Gefangene der Welten. Hazel McNellis

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Gefangene der Welten - Hazel McNellis Weltentrilogie

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zur Hölle war das? Ihr kam erneut der Gedanke eines Bären. Doch wie sollte er hineingekommen sein? Vor allem: Müsste sie ihn nicht atmen hören? Stattdessen war kein Ton zu hören. Nur ihr Blut, das mit rasender Geschwindigkeit durch ihre Adern floss, rauschte ihr in den Ohren.

      „Jack!“

      Ihre Stimme war ein heiseres Flüstern. Ihr Mund fühlte sich trocken an und ihre Zunge war belegt. Sie schluckte hart. Natürlich konnte Jack sie nicht hören. Er schlief zu fest. Sie streckte die Hand nach ihm aus und rüttelte ihn an der Schulter.

      „Jack!“, flüsterte sie erneut. Ihr brach der Schweiß aus.

      Jack gab ein leises Grunzen von sich, schlief jedoch ungestört weiter.

      Was sollte sie nun tun? Allen Mut zusammennehmend, verstärkte sie den Griff um den Schürhaken. Ein letztes Mal, versuchte sie Jack zu wecken. Sie rüttelte diesmal stärker an seiner Schulter. Er rührte sich und stöhnte leise.

      „Was’n los?“, murrte er.

      „Jack! Hier ist etwas!“, raunte sie atemlos, ohne die Schatten vor sich außer Acht zu lassen.

      „Schlaf‘ lieber! Da ist doch nichts“, murrte Jack unwillig und drehte ihr den Rücken zu.

      Die Übermüdung sprach aus ihm, entschied Sydney.

      „Aber ich hab es gesehen!“, flüsterte sie und schüttelte ihn erneut.

      „Verdammt, Sydney, was soll denn da sein?“, fuhr Jack sie müde an und setzte sich auf. „Ich sehe hier nichts“, stellte er schließlich fest und wollte sich bereits wieder hinlegen, als alles sehr schnell ging.

      Das Tier stieß gegen ihren Fuß und Sydney schrie entsetzt auf. Der Schürhaken fuhr durch die Luft und schlug hart gegen den Kamin. Der Schmerz über den Aufprall strahlte bis in ihre Schulter hinauf. Sie stöhnte leise und hielt sich automatisch den Arm.

      „Was tust du?“, fragte Jack erschrocken.

      Nun saß er doch und es war ihm anzumerken, dass Sydneys irrationales Verhalten ihn beunruhigte.

      „Es hat mich berührt, verdammt!“, zischte Sydney. Jack begann in seiner Tasche zu kramen. „Wonach suchst du?“, wollte sie leise wissen, als Jack das Feuerzeug entzündete. Er erhob sich und Sydney tat es ihm gleich. Sie konnten kaum etwas erkennen. Und dennoch… Die Finsternis im Raum war zu schwarz, um gewöhnlich zu sein. Jack streckte den Arm aus und das Licht der Flamme traf auf den Eindringling.

      Entsetzt stolperte Sydney einen Schritt zurück, als das Biest Jack zur Seite stieß und ihren Arm packte.

      Und plötzlich war es ihr klar. Hier war kein Tier. Kein Bär, keine Ratte, kein Monster. Es war ein Mensch. Ein Mensch aus Fleisch und Blut und größer, als sie es sich vorstellen konnte. Sie wollte schreien. Doch noch ehe sie einen Ton von sich geben konnte, zerrte man sie gegen einen harten Körper und eine raue, schwielige Hand presste sich gegen ihren Mund. Sydney trat mit den Füßen um sich und versuchte, sich loszureißen.

      „Sydney!“

      Jack wollte ihr helfen, doch der Stoß, den man ihm mit solcher Wucht versetzt hatte, hatte ihm eine Platzwunde am Kopf beschert. Vor seinem Auge verschwamm alles, er taumelte. Er war sich sicher, wäre es nicht so dunkel um sie herum, würde er schwarze Punkte vor seinen Augen tanzen sehen. Kopfschüttelnd versuchte er Sydney zu Hilfe zu eilen. Er stützte sich an der Wand hinter sich ab und trat einen Schritt vor, bereit dem Angreifer entgegenzutreten, als seine Beine zitternd ihren Dienst versagten. „Verdammt“, nuschelte er schwach, ehe er ohnmächtig zusammensackte.

