Faro. Ole R. Börgdahl

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Faro - Ole R. Börgdahl

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In den nächsten Stunden füllte sich das Boot. Jede Öffnung wurde genutzt, jedes der fünf Luks. Die ohnehin schon engen Durchgänge und Räume wurden noch enger. Brotlaibe und Kohlköpfe hingen in Netzen über den Armaturen und Instrumenten der Zentrale. Konserven waren in Nischen zwischen Rohrleitungen und Verstrebungen gestapelt.

      *

      Die Torpedos waren am Vormittag aus Cherbourg eingetroffen und sollten vor der Verladung einer Sichtprüfung unterzogen werden. Für Micheal war es eine gute Gelegenheit, den Gefreiten Sowinski in seine neuen Aufgaben einzuweisen. Die Torpedos waren bereits in den Bunker verbracht. Die elf Transportkarren versperrten den Platz vor der Trockenbox von U-810. Die drei Männer teilten sich auf. Gefreiter Maier arbeitete allein. Michael zeigte Sowinski, worauf es bei der Prüfung ankam. Er befühlte die Außenhülle eines Torpedos, fuhr mit der flachen Hand über die Rundungen.

      »Unebenheiten deuten auf Beschädigungen hin, Stöße, die der Torpedo beim Transport abbekommen hat.« Michael hielt inne. »Hier zum Beispiel.« Er nahm die Hand weg und zeigte auf die Stelle, die er eben erfühlt hatte.

      Sowinski nickte und trat näher. »Sehen kann man nichts.« Er nahm die Hand, strich über die Hülle und fühlte tatsächlich eine leichte Wölbung.

      »Das wird wahrscheinlich nichts sein«, kommentierte Michael.

      Er nahm ein Stück Kreide aus seiner Jackentasche und malte ein große »K« auf die Hülle. Dann markierte er die Wölbung noch mit einem Kreis.

      »Hier drunter sitzen die Batterien. Später kontrollieren wir ohnehin noch einmal, ob wirklich etwas beschädigt ist. Übrigens nehmen wir ausschließlich elektrisch angetriebene Torpedos mit. Kennen Sie den Unterschied zwischen elektrischem und Pressluftantrieb?«

      Sowinski schüttelte den Kopf. »Wenn Sie mich so fragen, dann sag ich mal Nein, Herr Obermaat.«

      »Gut, also, der Gasdruckmotor zieht eine Blasenbahn hinter sich her. Nachts ist das an der Wasseroberfläche nicht zu sehen. Tagsüber kann es dem angegriffenen Schiff aber verraten, dass ein Torpedo auf ihn zukommt. Im Feldstecher lässt sich die Blasenbahn bestimmt aus fünfhundert Metern beobachten. Kleine Rechenaufgabe gefällig?«

      »Gerne, Herr Obermaat.«

      »Unsere Torpedos laufen gut dreißig Knoten die Stunde, wenn sie einmal in Fahrt sind. Dreißig Knoten entsprechen fünfzehn Meter die Sekunde. Wenn so ein englischer oder amerikanischer Frachterkapitän unseren Torpedo in fünfhundert Meter Entfernung sichtet, dann hat er eine gute halbe Minute Zeit, seinen Kurs zu ändern. Das reicht manchmal, damit der Torpedo vorbeiläuft.«

      Sowinski nickte. »Und darum haben wir nur die Elektrischen dabei.«

      »Ganz richtig, darum besteht unser Kaleun ausschließlich auf die sogenannten Etos, die elektrisch angetriebenen Torpedos, vom Typ G7e. So ein Torpedo ist etwas mehr als sieben Meter lang und das G steht für Kaliber Dreiundfünfzig-Komma-Dreidrei. Passt haargenau in unsere Rohre.«

      Michael ging ans Ende des Torpedos und zeigte auf die Öffnungen in der Hülle. »So, das hier ist ganz wichtig. Da setzt später das Getriebe an.«

      Sowinski nickte. »Jens, also Gefreiter Maier hat mir das schon erklärt. Wenn der Aal im Rohr steckt, kann er über das Getriebegestänge noch justiert werden. Tiefe, Geschwindigkeit und so.«

      »Ganz richtig«, bestätigte Michael. »Und der Kurs gehört auch dazu. Oft entscheidet sich erst im letzten Moment, wo der Herr Kaleun seinen Aal hinhaben möchte. Da müssen wir dann noch einmal die Voreinstellungen ändern. Das ist sogar eher die Regel.«

      »Sehen Sie, Herr Obermaat, ich bin zwar erst kurz dabei, habe aber schon Torpedowissen.«

      Michael lachte. »Mag sein, aber so ein Ding auseinandernehmen, wieder zusammensetzen und dann damit einen Fünftausendtonnenpott versenken, das wird wohl noch ein paar Etagen zu hoch sein.«

