Faro. Ole R. Börgdahl

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Faro - Ole R. Börgdahl

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halbwegs saubere Tasse, spülte sie aus und nahm sich einen Kaffee, schwarz mit drei Löffeln Zucker. Er setzte sich zu den Kartenspielern. Gefreiter Hoffmann zeigte ihm vertraulich sein Blatt.

      »Die Jungs zieh’ ich aus, das wird’n Schneider.«

      »Ja, hat er denn die Buben?«, rief Obergefreiter Schlenker über den Tisch und grinste dabei. Mit einem kräftigen Schlag donnerte er eine Piksieben auf die Tischplatte. Matrose Sprenger gab wortlos eine Herzsieben dazu.

      »Na sieh an, hat der kein Pik mehr«, kommentierte Hoffmann und ließ seinerseits eine Pikacht auf die anderen beiden Karten gleiten. Dann griff er sofort nach dem Stich, zog ihn zu seinem Haufen herüber und legte nun selbst eine Karte vor.

      Michael beobachtete noch einige Stiche und es schien wirklich so, dass Hoffmann ordentlich punktete. Schlenker begann nun zu fluchen, während Sprenger weiterhin still blieb. Auf dem Grammophon im Aufenthaltsraum lief die ganze Zeit ein Schlager. Nach den letzten Takten war es für einige Sekunden still, dann setzte die Musik wieder ein. Noch war nicht herauszuhören, was gespielt wurde, doch dann donnerte es plötzlich los:

      »[...] Der Onkel Eduard aus Bentschen, der ist der beste aller Menschen. Er hat ein dickes, dickes Portemonnaie und darum freue ich mich, wenn ich ihn seh [...].«

      Alle wandten sich fast gleichzeitig um. In der Ecke am Grammophon stand Matrose Kehl und drehte die Lautstärke noch ein Stück auf:

      »[...] der Onkel Eduard aus Bentschen, der ist so gut wie ein Papa [...].«

      »Hey Kehl, mach’ den Scheiß aus«, brüllte Greimel, »das ist ein Befehl!«

      »Ich will die Serrano wieder hören«, stimmte Schlenker ein, », und zwar hopp, hopp.«

      Kehl schaute seine Kameraden beleidigt an. Er nahm den Tonarm hoch, sodass die Musik abrupt verstummte. Er beeilte sich nicht, die andere Schallplatte wieder aufzulegen.

      »Wird’s bald«, brüllte Schlenker ungeduldig.

      Die Platte kratze kurz auf, eine Klarinette setzte ein und dann erklang wieder Rosita Serranos Stimme. Die Musik war aber zu laut, sodass der schweigsame Sprenger aufstand, zum Grammophon ging und den Regler herunterdrehte. Unterdessen schob Kehl seine Platte in eine abgewetzte Papphülle. Dann äffte er ein-, zweimal die Stimme von Rosita Serrano nach und zog dabei das Wort »Mohn« aufreizend in die Länge. Schließlich ging Kehl an seinen Platz zurück und las weiter in einem Buch.

      Michael hatte die ganze Szene schweigend beobachtet, jetzt wandte er sich wieder den Kartenspielern zu. Hoffmann, Sprenger und Schlenker beendeten ihren Skat. Hoffmann zählte mit bedenklicher Mine seine Stiche zusammen. Schlenker grinste wieder. Er hatte schon im Kopf gerechnet und wusste, dass es nicht reichen würde.

      »Scheiße!«, sagte Hoffmann laut. »Das habe ich diesem Onkel Eduard zu verdanken. Verdammte Scheiße!«

      Für das nächste Spiel gab Sprenger die Karten. Michael schaute noch bei zwei Runden zu, dann hatte er seinen Kaffee ausgetrunken. Den letzten Schluck schwenkte er im Becher und löste damit den restlichen Zucker auf, der sich am Becherboden abgesetzt hatte. Als Hoffmann wieder über ein verlorenes Spiel meckerte, verabschiedete er sich. Er verließ den Aufenthaltsraum. Michael ging erst duschen und legte sich dann für eine gute Stunde auf seine Pritsche in der Schlafzelle, die er zusammen mit Manfred Keicher bewohnte. Keicher hatte noch Dienst an Bord von U-810 und so blieb Michael ungestört. Er war einmal kurz eingeschlafen. Als er dann erwachte, schaltete er die Nachttischlampe ein. Er nahm sich die beiden Bücher, die er zum Fest geschenkt bekommen hatte, und blätterte darin. Er begann schließlich im ersten Band zu lesen. Nach zehn Seiten legte er das Buch aber auf den Nachttisch zurück, schaltete das Licht wieder aus und döste noch einige Zeit.

