Gefangene der Welten. Hazel McNellis

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Gefangene der Welten - Hazel McNellis Weltentrilogie

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es darauf ankommen zu lassen. Aber besser, er strapazierte nicht noch zusätzlich seine Geduld, indem er ihr dabei zusah, wie sie ihren hübschen Hintern von seinem Pferd schwang. Der Gedanke an ihre Kehrseite beschleunigte augenblicklich seinen Herzschlag und sein Blick verdüsterte sich. Schärfer als beabsichtigt, raunzte er: „Seid nicht töricht!“, packte sie um die Taille und zog sie von Schara’ks Rücken. Ob er sie erneut knebeln sollte? Schnell verwarf er den Gedanken wieder. Sein Blick fiel auf ihre Augen. Groß und von einem grün, wie er es nie zuvor gesehen hatte, schimmerten sie ihm entgegen. Er konnte sie noch immer knebeln, sollte sie ihr loses Mundwerk nicht zügeln. Allerdings würde er sie fesseln müssen, wenn er sie nicht ununterbrochen im Blick behalten wollte.

      Sydney stand vor ihm und fragte sich nicht zum ersten Mal, was hinter der düsteren Fassade vor sich ging. Er erschien ihr längst nicht so bösartig, wie sie es von einem skrupellosen Entführer erwartet hätte. Er war brummig, doch keineswegs bösartig. Natürlich hatte er keine ihrer Fragen beantwortet. Wenn man bedachte, dass Damian vermutlich nicht riskieren wollte, bei einem Fluchtversuch von ihr verraten zu werden, war das nicht weiter schlimm. Er beging immerhin ein Verbrechen. Abgesehen davon hatte sein Aussehen immensen Wiedererkennungswert, was sämtliche zusätzlichen Informationen für die Polizei schier überflüssig machten.

      Damian ergriff ihren Arm und zog ein Seil aus den Satteltaschen. Sofort wusste Sydney, was er plante. Ihr freier Arm versetzte ihm einen Stoß vor die Brust, der Damian jedoch nur ein überraschtes Grunzen entlockte. Ihr Fuß traf auf sein Schienbein und diesmal entfuhr ihm ein wütender Fluch. Geschickt wich er ihrem nächsten Angriff aus – der Versuch eines Kinnhakens –, packte ihre Arme und verdrehte sie ihr auf den Rücken. Dabei behielt er wohlweislich ihre Füße im Auge.

      „Zwingt mich nicht, Euch Gewalt anzutun“, zischte er ihr ins Ohr, während er sie an sich zog, sodass sie mit dem Gesicht ihm zugewandt stand.

      Schnell band er ihr die Hände auf den Rücken und führte sie zu einem nahegelegenen Waldabschnitt voller Birken. Selten war ihm ein Weibsbild begegnet, das ihm derart die Nerven raubte und seine Geduld strapazierte. Sicher, er hatte sie überraschend und unfreiwillig entführt, doch wenn sie die Gründe dafür wüsste – davon war er überzeugt! – würde sie dies verstehen und vielleicht sogar Freude empfinden mit der Zeit. Ihm war nämlich keineswegs entgangen, welcher Natur ihre Blicke waren.

      Damian war mit seinen zweiunddreißig Jahren kein unerfahrener Schuljunge mehr. Er hatte genug Erfahrungen in fremden Betten gesammelt, um zu wissen, wie er die Blicke einer Frau zu deuten hatte. Seine Erfahrung war es, die ihm in diesem Augenblick Selbstsicherheit mit einer Spur Arroganz verlieh. Nachdem er seine Verlobte an den Stamm einer Birke gebunden hatte, warf er Sydney einen letzten abschätzenden Blick zu, ehe er kehrmachte und lautlos zwischen den Bäumen verschwand.

      Als Damian außer Sichtweite war, seufzte Sydney erleichtert und lehnte den Kopf an den tröstlich festen Stamm der Birke. Und was nun? Die Tatsache, dass Damian sie inmitten der Wildnis zurückließ, machte sie nicht sonderlich nervös. Zum einen wünschte sie nichts mehr, als dass er einfach nicht wiederkommen würde, damit sie nach Hause zurückkehren konnte. Zum anderen war sie sich sicher, dass sie nicht lange allein bleiben würde. Sie bezweifelte, dass er sein Pferd zurücklassen würde.

      Die letzten Stunden hatten nichts in Erfahrung gebracht, was ihr hätte von Nutzen sein können. Die knappen Antworten, die Damian ihr gegeben hatte, waren nicht besonders aufschlussreich gewesen. Wollte er ihr die Frage nach dem Grund ihrer Entführung doch ebenso wenig beantworten, wie die Frage, mit wem sie es zu tun hatte! Selbst die Frage, ob jemand ein Lösegeld von ihrem Vater erpressen wollte, quittierte Damian nur mit einem nichtssagenden Kommentar darüber, dass ihr Vater sicher froh wäre, wenn eine geschwätzige Person wie sie jemand anderen gefunden hätte, der sie ihm abnahm.

