Kowalskis Mörder. Ole R. Börgdahl

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Kowalskis Mörder - Ole R. Börgdahl Marek-Quint-Trilogie

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und ich.«

      »Das dauert zu lange«, sagte Marek. »Das dauert alles jetzt schon viel zu lange. Wir brauchen eine Stunde nach Köpenick.«

      »Aber doch nicht am Sonntagmorgen?«

      »Gut, lass es eine dreiviertel Stunde sein, wenn wir mit Blaulicht fahren.« Marek schüttelte den Kopf.

      »Und was willst du dann tun?«, fragte Thomas und setzte sich wieder.

      »Ich rufe jetzt ein Revier in Köpenick an. Ich habe die Nummer vorhin schon herausgesucht. Da soll mal eine Streife nachsehen, das geht schneller.«

      »Und was glaubst du, sagt Kerstin dazu, wenn sie und ihre Freundin von einem Sondereinsatzkommando aus dem Bett geklingelt werden? Wenn die gestern auf Piste waren, dann schlafen die jetzt noch.« Thomas sah auf seine Armbanduhr. »Mann, es ist erst kurz vor sieben. Wenn wir sofort losfahren, dann sind wir um acht da, warten noch eine halbe Stunde und überraschen die Mädels mit frischen Brötchen, die wir unterwegs organisieren.« Thomas grinste erneut.

      »Du kapierst das wohl nicht, da ist was nicht in Ordnung«, rief Marek.

      »Hey, ich kann das aber nicht sehen, dass da was nicht in Ordnung ist.« Thomas gestikulierte in die Luft. »Oder nimmst du diese albernen Nachrichten wirklich für voll?«

      »Ja, das tue ich.« Marek zögerte. »Nachdem ich bei dir angerufen habe ist nämlich noch etwas gekommen.«

      Thomas verdrehte die Augen. »Lass mich raten, die haben eine Bombe unter Tremmels Arsch deponiert und werden die zünden, wenn wir nicht tun, was sie wollen. Frage ist nur, was die wollen.«

      »Ich kann dir genau sagen, was die wollen.« Marek wischte über sein Smartphone und hielt es Thomas hin.

      *

      Marek kam zurück ins Wohnzimmer und legte sein Festnetztelefon auf das Sideboard. Thomas blickte von Mareks Smartphone auf.

      »Was hast du den Kollegen erzählt?«

      »Kerstin wird dringend im Krankenhaus gebraucht und man konnte sie nicht erreichen.«

      »Die sind doch nicht blöd«, sagte Thomas kopfschüttelnd. »So dringend ist es doch in der Pathologie niemals.«

      »Ich habe ja auch nichts von der Gerichtsmedizin erzählt, ich habe nur angedeutet, dass Kerstin Ärztin ist und ein Patient ihre Hilfe benötigt.«

      »Sehr fantasievoll. Was sagen die, wie lange sie brauchen, um die Adresse zu checken?«

      »Zehn Minuten. Sie wollen eine Streife schicken, die ohnehin gerade in der Gegend unterwegs ist.«

      Thomas hielt Mareks Smartphone hoch. »Und was machen wir jetzt damit?«

      »Hast du es an den Drucker gesendet?«

      »Glaub schon, wenn ich es richtiggemacht habe.«

      Marek drehte sich um, ging aus dem Wohnzimmer über den Flur ins Arbeitszimmer und kehrte dreißig Sekunden später mit zwei engbedruckten Seiten zurück. Er zog den zweiten Ledersessel neben Thomas’ Platz und setzte sich.

      »Fassen wir das doch mal zusammen«, sagte er schließlich. »... Kowalskis Mörder ist in Berlin ... und ... Wir haben Deine Freundin ...«

      »Das werden wir dann ja wohl gleich genauer wissen, wenn die Streife sich gemeldet hat.« Thomas sah zum Telefon, das auf dem Sideboard neben der Schale mit dem künstlichen Obst lag.

