Gefangene der Welten. Hazel McNellis
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Gefangene der Welten - Hazel McNellis страница 7
Eine ganze Weile später erreichte ein Poltern sein Gehör und drang zu ihm durch. Es klang wie die Hufe eines Pferdes. Jack regte sich. Er blinzelte und sein Blick glitt zum Fenster. Der Regen hatte mittlerweile wohl aufgehört, doch die Sonne war noch nicht wieder aufgegangen. Wie lange hatte er hier gelegen? Er runzelte die Stirn und setze sich auf. Vorsichtig berührte er die Wunde an seinem Kopf. Dieser sandte ein dumpfes Pochen in seine Schläfen. Langsam erhob sich Jack und ging zur Tür. Sie stand noch immer offen und eine kleine Pfütze hatte sich an der Türschwelle gebildet. „Sydney?“, rief er mit rauer Stimme. Stille antwortete ihm.
In der Ferne konnte er den Nachhall der Hufe hören. Wo hatte man sie hingebracht? Ohne weiteres Zögern trat er hinaus und blickte sich um.
Unsicher betrachtete Jack das Schimmern des Schleiers zwischen den Bäumen vor sich. Der Schürhaken lag unbeachtet im nassen Gras und schien der einzige Beweis, dass es zu einem Kampf gekommen war. War es Zufall, dass man Sydney entführt hatte? Oder steckte da doch mehr hinter? Zerknirscht fuhr er sich mit der Hand durchs Gesicht. Er brauchte Hilfe. Besser, er informierte Sydneys Dad. Gemeinsam konnten sie überlegen, welche Schritte als nächstes angebracht waren.
Er warf einen letzten Blick auf den Schleier. Dann wandte er sich um und marschierte zurück. Er sollte verdammt sein, wenn er Sydney nicht wiederfand.
Als er Sydneys Haus schließlich erreichte, fühlte Jack sich außerordentlich mies. Das schlechte Gewissen und Schuldgefühle plagten ihn. Warum hatte er auch nur so übermüdet sein müssen? Er dachte an seine Alpträume und ein Schauer erfasste ihn. Was hatte das alles zu bedeuten? Fast kam es ihm vor, als würden seine Träume der vergangenen Nächte wahr werden. Er schüttelte sich, um das ungläubige Entsetzen und die Sorge wieder abzuschütteln und begegnete Pauls Blick. Sydneys Vater stand vor ihm und wartete auf eine Erklärung.
„Ich weiß nicht, wo sie ist. Als ich wieder zu mir kam, war sie bereits fort.“
Pauls gedämpfte Schritte auf dem dicken Teppich im Wohnzimmer waren – neben dem unermüdlichen Ticken der Wanduhr – das einzige Geräusch im Zimmer. Er durchquerte das Zimmer wieder und wieder.
„Ich muss die Polizei anrufen. Sie müssen nach ihr suchen.“
Seine Stimme war heiser und Jack fühlte sich noch furchtbarer bei dem Gedanken daran, wie Paul sich fühlen musste, nachdem seine Tochter nun entführt worden war.
Vor drei Jahren war Timothy, Sydneys Bruder, im Alter von sechs Jahren tödlich verunglückt. Er war einem Ball hinterher gelaufen, als dieser auf die Straße rollte. Der Fahrer des Mustangs hatte keine Chance zum Ausweichen gehabt.
Damals hatte er, Jack, keinen Kontakt zu Sydney gehabt, doch er erinnerte sich, dass sie eine lange Zeit nicht zum Unterricht kam. Stattdessen – so lauteten die Gerüchte – musste sie einen Therapeuten aufsuchen, um das Erlebte verarbeiten zu können.
Jack räusperte sich. „Ich kann die Polizei anrufen.“
Paul hob den Kopf. Seine stahlblauen Augen fixierten Jack scharf. Dann nickte er und fuhr sich erschüttert mit der Hand durch die kurzen Stoppeln seines Haars. Der ehemalige Marinegeneral war kaum wiederzuerkennen. Zu erschüttert, um die Führung zu übernehmen, ließ Paul Jack zum Telefon gehen und die notwendigen Schritte einleiten.
Es war eine Tragödie für Paul gewesen, Timothy zu verlieren. Wenn nun auch noch Sydney für immer fort war, wusste er nicht, was er tun würde. Er fühlte sich, als hätte ihn ein Güterzug überrollt und sein Innerstes zerfetzt.
