Faro. Ole R. Börgdahl

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Faro - Ole R. Börgdahl

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Matrosen, Gefreite und Obergefreite stellten sich in drei Reihen auf. Es waren Maschinisten, Mechaniker, Seeleute, Funker und das Waffenpersonal. Alle im grauen Bordanzug. An den dunkelblauen Schiffchen trugen sie das Wappen ihres Bootes, das auch hinter den Männern am Turm von U-810 prangte. E-Maschinist Matthias Schlenker blickte zu Boden, sodass man sein Gesicht nicht sehen konnte. Torpedomechaniker Jens Maier biss die Zähne zusammen, streckte dabei aber sein Kinn weit nach vorne und wirkte so noch dürrer, als er ohnehin schon war. Diesel-Maschinist Ludwig Hoffmann stach mit seinen lockigen, roten Haaren hervor. Flakschütze Peter Sprenger versuchte seinen Bauch einzuziehen. Die Mannschaft war sich einig, dass er über Weihnachten wieder zugelegt hatte. E-Maschinist Karl Sowinski hatte sich die Uniformbluse nicht ordnungsgemäß zugeknöpft. Smutje Theo Weiss kauerte klein und schmächtig in der letzten Reihe, außen links. Man konnte glauben, dass nicht er, sondern Sprenger der Schiffskoch war. Die zehn Unteroffiziere hatten sich vor den Mannschaften aufgestellt. Diesel-Maschinen-Maat Manfred Keicher verbarg sein dünnes blondes Haar unter dem blauen Schiffchen. Funk-Maat Norbert Greimel konnte nur schwer ein spöttisches Grinsen unterdrücken. Ober-Mechaniker-Maat Michael Stromm war für einen Augenblick mit seinen Gedanken zu Hause in Papendorf bei seinem Motorrad. Ober-E-Maschinen-Maat Klaus Lischke hatte als Einziger die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Obersteuermann Heinrich Petersen kratzte sich noch schnell an seinem dicken, schwarzen Vollbart, bevor er die Hände wieder an die Seitennaht seiner Uniformhose legte. Vor den Unteroffizieren standen schließlich der zweite Wachoffizier Leutnant Karl Landenberger, der Leitende Ingenieur Oberleutnant Martin Linden und ganz rechts der erste Wachoffizier Oberleutnant Günther Kuhnle, der sich erst am Morgen dieses Tages an Bord von U-810 gemeldet hatte. Kuhnle trat heraus und salutierte vor Kapitänleutnant Alfred Sieber.

      »Melde, Mannschaft angetreten, Herr Kaleun.«

      »Danke I WO.« Sieber schaute in die Reihen und nickte. »Na Leute, hat Muttern euch wieder gehen lassen.«

      »Jawohl, Herr Kaleun«, schrien die Männer im Chor.

      Sieber wandte sich wieder an den I WO. »Und, gibt es irgendwelche Verluste?«

      Der I WO hielt einen Zettel in der Hand, von dem er jetzt zwei Namen entzifferte. »Obergefreiter Torpedomechaniker Zimmer liegt mit gebrochenem Bein im Lazarett in Köln. Zur Ergänzung der Mannschaft wurde Matrose Kehl zu U-810 befohlen.« Der I WO drehte sich zu den Männern um. »Matrose Kehl, vortreten.«

      Ein Mann löste sich aus den Reihen. Er war schon vorher aufgefallen, denn er überragte die meisten seiner Kameraden um Haupteslänge. Nicht einmal Funk-Maat Greimel konnte es an Körpergröße mit ihm aufnehmen. Der Aufgerufene trat vor den I WO und den Kaleun und schlug salutierend die Hacken zusammen.

      »Matrose Kehl, wird der zweiten Wache als Geschützhelfer zugeteilt«, fuhr der I WO fort.

      Kaleun Sieber nickte. »Willkommen an Bord, Matrose!«

      »Jawohl, Herr Kaleun!« Kehl streckte sich und schlug noch einmal die Hacken zusammen.

      Sieber kannte die Personalmeldung selbstverständlich bereits. Es bedurfte keiner weiteren Erklärungen. Die Flottille hatte ihm einen unerfahrenen Mann überlassen. Matrose Kehl war noch nie auf einem U-Boot gefahren, ein Marineartellerist, der in den letzten sechs Monaten seit seiner Einberufung nur Dienst auf dem Stützpunkt versehen hatte. Sieber musste allerdings froh sein, überhaupt jemanden zu bekommen. Der I WO hatte den Matrosen inzwischen abtreten lassen. Kaleun Sieber wandte seinen Blick wieder der Mannschaft zu. Er lächelte.