      Um sechs Uhr sollte das Abendbrot für die Mannschaften geliefert werden. Michael hatte schon vorher Hunger. Kurz nach fünf erschien er wieder im Aufenthaltsraum des Wohnbunkers. Es war leerer geworden. Die Schachspieler saßen noch an ihrem Platz, einige der Lords schrieben Briefe oder lasen eine Zeitung. Das Grammophon war ausgeschaltet. Michael schnitt sich zwei Scheiben Brot ab und bedeckte den Brotlaib wieder mit dem weißen Leinentuch. Er fand einen Rest Butter, schmierte sich die Brote und bestreute das Ganze schließlich noch mit etwas Salz. Er blickte sich im Aufenthaltsraum um. Matrose Kehl saß immer noch in der Ecke, über sein Buch gebeugt. Michael überlegte kurz, dann ging er hinüber zu ihm.

      »Stör ich?«

      Kehl hob den Kopf und als er Michael vor sich stehen sah, richtete er sich in seinem Stuhl etwas auf. »Nein, nein, Herr Obermaat. Bin grad’ nur so am Lesen, Sie stören nicht.«

      Michael zog sich vom Tisch gegenüber einen Stuhl heran und setzte sich. Den Teller stellte er vor sich ab. Dann deutete er auf die Brote. »Das habe ich als Kind geliebt, einfach nur dick Butter und Salz drauf.«

      »Sieht lecker aus«, erwiderte Kehl.

      Michael schob den Teller ein Stück in Kehls Richtung »Wollen Sie auch was?«

      Kehl schüttelte den Kopf. »Nein, nein, danke. Ich kann noch warten, gibt ja in einer Stunde Suppe.«

      Michael zog den Teller wieder zu sich, nahm eine Scheibe Brot und biss hinein.

      »Guten Appetit!«

      Michael nickte kauend. Er schluckt den Bissen herunter und deutete dann auf das Buch, das Kehl noch immer aufgeschlagen in den Händen hielt. »Was lesen Sie da?«

      Kehl hob sofort den Buchdeckel an. »Ein Tatsachenbericht von Kapitänleutnant Jost Metzler von U-69, ganz frisch rausgekommen.« Seine Stimme klang euphorisch. »Habe ich mir vor ein paar Wochen gekauft, als ich noch nicht ahnen konnte, dass ich nun auch bald selbst rausfahre, also auf einem U-Boot rausfahre. Haben Sie schon mal von Kaleun Metzler gehört, Herr Obermaat.«

      »Metzler, der Name ist doch bekannt«, bestätigte Michael. »und U-69 liegt derzeit im Kéroman II. Die gehen auch bald auf See, und zwar unter Kapitänleutnant Gräf.«

      Kehl bekam große Augen. »Was, U-69 aus dem Buch hier liegt in Lorient?«

      Michael nickte. »Ja, noch bis zum 2. Januar, glaube ich, wenn nichts dazwischenkommt. U-69 ist ein VII-C-Boot. Sie haben es ganz sicher schon gesehen.«

      »Gesehen, ich, wann?«, fragte Kehl überrascht.

      »Bei der Rettungsübung waren wir doch im Kéroman II. U-69 lag in einer der Trockenboxen.«

      »Das war U-69?« Kehls Augen waren noch größer geworden. »Da muss ich unbedingt noch mal hin. Vielleicht ist ja noch jemand von Metzlers Mannschaft an Bord. Da hole ich mir ein Autogramm für mein Buch.« Kehls Augen strahlten regelrecht.

      »Darf ich mal sehen?«, bat Michael. Kehl reichte ihm das Buch und Michael blätterte kurz darin. Dann schaute er Kehl wieder an. »Sie wissen, dass das immer auch ein bisschen Propaganda ist, soll junge Burschen wie Sie für die U-Boot-Waffe begeistern.«

      »Ja, mag sein«, druckste Kehl, »aber es basiert doch schließlich auf Tatsachen und kann darum nicht ganz so verkehrt sein, oder?«

      »Das nicht, nur wenn wir mit U-810 auf Fahrt gehen, dann werden Sie wohl oder übel Ihre eigenen Erfahrungen machen. Dann dürfen Sie nicht erwarten, dass Sie ein Abenteuer erleben, so wie es vielleicht in Metzlers Buch beschrieben ist.«

      Kehl wurde nachdenklich. »Ich wollte eigentlich auch die Schallplatte mit an Bord

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