      Sydney schlug derweil mit dem Schürhaken um sich und traf ihren Angreifer am Bein. Er grunzte und zerrte Sydney nach draußen. Er entwand ihr den Haken und warf ihn achtlos ins nasse Gras, wo er mit einem leisen, dumpfen Geräusch aufschlug. Ein Tritt traf ihn am Bein und seine Hand auf ihren Mund lockerte sich. Es gelang ihr, ihre Zähne in seine Finger zu versenken. Augenblicklich riss ihr Angreifer seine Hand los und sie schrie: „JACK! Hilfe!“

      Der Mann reagierte sofort und versetzte ihr einen Stoß, der sie nach vorne ins nasse Gras fallen ließ. Der Stoß trieb ihr alle Luft aus den Lungen und noch ehe sie zu einem erneuten Hilferuf ansetzen konnte, war er über ihr. Ein Griff in ihre Haare und er zog sie zu sich hoch. Sydney stöhnte vor Schmerz.

      „Schweig, dummes Weib!“

      Seine raue Stimme war zu einem tiefen Knurren herabgesenkt. Sie jagte ihr einen Schauer über den Rücken und Sydney erstarrte. Ein kräftiger Arm schlang sich um sie und ihr Angreifer knebelte sie mit einem Seil. Anschließend band er ihre Handgelenke hinter ihrem Rücken zusammen. Derart verschnürt, zog er sie mit sich in den Wald hinein. Was sollte sie tun? Sie hatte schon oft die Artikel in der Zeitung gelesen, in denen Mädchen und junge Frauen spurlos verschwanden. Man fand sie kurze Zeit später im Wald. Vergewaltigt und mausetot. Vielleicht sollte es ihr nun auch so ergehen? Sie hoffte, nein, sie betete, dass dem nicht so war.

      Sie erreichten den Waldrand und traten in die Schatten der Bäume. Der Mondschein schaffte es kaum, die Baumkronen zu durchdringen. Der Mann an ihrer Seite schien sich – im Gegensatz zu ihr – mühelos zurechtzufinden. Plötzlich blieb er stehen.

      Ihr Arm kribbelte und Sydney kam sich vor wie in einem Schraubstock. Da ihr Entführer sich zu einer Pause entschlossen hatte, nutzte sie die Gelegenheit. Sie trat ihm auf den Fuß und entriss ihm den Arm. Sydney rannte los und hörte den Mann einen Fluch ausstoßen, ehe er die Verfolgung aufnahm. Hastig versuchte sie, sich zurechtzufinden. Dunkelheit verschluckte sie und mehrfach stießen ihre Schultern gegen einen Baum. Ihr Atem entwich stoßweise ihren Lungen und war das einzige Geräusch um sie herum. Ein spitzer Ast schlug ihr gegen das Gesicht und augenblicklich spürte sie das warme Blut ihre Wange hinabrinnen.

      Sie würde nicht weit kommen.

      Als sie einen dicken Baumstamm erreichte, zögerte sie nicht lange und versteckte sich. Vorsichtig rutschte sie entlang der Rinde zu Boden und kauerte sich hin. Ihre einzige Chance dem Fremden zu entwischen, bestand darin, keinen Ton von sich zu geben. In dieser Finsternis konnte er sie unmöglich finden, wenn sie nur still wäre! Sydney schloss ihre Augen. Das Blut rauschte ihr in den Ohren und ein Schluchzen stieg in ihrer Kehle hoch. Inständig hoffte sie, der Fremde würde wieder verschwinden und nach ihrer Flucht aufgegeben haben.

      Nach einer Weile normalisierten sich ihr Herzschlag und ihre Atmung wieder. Zitternd schluckte sie und wagte einen Blick hinter den Stamm. Ein oranger Lichtschein fiel auf einen Baum in ihrer Nähe und gedämpfter Hufschlag drang zu ihr vor. Entsetzen brandete in ihr hoch. Was sollte sie nur tun? Sie presste sich enger an den Baum und wagte einen zweiten Blick.

      Der Mann blickte suchend umher.

      Sein dichtes schwarzes Haar war zu einem losen Zopf gebunden. Dunkle Augen schimmerten im Licht der Fackel wie schwarze Opale. Seine muskulösen Beine steckten in einer erdfarbenen Wildlederhose und sein nicht minder muskulöser Oberkörper wurde von einem feinen weißen Hemd bedeckt. Die Ärmel waren aufgerollt und am Kragen stand der oberste Hemdknopf offen. Schwarze Schaftstiefel dirigierten das elegante Pferd unter ihm, welches ebenso schwarz wie die Haare seines Reiters war.

      Sydney starrte ihn an.

      Dieser Mann strahlte eine Arroganz und Stärke aus, die ihr jäh die Sprache verschlug. Solch einen Mann hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen. Ihr Herzschlag beschleunigte sich bei seinem Anblick und das durchaus nicht nur aus Angst, wie sie schockiert feststellte. Dieser Mann wollte sie vermutlich umbringen oder ihr sonstige

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