Vor dem Imperium. Martin Cordemann

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Vor dem Imperium - Martin Cordemann

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„739 Stunden.“

      „Dann haben wir doch schon mal ein Ziel.“

      Zehn Stunden bevor sie den Pluto erreichten, leitete Clausen das Bremsmanöver ein. Bei ihrer Geschwindigkeit war es notwendig, das Schiff so behutsam wie möglich abzubremsen, damit die Besatzung keinen Schaden erlitt. Der Kapitän betrat die Brücke und nahm auf seinem Sessel Platz.

      „Nun, was können Sie uns über den Planeten sagen, Doktor?“ fragte er Pierre DuValle, den Leiter der wissenschaftlichen Abteilung.

      „Wir empfangen schwache Anzeigen von Methan und Am...“ Der Wissenschaftler stockte und sah den Captain an. „Sie wissen, dass Pluto kein Planet ist, oder?“

      „Ja, DuValle, das weiß ich. Anfang des 21. Jahrhunderts hat irgendeine bescheuerte Kommission beschlossen, dass Pluto kein Planet mehr sein soll. Was umso infamer ist, als keiner der Beteiligten jemals hier draußen war. Also nehmen wir Pluto doch seinen Status als Planet nicht weg, nur weil das irgendwelche Wichtigtuer so entschieden haben.“

      „Außerdem…“

      „Ja, DuValle?“

      „Nun, er ist schon sehr klein.“

      „Verglichen mit wem?“

      „Mit… mit verschiedenen Monden… im Sonnensystem. Dem der Erde, zum Beispiel.“

      „Aha.“

      „Und er ist auch kleiner als die Jupitermonde Europa, Ganymed und Kallisto, der Saturnmond Titan und der Neptunmond Triton.“

      „Also er ist klein, na und? Wie war das mit der Atmosphäre?“

      „Methan und Ammoniak, beides wahrscheinlich in gefrorener Form. Der Durchmesser von Pluto beträgt etwa 3500 km, die Oberflächentemperatur liegt bei -230 Grad Celsius.“

      „Aha.“ MacAllister betrachtete den blauen Punkt auf dem Bildschirm, der langsam immer größer wurde, während ihre Sonne sich kaum mehr von den anderen Sternen am Firmament unterscheiden ließ. „Sonst noch was?“

      „Ja, Sir. Die Sensoren erfassen auch seine Satelliten.“

      „Und wie heißen die, DuValle?“

      „Es gibt den Mond Charon, Entfernung zum Planeten ca. 20.000 km, Umlaufzeit 6 Tage und 9,3 Stunden. Anfang des 21. Jahrhunderts hat man aber auch noch Nix und Hydra gefunden, die haben Durchmesser zwischen 60 und 200 km.“

      „Anzeichen für Leben?“

      „Nein.“ DuValle sah auf. „Hatten Sie welche erwartet?“

      „Eigentlich nicht.“

      „Wussten Sie, dass sich der Pluto in einer stark exzentrischen Ellipse um die Sonne dreht, mit einer Bahnneigung, die ihn die Bahn des Neptun schneiden lässt?“

      „Weiß das nicht jeder?“

      „Ähm...“

      „Gute Information, DuValle. Sagen Sie Bescheid, wenn sich etwas... Unerwartetes ereignen sollte.“

      „Etwas Unerwartetes? Erwarten Sie denn etwas Unerwartetes?“

      „Das wäre ein bisschen ein Widerspruch in sich, oder?“

      „Das... stimmt.“

      „Halten Sie mich einfach auf dem Laufenden.“

      „Ähm, Captain...“

      „Ja, Clausen?“

      Die Navigatorin deutete auf ihre Sensoren.

      „Wie seltsam darf es denn sein?“

      MacAllister erhob sich und trat hinter die Steuerkonsole.

      „Was haben Sie denn anzubieten?“

      „Also“, Clausen kniff die Augen zusammen, „als ich mit dem Bremsmanöver begonnen habe, haben die Sensoren das hier aufgezeichnet.“ Sie deutete auf den Bildschirm, auf dem Pluto zu sehen war, sein Mond Charon und neben dem Mond eine Stelle, an der ein zweites Radarsignal auftauchte.

      „Was ist das?“

      „Radarecho? Eine Spiegelung? Ein Klumpen Stein, der durchs All segelt? Ich habe keine Ahnung.“

      „Spannend“, meinte der Captain und grinste.

      „Nicht unbedingt. Vielleicht ist es auch nur ein weiterer kleiner Mond, der den Astronomen bisher entgangen ist.“

      „Gut möglich.“

      „Oder vielleicht ist es auch nur eine unserer Sonden.“

      „Checken Sie das im Computer. Wenn hier noch irgendwelches älteres Sondenmaterial herumgeistert, sollten wir das wissen.“

      „Negativ. Was auch immer wir hier herausgeschickt haben, müsste inzwischen weitergeflogen sein.“

      „Sehen Sie, Dr. DuValle, wir sind noch nicht da und schon wird es interessant. Wegen so etwas sind wir hier draußen.“

      „Um Wissenschaftsmüll aufzusammeln?“

      „Um herauszufinden, was hier sonst noch so rumschwirrt, Clausen. Behalten Sie die Sensoren im Auge, ich würde gerne wissen, was Sie da gefunden haben.“

      Während sie in einen weiten Orbit um Pluto einschwenkten, überwachte Clausen die Sensoren sehr genau. Noch zweimal erhielt sie das Radarecho. Die Größe des Objekts, wenn es denn eins war, lag scheinbar zwischen 30 und 200 Kubikmetern, was ein Echo nur umso wahrscheinlicher machte. Stefanie Clausen kam aber noch zu einem anderen Schluss.

      „Ich glaube, das Objekt bewegt sich.“

      „Wie kommen Sie darauf?“

      „Mal ist es da, mal ist es nicht da. Außerdem... nehmen wir mal an... es kann kein natürlicher Satellit sein.“

      „Warum nicht?“

      „Dann hätte er immer in einer der Erde abgewandten Position sein müssen, weil man ihn sonst irgendwann gefunden hätte. Aber es ist rein rechnerisch nicht möglich, dass sich der Pluto immer zwischen ihm und der Erde befunden hat...“

      „Wieso?“

      „Weil wir bei unserem Anflug in Positionen waren, wo sich der Pluto zwischen uns und der Erde befunden hat und wir das Objekt nicht geortet haben.“

      „Sie meinen also, es bewegt sich.“

      „Wenn es existiert und nicht nur ein Echo ist, dann bewegt es sich.“

      „Spannend.“ MacAllister lächelte. „Ein Raumschiff.“

      „Das habe ich nicht gesagt.“

      „Das brauchten Sie auch nicht, es ist die nahe liegende Schlussfolgerung.“

      „Und

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