1) Als Allererstes kommt eine Synopsis.
Diese extreme Kurzzusammenfassung sollte ungefähr fünf Sätze lang sein, maximal eine halbe Seite.
Hierbei handelt es sich nicht um den Klappentext, sondern das ist eher dazu da, um sich selbst klarzumachen, was das hier überhaupt werden soll. Das ist auf der einen Seite nicht weiter schwer, schließlich ist dies die Idee, die hinter dem noch nicht existierenden Buch steckt, andererseits kann das ganz schön anstrengend werden. Versuchen Sie einfach mal aus Spaß, Momo und die grauen Männer von Michael Ende oder Astrid Lindgrens Die Gebrüder Löwenherz in fünf normal langen Sätzen zusammenzufassen.
Die Synopsis hat darüber hinaus aber auch den Vorteil, dass man im Zweifelsfall eine kurze und knackige Antwort geben kann, wenn man gefragt wird, worum es denn in der Geschichte geht. Bei Verlagen und Agenturen ist so etwas Gold wert.
2) Essay
Diese Synopsis baut man jetzt aus, und zwar auf ungefähr ein bis zwei Seiten. Jedes Wort, jeder Satz der Synopsis wird genommen und ein wenig ausgewalzt. Aus jedem Satz wird schnell mal ein ganzer Absatz.
Hier werden im Gegensatz zur Synopsis auch die Charaktere erwähnt, die wichtig für die Geschichte sind. Natürlich nicht in aller Ausführlichkeit, aber zumindest namentlich.
Am Ende des Ganzen sollten folgende Dinge klar werden: Was passiert da grob, wer ist involviert und wohin führt das Ganze? Das Ergebnis sollte man nicht nur selber verstehen, sondern dies gilt auch für alle, die das Ergebnis lesen könnten und von der eigentlichen Idee noch nie etwas gehört haben.
Das Ergebnis wird dann das, was man gerne mal als Essay oder auch Pitch bezeichnet. Man kennt das vielleicht noch aus Englischunterricht in der Schule. Und wie auch damals gilt hier: So lang wie nötig, so kurz wie möglich. Oder auch: Fakten! Fakten! Fakten!
Alles, was wirklich wichtig für die Story ist, muss hier auftauchen. Nebenhandlungen eher nicht, das würde den Rahmen dieser Zusammenfassung sprengen. Wichtig ist hier, sich einmal zu überlegen, was denn wirklich wichtig für die Geschichte ist. Nebenhandlungen sind eine tolle Sache und im Endeffekt wichtig für die Dramaturgie, aber ohne eine funktionierende Haupthandlung nützt die beste Nebenhandlung nichts. Entsprechend wird sich hier auf die Haupthandlung konzentriert.
Wenn man jetzt schon Schwierigkeiten hat, zu bestimmen, was denn die Haupt- und die Nebenhandlung ist, wird man später ernsthafte Schwierigkeiten bekommen. Und auch ohne die Nebenhandlungen kriegt man die beiden Seiten schneller voll, als einem lieb ist.
Das Ergebnis ist das, was die meisten Verlage und auch Agenturen haben möchten, wenn man bei ihnen vorstellig wird. Dort wird es meisten Exposé genannt, aber der Definition nach sind Exposés länger. Auf den entsprechenden Internetseiten stehen eigentlich immer die gewünschten Längen des Exposés. Daran sollte man sich halten.
Da dieses Essay/Exposé das ist, wonach die Verantwortlichen entscheiden, ob sie dem Werk überhaupt eine Chance geben, sollte es also wirklich aussagekräftig sein, den Geist des Werkes widerspiegeln und kurz und knackig sein. Die Lektoren dieser Verlage kriegen jeden Tag Dutzende dieser Zusammenfassungen auf den Tisch und wollen und können einfach keine 30 Seiten pro Buch lesen. Das kommt später, wenn das Essay gefällt.
Dasselbe gilt für Drehbücher. Romane haben gerne mal 400 Seiten, Drehbücher gerne 150. Selbst wenn man das querliest, dauert es Stunden, sich so etwas durchzulesen. 2-3 Seiten, die die Handlung ordentlich zusammenfassen, sind hingegen eine ganz andere Nummer.
3) Exposé
Dann nimmt das Essay und baut es wiederum aus.
Jeder Satz, jeder Absatz, der eine Szene oder ein Kapitel beschreibt, wird detaillierter beschrieben. Da kommen noch keine Dialoge vor. Wenn überhaupt, macht man sich die als Anmerkungen. Das passiert in der Phase aber meist von selber und ist auch gut so. Die ersten Szenen gewinnen auf diese Weise an Substanz und man kann sich schließlich nicht an alles erinnern, was einem beim Schreiben jemals durch den Kopf geschossen ist.
Jetzt kommen auch die Nebenhandlungen ins Spiel und werden in die Haupthandlung eingeflochten. Damit man nicht den Überblick verliert, werden hier gerne mal die ersten Querverweise innerhalb des Dokumentes angelegt.
Dabei heraus kommt dann meistens etwas in der Länge von 10-20 DinA4 Seiten, je nach Länge und Komplexität des endgültigen Buches, und das nennt man dann bei Büchern oft Exposé, bei Drehbüchern Treatment. Wohlgemerkt, diese ca. 15 Seiten beziehen sich nur auf das eigentliche Dokument. Bei meinen Vorfassungen zum Buch OMMYA haben die gesammelten Anmerkungen am Rand ungefähr noch einmal knapp 10 Seiten eingenommen. Wohlgemerkt bei Schriftgröße 8.
Die Geschichte steht jetzt. Alles, was auch nur ansatzweise wichtig für die Handlung ist, wurde hier zumindest schon einmal angerissen. Was hier nicht drin ist, schafft es auch meistens nicht ins Buch. Und daran sollte man sich halten. Mehr dazu unten.
Manche Verlage nehmen auch diese Kurzform des Romans, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen, aber wie oben schon gesagt, für eine erste Vorstellung ist es eigentlich schon zu lang.
Ganz hilfreich sind bei dieser Phase verschiedene Methoden. Man kann die Geschichte schlicht und ergreifend der Reihenfolge nach aufschreiben. Das hat den Vorteil, dass die Struktur sehr schnell klar wird, weil man sich nämlich ernsthafte darüber Gedanken machen muss, was als Nächstes passiert.
Zettel und Stift sind für viele eher ungeeignet für diese Methode, es sei denn, man ist extrem konzentriert und methodisch bei der Sache und schreibt erst dann weiter, wenn man sicher ist, dass zwischen Kapitel 1 und Kapitel 2 nichts mehr passieren wird.
Auf dem PC kann man die Reihenfolge der verschiedenen Szenen und Elemente recht schnell umstellen oder auch mal etwas hinzufügen, ohne das komplette Dokument noch einmal von vorne beginnen zu müssen. Dafür ist es im Vergleich mit der Papiervariante schnell unübersichtlicher.
Man kann die einzelnen Szenen entsprechend auch unabhängig voneinander entwickeln, sollte dann aber