Gefangene der Welten. Hazel McNellis

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Gefangene der Welten - Hazel McNellis Weltentrilogie

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unterdrückte einen Hilfeschrei. Es würde sie ja doch niemand hören. Und wenn, so würde ihr kaum jemand helfen.

      Unmöglich konnte sie zulassen, dass dieser Mann ihre Zukunft und damit ihr ganzes Leben ruinierte.

      1.

      Jack gähnte. Wieder war die Nacht zu kurz gewesen. Alpträume quälten ihn, raubten ihm seit drei Nächten den Schlaf und jede Nacht war es derselbe Traum. Wie sollte er da noch arbeitsfähig sein? Ganz zu schweigen von seiner Beziehung zu Sydney. Das Gefühl, der Beziehung kaum gerecht werden zu können, wenn er derart übermüdet war, drängte sich ihm auf. Bisher hatte er kein Wort verlauten lassen. Darüber, dass sie ihm entrissen wurde, die grünen Augen schreckgeweitet, und ihr Mund zu einem stummen Schrei aufgerissen.

      Kopfschüttelnd versuchte er, die Erinnerungen abzuschütteln. Er wollte den Tag nicht damit verbringen, Traumgespinsten hinterher zuhängen.

      Den Gedanken folgend, griff Jack nach seiner Sporttasche und legte eine Decke mit hinein, bevor er den Reißverschluss zuzog und das Haus verließ.

      Am Waldrand wartete Sydney auf ihn. Ein warmes Lächeln ließ ihr Gesicht leuchten. „Da bist du ja!“ Sie kam ihm entgegen und legte ihre Arme um seinen Hals, ehe sie ihre Lippen auf seinen Mund drückte. „Warum hat es so lange gedauert?“

      Jack ergriff ihre Hand und gemeinsam setzten sie sich in Richtung des Waldes in Bewegung. „Hab‘ schlecht geschlafen.“ – „Alpträume?“ Er nickte. Er erwartete, dass sie nachfragen würde, um den Inhalt seiner Träume unbedingt herauszufinden. Doch sie schwieg. Einem Pfad folgend, gingen sie in den Wald hinein. Das Laub der blühenden Baumkronen warf tanzende Flecken auf den Boden und raschelte leise im Wind.

      „Ich kann’s kaum erwarten, dir die Lichtung zu zeigen“, wechselte Sydney das Thema.

      Jack lernte Sydney eher zufällig während ihres Studiums kennen. Er stand an der Essensausgabe der Mensa hinter ihr, als ihr das Geld hinunterfiel. Sofort hatte er ihr geholfen, die verstreuten Münzen einzusammeln. Er erinnerte sich gut daran, wie ihre Augen zu ihm aufgesehen hatten: Groß, unschuldig und grün schimmernd wie zwei Smaragde.

      Er verliebte sich Hals über Kopf in sie.

      Jetzt, wenige Monate später, war er neugierig, was sie ihm so dringend zu zeigen wünschte. Viel gesagt hatte sie nicht am Telefon. Nur, dass sie ihm etwas zeigen müsse. Die Decke und die Snacks waren sein Einfall gewesen.

      „Wie weit ist es denn bis zu dieser Lichtung?“ Er unterdrückte ein Gähnen. Vielleicht konnte er die Decke dazu nutzen, Schlaf nachzuholen, wenn sie dort waren, überlegte er.

      „So weit ist es nicht.“ Verschwörerisch blitzte sie ihn an und Jacks Mundwinkel hoben sich.

      Sie erreichten die Lichtung eine Viertelstunde später. Eine Hütte stand mittendrin und ein Rabe krähte von einem Ast herab. Nicht sicher, was Sydney in Aufregung versetzte, runzelte Jack die Stirn. Ein Gefühl des Unwohlseins beschlich ihn. Als wollte die Sonne seine Gefühle bekräftigen, versteckte sie sich hinter sich bedrohlich auftürmenden Quellwolken. Sicherlich würde es bald anfangen zu regnen. Im Wald war Ihnen das Wetter nicht aufgefallen. Die Bäume hatten zu dicht beieinander gestanden, als dass man einen Blick auf den Himmel hätte werfen können. Der Wetterumschwung beunruhigte Jack.

      Er räusperte sich. „Du hast Recht. Die Lichtung ist klasse… Total spannend!“ Er zwinkerte Sydney zu und beobachtete, wie sie ihre großen Augen gen Himmel richtete.

      „Das hier doch nicht! Man sieht es nicht von hier! Komm‘ mit!“ Entschlossen zog sie an seiner Hand.

