Faro. Ole R. Börgdahl

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Faro - Ole R. Börgdahl

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am Bordstein aus und schnippte die Reste auf die Straße. »Willste’ noch hier sitzen bleiben, oder soll ich dich gleich zum Bunker bringen.«

      »Weiß nicht. Ich würde mich gerne langlegen.«

      »Aber nich’ hier auf der Straße.« Greimel fasste Michael unter die Arme und sie erhoben sich. »Ich habe einen Wagen organisiert, ich fahre dich jetzt rüber und in zwei Stunden schaue ich noch einmal nach dir, und wenn es dann besser ist, nehm’ ich dich wieder mit.«

      Michael nickte. Greimel stütze ihn, als sie am Lokal vorbei in eine Seitenstraße zu einem dort geparkten Kübelwagen gingen. Sie schafften es gerade noch bis zum Wohnbunker. Michael stürmte sofort in den großen Waschraum und übergab sich in eine der Toiletten.

      Greimel schüttelte den Kopf. »Man, du siehst wirklich beschissen aus, vom Saufen kommt das nich’.«

      Michael sah ihn an, erwiderte aber nichts. Dann schlich er über den Gang bis zu seiner Schlafzelle. Er ließ sich aufs Bett sinken, legte den Kopf aufs Kissen, behielt aber die Beine auf dem Fußboden. Greimel folgte ihm, zog ihm die Stiefel aus und wuchtete Michaels Beine auf das Bett. Dann holte er eine Decke aus dem Spint, legte sie Michael über den Körper und zog sie bis hoch zum Kinn. Greimel ging zur Tür, drehte sich noch einmal um und schüttelte erneut den Kopf. Er verließ die Schlafzelle, kehrte aber kurz darauf wieder zurück, mit einem Zinkeimer, den er Michael vor das Bett stellte. Er klopfte ihm schließlich sanft auf die Schulter und verschwand endgültig. Während der Nacht war Michael für den Eimer sehr dankbar. Er musste sich noch mehrere Male übergeben, bis er schließlich erschöpft einschlief. Der Lärm der heimkehrenden Kameraden weckte ihn nicht. Das Frühstück und das Mittagessen verpasste er. Man ließ ihn in Ruhe. Greimel meldete ihn für den Neujahrstag krank.

      *

      Am Abend war Michael für eine halbe Stunde aufgestanden, hatte nur einen Tee getrunken und war sofort wieder zu Bett gegangen. Er hatte sich noch zwei weitere Decken besorgt, ihm war kalt. Er hatte dann gut zehn Stunden am Stück geschlafen und war hungrig aufgewacht. Er fühlte sich merklich wohler. Statt eines Kaffees nahm er zum Frühstück aber wieder nur einen Tee und dazu noch eine Scheibe Brot, die er sparsam mit Butter bestrichen hatte. Im Aufenthaltsraum trat Matrose Kehl an seinen Tisch.

      »Ein frohes Neues wünsch’ ich, Herr Obermaat.« Kehl setzte sich.

      »Danke gleichfalls«, erwiderte Michael leise. Er sah Kehl an, der frisch und vergnügt neben ihm saß und lächelte.

      »Lag’s am Schnaps?«, fragte Kehl gleich darauf.

      »Nicht unverschämt werden, Matrose.« Dann zögerte Michael. »Sagen Sie nicht, dass sich die Lords schon über mich lustig machen.«

      Kehl schüttelte den Kopf. »Nein, nein, das weiß wohl niemand, dass Sie gekotzt haben, meine ich.«

      »Und woher wollen Sie es dann wissen?«

      »Der Greimel hat’s dem I WO gestern gemeldet. Also, er hat natürlich nicht gesagt, dass der Herr Obermaat gekotzt hätte. Von Unpässlichkeit oder so war die Rede. Ich stand in der Nähe und hab mir eben meinen Teil gedacht.«

      »Da haben Sie aber falsch gedacht«, fuhr Michael ihn an.

      »Jawohl, Herr Obermaat, soll nicht wieder vorkommen.« Kehl überlegte. »Die U-69 geht heute raus, gleich um zehn, hab’ ich gehört. Ich wollt’s mir ansehen.«

      Michael biss in sein Butterbrot. Kehl zögerte.