      »Unser erster Versuch, wieder für das Vaterland zu fahren, ist ja gründlich danebengegangen, aber die Jungs von der Werft haben die Sache wieder hinbekommen. Es fehlt, glaube ich, nur noch etwas Menninge, damit uns der neue Bug nicht gleich wieder wegrostet. Also, der LI wird schon wissen, was noch zu machen ist, aber viel kann es nicht mehr sein. Wir haben daher vom B.d.U. einen neuen Auslauftermin erhalten.« Sieber unterbrach sich für ein paar Sekunden und suchte nach Zustimmung in den Augen seiner Leute. »Wir haben also einen Termin. Sylvester feiern wir noch im Kasino, dann geht es aber am 7. raus, Männer.«

      »Jawohl, Herr Kaleun«, erklang es wieder im Chor.

      *

      Oberleutnant Linden blickte zu den Mündungsklappen der Torpedorohre. Michael stellte eine Leiter an den Bug und stieg hinauf. Er klopfte mit einem Hammer gegen die Außenverkleidung. Es war das Zeichen für Maier, der im Inneren des Bootes wartete. Die obere Mündungsklappe rechts schob sich auf. Michael hörte konzentriert auf das schabende Geräusch, mit dem die Führung der Mündungsklappe in der Gleitschiene lief. Der Mechanismus öffnete auch den vorderen Verschluss des Torpedorohres. Michael befühlte die Dichtung auf Unebenheiten. Mit dem Hammer gab er wieder Klopfzeichen. Die Mündungsklappe schob sich langsam zurück, die Öffnung in der Verkleidung wurde geschlossen.

      »Mich wundert es nur, dass die Rohre nichts abgekriegt haben sollen, Herr Oberleutnant.«

      »Die Werft hat alles überprüft. Die haben sogar einen Torpedo durch die Rohre gezogen.«

      »Naja, sieht soweit ja auch gut aus. Die Mündungsklappen laufen ruckfrei und der Verschluss wird wohl auch dicht sein. Wir sollten aber später noch einen Drucktest machen, Herr Oberleutnant, um ganz sicher zu sein.«

      Linden nickte. Dann räusperte er sich. »Mal was anderes, Stromm. Sie haben ja jetzt nur noch den Gefreiten Maier. Der Kaleun hat mich angewiesen, Ihnen einen Mann zu überstellen. Hätten sie da schon selbst jemanden im Auge?«

      Michael stieg von der Leiter. »Wenn Sie mich so fragen, Herr Oberleutnant. Ich brauche ja wenigstens jemanden mit Mechanikererfahrung, dem ich dann das Torpedo-ABC beibringen kann. Also mir wäre Sowinski recht.«

      »Gefreiter Sowinski gehört zu Keichers Leuten. Da müssen wir sehen, ob er ihn entbehren kann. Käme denn noch jemand anderes infrage?«

      Michael überlegte und schüttelte dann den Kopf. »Ich weiß nicht, vorläufig nicht. Wenn Sie erlauben, ich habe bereits mit Maat Keicher gesprochen. Er würde Sowinski zwar nicht gerne ziehen lassen, aber er hat ja genug Fachpersonal und kann eher einen, wie soll ich sagen, Ungelernten nehmen. Bei mir ist das eben nicht möglich.«

      »Gut, war schon richtig, dass Sie Keicher vorgewarnt haben. Die U-Offiziere sollen sich ohnehin besser abstimmen, meine ich.«

      »Jawohl, Herr Oberleutnant.«

      *

      Eine halbe Stunde später saß Michael mit Maier im Torpedobugraum zusammen. Sie gingen die Listen mit den Ersatzteilen durch. Maier hatte eine Übersicht der Bestände, die bei der U-Boot-Versorgungsstelle vorrätig waren.

      »Kreiselapparat«, las Michael von seinen Notizen ab.

      »Kein Kompletter«, antwortete Maier. »Es gibt aber jede Menge Einzelteile.«

      »Gut, bestellen. Ich bezweifle zwar, dass wir auf See einen funktionierenden Kreisel zusammenbauen können, aber vielleicht gelingt uns ja eine Reparatur.«

      »Können wir nicht zwei Ale mehr in Cherbourg ordern, die nehmen wir dann auseinander.«

      »Keine Chance. Unsere Flottille ist dort ohnehin nicht sehr beliebt, weil wir zu viele Typ-IX-Boote haben. Ich bin mal dort gewesen, bei so einem Schreibtischhengst. Der hat erst gar nicht geglaubt, dass wir allein in unsere Oberdecktuben zehn Torpedos stauen können. Der hat sich tatsächlich Pläne kommen lassen.«

      »Idioten, wissen die denn nicht, dass wir jetzt zu den Amis fahren und ordentlich was im Gepäck haben müssen.« Maier schüttelte

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