      Vor Aufregung klopfte Sydneys Herz wie wild. Eine Gänsehaut beschlich ihre Arme und ließ ihre Nackenhaare zu Berge stehen. Am Nachmittag zuvor hatte sie dasselbe Gefühl gehabt. Sie führte Jack über die Lichtung und an der Hütte vorbei, tiefer in den Wald hinein.

      Plötzlich blieb sie stehen.

      Jack warf einen Blick zurück über die Schulter. Er konnte die Hütte schwach hinter den Bäumen ausmachen.

      „Sieh genau hin!“ forderte Sydney ihn auf und deutete auf die Bäume vor ihm. Er hatte keine Ahnung, was er dort sehen sollte. Doch aufgrund der Eindringlichkeit ihrer Worte, kniff er seine Augen zusammen und sah hin.

      Zunächst hielt er es für eine optische Täuschung aufgrund des Lichteinfalls. Doch als er erneut hinsah, schnappte er nach Luft und starrte Sydney an.

      „Was ist das?“ –

      „Ich weiß es nicht. Ich war gestern hier vorbeigekommen, als ich spazieren war, und da schimmerte es silbern. Deshalb hatte ich die Lichtung überhaupt erst überquert.“ Die Anspannung ließ ihre Stimme zittern. „Normalerweise laufe ich nicht so weit in den Wald hinein. Aber immer dieselbe Strecke zu sehen wird mit der Zeit auch langweilig…“ Jack warf ihr einen Blick zu und sie fuhr fort: „Ich glaube, es ist eine Art Wand. Ich habe mich gestern nicht getraut, es anzufassen, aber als ich näherkam, verblasste es immer mehr bis es kaum noch auszumachen war. So wie jetzt.“

      Jack schluckte. Die Bäume vor ihnen lagen hinter einem dünnen Schleier. Ihre Umrisse waren verschwommen. Erst, wenn man wirklich hinsah, konnte man erkennen, dass die Bäume von sanften Wellen in Bewegung versetzt wurden.

      „Glaubst du, es ist gefährlich?“ Sydneys Stimme war gesenkt und sie flüsterte fast. Ob aus Angst oder aus Ehrfurcht vermochte Jack nicht zu sagen. Er hob einen Zweig vom Boden auf und trat auf den Schleier zu.

      „Pass auf!“ Ängstlich umklammerte Sydney seine Hand. Jack streckte die Hand mit dem Zweig aus. Die Spitze des Zweiges berührte den Schleier nicht, als sich der Zweig und die Wand gegenseitig anzuziehen schienen. Jack spürte einen leichten Druck, so als würde jemand am anderen Ende des Zweiges ziehen. Der Schleier wölbte sich dem Zweig entgegen und als es zur Berührung kam, führten Wellen vom Zweig weg. Die Zweigspitze durchdrang den Schleier wie eine Wasseroberfläche. Weiter geschah nichts. Der Zweig blieb vollkommen unbeeinflusst.

      Ob ein Mensch auch so einfach hindurchgehen kann, ging es ihm durch den Kopf. Der Wald setzte sich auf der anderen Seite der Wand wie gewohnt fort. Er ließ den Zweig fallen und streckte seine Finger der Wand entgegen.

      „Nicht! Was, wenn etwas passiert!“ Sydney riss seine Hand zurück und starrte ihn unsicher an.

      „Ich glaube nicht, dass etwas passiert. Es scheint völlig harmlos zu sein!“

      Ihr Blick gewann an Intensität und brannte sich in seinen. „Bitte riskier‘ nichts! Wir wissen doch überhaupt nichts über dieses Ding. Woher willst du dir so sicher sein, dass dir nichts zustößt?“

      Jack dachte kurz nach. „Ich spüre es.“ Selbst in seinen Ohren klang es irrational und unglaubwürdig. Vielleicht sprach seine Übermüdung aus ihm, überlegte er weiter. Vielleicht glaubte er, sich sicher zu sein und wäre es im ausgeschlafenen Zustand nicht. Er rieb sich mit der Hand über die Stirn und schloss die Augen. Er bekam Kopfschmerzen. Es stand außer Frage, dass er eine Menge Schlaf benötigte.

      „Vielleicht hast du Recht. Vielleicht sollten wir gehen und nicht weiter darüber nachdenken.“ Erleichterung zeichnete sich in Sydneys Gesicht ab.

      Die ersten Regentropfen fielen vom Himmel, nur schwach zunächst, doch schon bald prasselte der Regen laut auf sie nieder. Jack wandte den Blick zur Hütte. „Lass uns nachsehen, ob die Tür zur Hütte

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