      »Ich habe gedacht, es würde Sie interessieren und vielleicht tut Ihnen etwas frische Luft ganz gut.«

      Michael sah Kehl an. »Sind Sie Sanitätsrat, dass Sie wissen, was mir guttut?«

      Kehl konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Nein, Herr Obermaat, hab’ nur auch schon mal gekotzt.«

      Michael schüttelte den Kopf und musste ebenfalls lächeln. »Wann sagen Sie, geht U-69 raus?«

      »Um Punkt zehn, Herr Obermaat. Wir könnten in einer Stunde am Kéroman sein. Vielleicht wird ja auch der Onkel Eduard gespielt, würde mich wirklich nicht wundern, wo es doch Metzlers Boot war.«

      »Da wird nichts gespielt«, erwiderte Michael kopfschüttelnd. »Die Zeiten sind vorbei. Wir sind letztes Frühjahr noch mit Kapelle verabschiedet worden, aber dann hat der B.d.U. das Tamtam untersagt. Jetzt schleichen wir nur noch aus dem Hafen, und wenn wir zurückkommen, dann ist es auch nicht viel anders. Der Kaleun sagt dazu: Stille Sieger.«

      Kehl nickte.

      Michael überlegte. »Erkundigen Sie sich mal, wo wir mitfahren können, ich will ohnehin noch auf unser Boot.«

      »Jawohl, Herr Obermaat, wird gemacht.« Kehl erhob sich schnell von seinem Stuhl und stand für den Bruchteil einer Sekunde stramm. Dann wandte er sich ab und verließ den Aufenthaltsraum.

      Eine halbe Stunde später saßen die beiden Männer auf der Pritsche eines Lastwagens und fuhren an den Hochbunkern vorbei zum Hafen. Vor dem Kéroman II ließen sie sich absetzen und gingen hinüber zum Nassbunker. U-69 lag schon bereit, die Offiziere standen im Turm. Befehle wurden gerufen, alles sehr verhalten, so wie es Michael vorausgesagt hatte. Sie stellten sich an eine Brüstung oberhalb der Bunkerausfahrt. U-69 unter Kapitänleutnant Ulrich Gräf wurde schließlich losgemacht, glitt aus dem Bunker in den Hafen und wurde dort von einem der Begleitschiffe in Empfang genommen.

      *

      Es war der 6. Januar 1943. Um genau 7:02 Uhr setzte sich der Dockwagen in Bewegung. Der Rumpf von U-810 schob sich aus der Trockenbox des Kéroman I in Richtung der Schleppanlage. Von der Besatzung waren nur zehn Mann an Bord. Leutnant Landenberger hatte das Kommando. Es dauerte siebzehn Minuten, bis der Dockwagen vollständig im Slip eingestellt war und das Boot langsam heruntergefahren wurde. Um 7:42 schwamm U-810 bereits im Nassbunker und wurde vom Rest der Mannschaft erwartet. Die Stationen im Boot wurden besetzt. Die Männer der Freiwache brachten ihre Sachen an Bord, richteten sich im Boot ein. Matrose Sprenger ließ sich einen kleinen, dunkelbraunen Koffer durch das Kombüsenluk reichen, trug ihn an der Offiziersmesse vorbei bis zum Kommandantenraum und legte ihn auf Kaleun Siebers Koje ab. Der Mann zog den Vorhang zum Kommandantenraum gleich wieder zu. Sieber würde seinen Koffer später selber ausräumen und seine Wäsche und die wenigen persönlichen Dinge auf die Schränke und Fächer seiner kaum zwei Quadratmeter messenden Unterkunft verteilen.

      Um 8:33 Uhr wurde schließlich mit der Befüllung der Treiböl- und Frischwasserbunker begonnen. Es dauerte mehrere Stunden, bis gut achthundert Tonnen Diesel und neun Tonnen Trinkwasser aufgenommen waren. Um 16:00 Uhr übernahm Leutnant Landenberger wieder die zweite Wache. Am Kai standen noch einige Holzkisten, vor allem verspätet eingetroffene Ersatzteile, die von den Leuten ins Boot gebracht wurden. Ein Matrose holte Munition für die Zwei-Zentimeter-Flak aus einer Kiste und hängte sich die Patronengurte um Schulter und Hals. Er schwankte schon beim Betreten der schmalen Stelling. Landenberger stand im Turm und sah den Mann erst, als er bereits das Gleichgewicht verlor. Ein Patronengurt rutschte ihm von der Schulter, fiel in die Tiefe und verschwand fast geräuschlos im dunklen Wasser des Nassbunkers. Der Matrose wankte, versuchte aber den rechten Fuß an den Rand der Stelling zu setzen, um wieder das Gleichgewicht zu finden. Er glitt jedoch ab, konnte sich nicht mehr halten, fiel von der Stelling und klatsche mit den Armen rudernd ins Wasser. Er war dicht neben dem Bootskörper eingetaucht und versuchte sich an der glatten Bordwand festzuhalten. Die Hände schlugen gegen den Rumpf, rutschten ab und ohne Halt zu finden, wurde der Mann von den umgehängten Patronengurten in die Tiefe gezogen. Landenberger brauchte keine Befehle zu

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