Kassandra, seine Ex-Frau und Sydneys Mutter, hatte es sich nach Timothys Tod leicht gemacht. Sie hatte sich einfach nach Brasilien abgesetzt.
Verbittert presste er die Lippen zusammen, als er daran zurückdachte. Zumindest hatte sie mit ihrer Flucht gewartet, bis er mit Sydney eine Therapie begonnen hatte. Kassandra war mit ihrem esoterischen Kram so mit sich beschäftigt; sie vertrat die Ansicht, sie bräuchte eine Therapie nicht. Sie glaubte, ihr Schutzpatron würde ihr genug Trost spenden. Er wusste noch zu gut, wie sie ihr Amulett befingert hatte, als sie ihm ihre Entscheidung, nicht mit zum Therapeuten zu gehen, mitgeteilt hatte. Sie hatte es schon immer übertrieben mit der Esoterik. Beim Gedanken daran schnaubte er.
In dem Moment kam Jack zurück. „Sie schicken jemanden her und nehmen die Vermisstenanzeige auf.“
„Sie sind vollkommen sicher, dass Sie nicht wissen, wo Ms Abernathy hingebracht worden sein könnte?“
Die Frage war an Jack gerichtet, der auf dem breiten Sofa saß und versuchte, Geduld zu beweisen. Mr. Jameston, der Polizist, stellte ihm dieselbe Frage nun schon zum dritten Mal.
Er war ein kleiner, untersetzter Mann mit einem Hang zur Fettleibigkeit. Ganz offensichtlich verbrachte er zu viel Zeit auf seinem Bürostuhl. Der Stift in seiner Hand klopfte ungeduldig gegen seinen Notizblock, den er gezückt hatte, kaum dass er das Haus betreten hatte. Seine blau-grünen Augen fixierten Jack, während die schmalen Lippen zusammengepresst waren. Jack konnte ihn nicht leiden und war sich beinahe sicher, dass diese Gefühlsregung durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte.
Er setzte erneut zur Erklärung an.
„Ja, ich bin sicher. Wie ich eben erklärte, habe ich geschlafen, als sie mich auf den Mann aufmerksam machte. Er stieß mich gegen die Wand, ich erlitt eine Platzwunde und Sydney war verschwunden. Ich habe nur den Schürhaken gefunden, der im Gras vor der Hütte lag.“
Er warf einen Blick auf Paul, der an einem der Fenster stand und vorgab nicht zu hören, was Jack und Mr. Jameston besprachen. Die verschränkten Arme unterstrichen dabei die innere Anspannung, die seinen Körper beherrschte.
Mit einem entschieden gesetzten Punkt auf seinem Notizblock, klappte Mr. Jameston ihn zu und schenkte Paul seine Aufmerksamkeit.
„Mr. Abernathy, ich wäre dann soweit fertig. Ich kann Ihnen keine Versprechungen machen, aber ich versichere Ihnen, dass wir tun werden, was nötig ist, damit Sie Ihre Tochter bald wiedersehen.“
Paul nickte, wandte den Blick jedoch nicht von der Szenerie vor seinem Fenster ab.
„Ich bringe Sie noch zur Tür.“
Jack erhob sich, entschlossen, den Polizisten hinauszubefördern.
„Danke, ich finde von selbst hinaus.“
Sein Blick war eisig und in dem Moment fiel es Jack wie Schuppen von den Augen: Man verdächtigte ihn, etwas mit Sydneys Verschwinden zu tun zu haben. Bevor der Polizist durch die Tür verschwand, drehte er sich noch einmal um.
„Mr. Carson, ich möchte Sie darum bitten, die Stadt nicht zu verlassen.“ Sein Blick traf auf Jacks. „Falls wir noch weitere Fragen an Sie haben.“
„Sicher. Ich habe nicht vor zu gehen.“
Jack war wütend. Er war es gewesen, der die Polizei informiert hatte. Welchen Grund sollte er haben, Sydney etwas anzutun? Geschweige denn, dass er selbst verletzt war. Seine Gedanken führten ihn zurück zu der letzten Nacht. Sydney hatte ein Geräusch gehört. Waren sie zu dem Zeitpunkt womöglich schon nicht allein gewesen? Hätte er ihrer Besorgnis gründlicher nachgehen sollen? Hätte er sich deutlicher davon überzeugen sollen, dass kein Grund zur Sorge bestand?
Er schloss die Tür hinter Mr.