      *

      Oberleutnant Kuhnle stand an einem der Karren. Mit der Hand fuhr er die Kontur eines der Torpedos ab. Der spitz zulaufende Torpedokopf hatte auf der Stirnseite ein eingelassenes Gewinde, die Aufnahme für die Gefechtspistole, mit der der Torpedo beim Aufprall auf ein Ziel gezündet wurde. Kuhnle blickte auf. An Deck des Bootes, achtern, bauten sechs Mann an einem Stahlgerüst. Gefreiter Maier gab Anweisungen. Im Innern des Bootes sah sich Michael im Hecktorpedoraum um. Über Michaels Kopf öffnete sich das Torpedoluk. Gefreiter Maier kletterte durch die Öffnung.

      »Wir mussten ein wenig basteln, aber jetzt passt es wohl.« Er hielt einen abgescherten Bolzen in der Hand. »Da brauch ich aber noch Ersatz.«

      Michael hatte sich einige Bolzen in die Hosentasche gesteckt und wühlte jetzt danach. Er fingerte einen hervor und übergab ihn Maier, der gleich wieder durch das Luk auf Deck kletterte. Die Männer hatten das Gestell schon ausgerichtet und schoben es jetzt auf Position. Maier setzte die Bolzen. Das Gestänge lief schräg in einer Flucht mit der Öffnung des Torpedoluks. Michael zog sich nach oben an Deck und prüfte noch einmal den Zusammenbau. Dann richtete er sich auf und suchte Kuhnles Blick.

      »Melde, alles bereit zur Übernahme der Torpedos, Herr Oberleutnant.«

      Kuhnle sah zur Bunkerdecke. Schräg über ihm schwebte die Kranvorrichtung, mit der die Torpedos aufgenommen wurden, um sie zum Bootsdeck zu heben. Er blickte wieder zu Michael.

      »Dann los, Herr Obermaat.«

      Michael gab sofort Anweisungen. Kuhnle trat zurück und drei Mann begannen mit dem Hieven des ersten Torpedos. Nach zehn Minuten schwang der Kran hinüber zum Boot. Die Männer an Deck nahmen den Torpedo in Empfang und setzten ihn in das Gestell über dem Torpedoluk. Mit der Spitze voran wurde der Torpedo Stück für Stück hinuntergelassen. Unter Deck warteten vier Mann. Der Torpedo wurde in Haltezangen aufgenommen, wieder in die waagerechte gebracht und vor eines der beiden Torpedorohre gezogen. Michael kletterte zurück durchs Luk ins Boot. Er hatte die Gefechtspistole schon bereitgelegt und schraubte sie jetzt vorne in den Torpedokopf. Alle Torpedos in den Rohren wurden gleich mit der Gefechtspistole versehen. Michael gab den Befehl zum Einfahren des Torpedos. Die Männer arbeiteten unter höchster Anstrengung, um die gut tausendsiebenhundert Kilogramm schwere Waffe in das Torpedorohr zu schieben. An Deck hatte Maier bereits den nächsten Torpedo in Position gebracht. Es war kaum Zeit zum Ausruhen. Michael gab das Zeichen zum erneuten Abfieren. Nach einer dreiviertel Stunde waren beide Heckrohre belegt. In der darauffolgenden Stunde wurden zwei weitere Torpedos unter Deck gebracht und unterhalb der Flurplatten des Hecktorpedoraums verstaut. Während Michael die Flurplatten wieder verlegen ließ, demontierte Maier mit seinen Männern das Führungsgestell. Der Kran drehte das Gestell und brachte es zum Vorderschiff, wo es am Bugtorpedoluk befestigt wurde. Oberleutnant Kuhnle war unterdessen an Deck gekommen und beobachtete die Arbeiten vom Turm aus. Bis zum Ende der Wache schafften es die Männer noch, die vier Bugrohre zu belegen. Mit dem Wachwechsel hatte Michael frische Leute zur Verfügung und die Arbeiten gingen wieder zügiger voran. Nachdem weitere vier Torpedos unter die Flurplatten des Bugtorpedoraums verbracht waren, blieb nur noch die Belegung der Oberdecktuben. Maier überwachte diese Arbeit, während sich Michael in der Zentrale bei seinen Vorgesetzten einfand.

      »Melde Besatz der Torpedos Innerbord abgeschlossen, Herr Oberleutnant. Oberdecktuben werden gerade klargemacht.«

      Kuhnle nickte. »Wie lange wird das mit den Oberdecktuben dauern?«

      »Ich schätze noch gut vier Stunden, Herr Oberleutnant.«

      Kuhnle rechnete. »Dann hätten wir zweiundzwanzig Torpedos, das sind acht

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