      Als Damian wiederkam, hatte sich seine Laune eindeutig gebessert. Auf seinem Arm trug er mehrere Zweige, die er in einiger Entfernung zu ihr auf den Boden fallen ließ und ein Lagerfeuer vorbereitete. Er plante doch nicht, die Nacht an diesem Ort zu verbringen?

      „Das wird aber eine lange Erholungsphase für das Pferd, wenn Sie jetzt auch noch ein Feuer machen. Finden Sie nicht?“

      Damian löste seinen Blick von der Feuerstätte und sah zu ihr herüber. Ein amüsiertes Glitzern lag in seinen Augen und Sydney konnte nicht umhin, seine raue Attraktivität zu bemerken.

      „Wir werden hier übernachten müssen. Wir sind nicht sehr weit gekommen und es dämmert bereits. Da ist es besser, wir schaffen eine sichere Umgebung für die Nacht, als dass wir blind weiterreiten oder von Tieren überrascht werden.“

      Er funkelte sie herausfordernd an und Sydney erkannte, dass er sie nur auf den Arm nehmen wollte. Sicherlich gab es gar keine Bedrohung durch wilde Tiere in diesem Teil des Waldes und er wollte ihr nur Angst einjagen.

      Zweifelnd musterte sie ihren Entführer, ehe sie ihren Blick unsicher über die Bäume schweifen ließ.

      „Werde ich die gesamte Nacht an diesem Baum gefesselt sein?“, fragte sie schließlich und blickte zurück zu Damian.

      Nachdenklich stocherte er in der Glut. Er hob den Blick und sah sie an. Direkt und sehr intensiv ruhte er auf ihr. Ein Prickeln entstand auf ihrer Haut, gefolgt von einer Gänsehaut.

      Seine Augen verfolgten jede ihrer Gefühlsregungen, während er abwog, ob er ihre Fesseln lösen sollte. Die Möglichkeit, dass sie fliehen könnte, sobald er schlief, bestand durchaus. Andererseits konnte es nachts im Wald verdammt finster werden.

      Sydney war sich nicht sicher, ob sie das Risiko, einem wilden Tier über den Weg zu laufen oder sich gänzlich zu verirren, eingehen wollte.

      „Ich werde Eure Fesseln bald lösen.“

      Er stand auf und ging zu Schara’k herüber. Dort öffnete er eine der Satteltaschen und holte ein kleines Päckchen heraus. Es handelte sich dabei um ihr Abendessen, erkannte Sydney. Haferbrot und Dörrfleisch. Beim Anblick des – zugegeben einfachen – Mahls, machte sich ihr Hunger mit einem lauten Grummeln des Magens bemerkbar. Trotz des schlechteren Lichts konnte Sydney erkennen, dass Damian einen Mundwinkel hochzog und sein Blick, während er zum Feuer zurückkehrte, kurz zu ihr herüber huschte. Sydney spürte die Röte in ihrem Gesicht und war für den sanften Schimmer dankbar, den das Feuer verbreitete.

      Damian wickelte einen kleineren Teil des Päckchens aus und kam zu ihr. Sein Blick streifte ihren, als er anmerkte: „Ihr seid hungrig. Hier, nehmt das und esst.“

      Er löste ihre Fesseln und hielt ihr ein Stück des Brotes und etwas von dem Fleisch hin. Dankbar griff Sydney danach. Damian nahm für sich selbst etwas und sagte: „Kommt lieber näher an das Feuer. Die Nacht wird kühl werden.“

      Sydney zögerte und unterdrückte ein Stöhnen, als sich ihre geschundenen Muskeln dehnten.

      Damian beobachtete, wie Sydney näher herantrat und ihm gegenüber Platz nahm. Sie verschränkte nervös ihre Arme und sah zu Schara’k herüber. „Denkt lieber nicht an eine Flucht. Schara’k würde Euch nicht gehorchen und ich würde es bemerken, ehe Ihr den Feuerkreis verlassen hättet.“

      Sydney blitzte ihn empört an. „Wie kommen Sie auf die Idee, ich würde meine Gedanken einer Flucht widmen?“

      „Nun, das ist offensichtlich.“ Sydney schnaubte. „Jeder hätte Eure Gedanken an Eurer Mimik ablesen können.“

      Erbost und gleichzeitig verlegen, weil Damian sie ertappt hatte, antwortete sie ein wenig trotzig: „Sie können Ihre Augen auch nicht überall haben. Irgendwann müssen auch Sie schlafen.“

      Plötzlich

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