      »Bleibt noch der angebliche Mord an Jürgen.« Marek überflog noch einmal den Ausdruck, der als PDF-Dokument an der HIKE-Nachricht angehängt war. »Meinst du, dass dieser sogenannte interne Bericht aus dem Auswärtigen Amt echt ist?«

      Thomas zuckte mit den Schultern. »Ist von der Aufmachung her etwas schlicht, keine Siegel oder so.«

      »Soll ja auch nur ein interner Bericht sein. Kennst du jemanden, der uns die Echtheit bestätigen könnte?«

      Thomas zuckte erneut mit den Schultern. »Ich kann bestimmt jemanden auftreiben, aber heute nicht mehr, es sei denn, wir gehen den offiziellen Weg.«

      »Gut, gehen wir davon aus, dass das hier echt ist«, sagte Marek und tippte mit dem Finger auf das Papier. »Lass uns doch mal von vorne anfangen. Das ist jetzt gut ein Jahr her, dass Jürgen nach Afghanistan gegangen ist und als eine Art Entwicklungshelfer Afghanische Polizei-Offiziere in Kunduz ausgebildet hat.«

      »Das war auch im Februar«, überlegte Thomas. »Ich war vom sechzehnten bis zwanzigsten auf Teneriffa, gleich danach hat Jürgen seinen Ausstand gegeben und ich war ganz überrascht, als es plötzlich hieß, dass du ihn in den drei Monaten vertreten solltest.«

      »Ich war auch überrascht, vor allem als Jürgen seine Mission verlängert hat und ich ihn weiterhin der kommissarische Leiter der Operativen Einheit sein sollte.«

      »Du warst sein Vertreter, aber wir haben es gemeinsam geschafft, dass man uns aufgelöst hat.« Thomas überlegte. »Zu dem Zeitpunkt hätte Jürgen schon zurückkommen müssen, dann wäre mir Tremmel erspart geblieben.«

      »Ist er aber nicht und ich finde, wir haben uns ganz gut selbst wieder ins Spiel gebracht.«

      »Ja, meinetwegen, aber als Jürgen im September auf Besuch in Berlin war, habe ich ihm schon gesagt, dass es unsere Operative Einheit ohne ihn ziemlich schwer hat, gegen die anderen Kommissariate im Dezernat anzustinken. Da hat er mir allerdings nicht verraten, dass er seine Ausbildungsmission sogar noch ein zweites Mal verlängern wollte.«

      »Ich ...« Marek zögerte. »Ich habe auch mit ihm gesprochen. Vielleicht hat er es dir nicht direkt gesagt, aber wenn er im Mai zurückkommt, will er ohnehin nicht weitermachen, das wollte er im September alles fix machen.«

      »Was?«, rief Thomas. »Das höre ich jetzt zum ersten Mal. Will er sich versetzen lassen? Davon hat er mir aber nichts erzählt, das kann nicht sein.«

      »Ruhestand«, sagte Marek und überlegte. »Außerdem musst du doch davon gewusst haben. Erinnerst du dich an die E-Mail, die er uns im Juli oder August vergangenen Jahres geschrieben hat?«

      »Er hat so oft geschrieben. Im Juli sagtest du?«

      »Ja, du musst dich doch daran erinnern. Wir waren gerade an dem Stolle-Börder Fall dran ...«

      »Der Tiefpunkt meine Karriere«, bemerkte Thomas.

      »Und gleichzeitig die Auferstehung der Einheit Kowalski, wie sie Roose immer genannt hat«, warf Marek ein.

      »Da hast du auch wieder recht. Und Jürgen hat damals geschrieben, dass er an Ruhestand denkt?« Thomas dachte nach. »Stimmt, du hast es mir am Telefon erzählt, dass Jürgen eine E-Mail geschickt hat. Die habe ich nie gelesen, weil ich an dem Tag besonders großen Stress mit Tremmel hatte und so richtig scheiße drauf war.«

      »Kann sein, jedenfalls hatte Jürgen vor noch dieses Jahr in den Ruhestand zu gehen. Vom Alter her würde es ja passen.«

      Thomas schüttelte den Kopf. »Eigentlich passt das gar nicht zu ihm?«

      »Aber als er im September noch einmal in Berlin war, hat er es auch erwähnt«

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