Rostam und Sohrab. Friedrich Ruckert

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Rostam und Sohrab - Friedrich Ruckert

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voraus.“

      Die Pauke ward gerührt, zusammen strömten Krieger

      Und sprangen mit Geklirr auf Rosse rasch wie Tiger.

      Die Rosse wieherten, es schmetterten Trommeten,

      Die Fahnen flatterten, die Fahrt ward angetreten.

      Aus Turan brach der Sturm hervor auf Irans Flur;

      Zerstörung, Flucht und Raub bezeichnete die Spur,

      Und wüste ward gelegt das Land, soweit er fuhr.

      Drittes Buch.

      20.

      Da war ein Schloss, das hieß das Weiße Schloss im Land,

      Darauf die Zuversicht des Reiches Iran stand,

      Dass es verteidigen den Pass der Grenze sollte,

      Wenn da hervor ein Feind aus Turan brechen wollte.

      Drum waren auf dies Schloss gesetzt zu Schirm und Halter

      Statt eines Wärtels zwei, ein junger und ein alter;

      Der alte, dass er es behütete mit Rat,

      Der junge, dass er es verteidigte mit Tat.

      Hodschir, der junge Vogt, ließ, weil die Waffen schwiegen,

      Vom Kinde Gaždahams, des alten, sich besiegen.

      Die hieß Gordafarid, das heißt „ein Held geschaffen“,

      Weil sie, die zarte Maid, war wie ein Held in Waffen.

      Hodschir mit Rennen und mit Schießen nach dem Ziele

      Versuchte, dass er ihr durch Männlichkeit gefiele;

      Vergebens! Weil ihm selbst in diesen Künsten sie

      Zuvor es tat, kam er mit ihr zum Ziele nie.

      Er wünschte, dass einmal ein Feind vorm Schloss erschiene,

      Dass ihren Beifall er im ernstern Kampf verdiene.

      Und als er eines Tags ein Heer von Türken sah

      Anrücken, glaubt’ er sich zwiefachem Siege nah,

      Dem einen, den er wollt’ erobern im Gefild,

      Dem andern in der Burg am schönen Frauenbild.

      Da wappnete sich schnell der mutige Hodschir

      Und stieg aufs Ross, gespornt von Lieb’ und Kampfbegier.

      Des Tores Hüter ließ er weit auftun das Tor

      Der alten Burg und ritt zum Einzelkampf hervor.

      Er ritt den Berg hinab, dem Feind entgegen jach,

      Und von der Mauer sah Gordafarid ihm nach.

      21.

      Mit scharfem Ritte kam der kühne Reck’ herbei

      Und tat ans Türkenheer von weitem einen Schrei:

      Von wannen sind geschart die Ritter und die Knechte?

      Wer unter ihnen ist der tapferst’ im Gefechte?

      Ich habe lange schon auf eure Gegenwart

      Als wie ein Bräutigam auf seine Braut geharrt.

      Wer wagt es, gegen mich mit eingelegter Lanzen

      Zu rennen, dass wir hier den Hochzeitreigen tanzen?

      Desselben Haupt will ich dort auf die Zinne pflanzen!

      Er hatte seinen Ruf gerufen laut genug,

      Doch keiner war im Heer, der Lust zur Antwort trug.

      Zu heben wagte sich nicht eines Türken Hand,

      Die erste Waffentat zu tun im Perserland.

      Doch Sohrab, als er all die Tapfern schweigen sah,

      Ergrimmt’ er, und das Schwert zog er für alle da.

      Alswie ein Tiger bricht am Strom aus Schilf und Rohr,

      So drang er aus dem Chor der Seinigen hervor.

      Laut rief er zu dem kampfgerüsteten Hodschir:

      Was treibt allein dich her mit solcher Kampfbegier?

      Du meinst wohl, dass wir uns vor starken Worten scheuen?

      Du kamest nicht zur Jagd des Fuchses sondern Leuen.

      Aus Turan brach ich auf, ganz Iran will ich zwingen,

      Und auf dein Haupt soll mir der erste Streich gelingen.

      Sohrab, den Namen gab mir meine Mutter bei,

      Und Rostam sagte sie, dass er mein Vater sei.

      Den Vater eben aufzusuchen, zog ich aus;

      Und wessen Sohn ich sei, zeig’ ich in Kampf und Strauß.

      Doch sag’ auch deinem Stamm, den Namen und die Deinen!

      Denn heut muss über dich Braut oder Mutter weinen.

      22.

      Zur Antwort gab Hodschir: Verwegner, schweige still!

      Kein Türk’ ists, den ich zum Vertrauten haben will.

      Der Heldenfänger ich, der Ritter ohne Scheu,

      Ich bin der Schütze, dem zum Fuchse wird der Leu.

      Hodschir, im Kampfrevier der Helden Zier geheißen,

      Bin ich, gleich will ich dir dein Haupt vom Rumpfe reißen.

      Zwei Geier kreischen dort sich in den Lüften heiser,

      Es wittern ihren Raub die ungestümen Kreischer;

      Den beiden wirst du nun zum Gastmahl aufgetischt,

      Dass ihre Heischerkeit dein junges Blut erfrischt.

      Dann fliegen sie nach Nord und Süd, und für das Futter

      Dankt deinem Vater der und jener deiner Mutter.

      Die Mutter weint gewiss ums Kindlein, ihr entrissen,

      Der Vater aber wird vielleicht von dir

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